Premiere: Ungeborenes in Mamas Bauch am Gehirn operiert

In den USA wurde jetzt das erste Mal ein ungeborenes Kind noch in der Gebärmutter seiner Mama an den Hirngefäßen operiert.

Während einer Ultraschalluntersuchung in der 30. SSW kam heraus, dass das kleine Mädchen unter einer Fehlbildung der Vena Galeni litt. Ein Problem mit dieser Großhirnvene führt zu schwersten gesundheitlichen Problemen: Es fließt zu viel Blut durchs Gehirn, das Herz versucht, seine normale Arbeit zu verdoppeln, indem es Blut in die Fehlbildung pumpt, das dann umgehend zurück zum Herzen fließt.

So erläutert Darren B. Orbach, der wissenschaftliche Leiter des Eingriffs, im Gespräch mit dem Fachjournal „ Medscape“, die Problematik in einfachen Worten.

Das Problem daran: Betroffene Babys bekommen kurz nach der Geburt eine Herzschwäche.

Weitere neurologische Probleme oder Komplikationen mit dem Herz-Kreislauf-System folgen in den meisten Fällen.

Und auch die genaueren Untersuchungen des Mädchens zeigten, dass sie mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit „aggressive“ Beeinträchtigungen haben würde.

Sie hatte also ein hohes Risiko für schwere Komplikationen – daher entschied ihre Mama gemeinsam mit den Medizinern, das Risiko einer Operation einzugehen.

Das Team um Orbach, Mediziner aus dem Boston Children’s Hospital und dem Brigham & Women’s Hospital, operierte daher die 32-jährige Mutter und ihre ungeborene Tochter.

Für die OP musste die Kleine im Mutterleib so gedreht werden, dass ihr Kopf möglichst nahe an der Bauchwand lag.

Und den erhöhten Blutfluss der Kleinen zu minimieren, wurden die krankhaften Gefäße mit 25 Coils verschlossen, wie u.a. das Magazin „Stroke“ schreibt.

Mit Erfolg: Quasi sofort war eine deutliche Verringerung des Blutflusses messbar.

Das Mädchen kam zwei Tage nach der OP wegen eines Blasensprungs als Frühgeburt zur Welt.

Alle Vitalwerte waren altersgerecht. Ihre Untersuchung ergab eine kleine, gut verheilte Einstichstelle an der Hinterkopfbehaarung. Orbach: „Wir erwarteten mit angehaltenem Atem die Geburt, um zu sehen, wie es dem kleinen Mädchen klinisch geht. Ich versuchte, meine Erwartungen zurückzuschrauben, aber es war schnell klar, dass sie sich gut entwickeln würde. Jetzt ist sie zu Hause und muss in den ersten Wochen mit Sauerstoff versorgt werden, aber im Moment ist ihr neurologischer Status völlig intakt und sie sieht im Grunde wie jedes andere Baby aus.“

Unklar sei, ob noch weitere Eingriffe nötig sein werden:

„Wir werden sie genau beobachten und entscheiden, ob eine weitere Behandlung notwendig ist, je nachdem, ob die Fehlbildung wächst oder nicht.“

Die geglückte Operation gilt als echte „Pionierarbeit“. Aber: Orbach gibt auch zu bedenken, dass ein einziger erfolgreicher Fall nicht ausreiche, um daraus zu schließen, dass die Risiken des Verfahrens immer die Vorteile überwiegen.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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