„Rabenmutter und Helikopter-Mama – ich kann beides!”

„Jeder kennt ja die typischen Elternklischees und ich ertappe mich selbst dabei, dass ich dann versuche, mich irgendwo einzuordnen. Ich lese auch gerne Texte zu den verschiedenen Erziehungstypen und frage mich dann: Bin ich vielleicht eine überkorrekte Crunchy Mom, weil ich neulich Bananenbrot für die Kinder selbst gebacken habe? Dann fällt mir wieder ein, dass ich meine Kinder nur kurz danach wenig vorbildlich vor dem Tablet geparkt habe, weil ich 10 Minuten Ruhe gebraucht habe, um die Küche wieder auf Vordermann zu bringen.

Geht es auch anderen Mamas so, dass sie sich ganz oft dabei ertappen, von einem Extrem ins andere zu kippen?

Ich habe manchmal das Gefühl zwischen Helikopter-Elternteil und Rabenmutter liegen nur wenige Minuten. Seitdem ich meine beiden Kinder habe, durchlaufe ich jeden Tag so viele Emotionen und Gemütszustände, machmal frage ich mich selbst, ob das noch ganz normal ist… (ist es doch, oder?)

Neulich zum Beispiel war ich mit meiner Tochter im Kinderwagen und mit meinem Sohn an der Straße unterwegs. Ich habe kurz auf mein Handy geschaut und war dann von einer Nachricht abgelenkt, als ich plötzlich hinter mir eine Stimme rufen hörte: ‚Entschuldigung, Sie haben hier was vergessen.‘ Mein Herz wäre in dem Moment fast stehengeblieben. Mein Sohn saß 50 Meter entfernt auf dem Boden, neben ihm ein älterer Herr, der mich streng ansah. Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, dass mein Kleiner nicht mehr weitergelaufen ist.

In dem Moment dachte ich nur: Rabenmutter, wie konnte dir das passieren?!

In anderen Momenten bin ich übervorsichtig und erfülle jedes Klischee der Helikopter-Eltern. Jeder, der mich und meinen Sohn auf dem Spielplatz beobachtet, wird genervt die Augen verdrehen. Ich laufe ständig hinter ihm her, weil meine Angst riesig ist, dass er stürzt und sich verletzt. Ungeachtet seiner ‚Mama, nein, allein‘-Rufe halte ich ihn an der Jacke fest, wenn er versucht, die Leiter zur Rutsche hochzuklettern.

Doch damit hören die Widersprüche längst nicht auf: Während ich für das Kita-Sommerfest immer fleißig in der Küche stehe und stundenlang Muffins für alle backe – für die Kinder ohne Zucker selbstverständlich – bin ich auch gefühlt die Einzige unter den Muttis, die beherzt zum Weinglas greift, wenn etwas Alkohol ausgeschenkt wird. Während ich für Ersteres beim Kita-Fest oft gemustert werde wie die unangenehme Klassenstreberin, bringt mit Zweiteres dann mitleidige Blicke ein, die mir das Gefühl geben, dass ich ein Alkoholproblem habe.

Sogar zwischen meinen beiden Kindern sind diese Schwankungen da.

Mein Sohn war ein Fläschchen-Baby, weil das Stillen einfach nicht klappen wollte (Rabenmutter), meine Tochter habe ich von Anfang an gestillt. Während Ersteres oft kritisiert wird, habe nun schon mal den Spruch zu hören bekommen, dass es so langsam auch mal gut sei mit dem Stillen. Mal davon abgesehen, dass ich mir da sicher nicht reinreden lassen werde, musste ich fast lachen, weil ich bei meinem ersten Kind so viel doofe Kommentare für das Fläschchen bekommen habe und jetzt schon wieder alles falsch mache – angeblich.

Für mich bleibt da nur ein Fazit: Als Mama kannst du einfach nicht alles richtig machen und allen anderen recht machen kannst du es schon gar nicht. Egal, ob du dich gerade als Rabenmutter fühlst oder wie eine Helikoptermama, mach dich gefasst, die nächste Phase kommt bestimmt.”


Liebe Elisa, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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