Warum wir die Persönlichkeit unserer Kinder nicht beeinflussen können

Seit ich Mama bin, scheint die Zeit zu rasen. Gerade noch lag meine Tochter winzig klein in meinem Arm, da feiern wir plötzlich auch schon ihren 3. Geburtstag, und sie wechselt in der Kita zu den Großen. Wenn das so weitergeht, kommt sie morgen in die Schule und übermorgen…ja, was ist eigentlich übermorgen? Wie wird es sein, wenn die sie erwachsen ist? Und vor allem: Wie wird SIE sein? Vielleicht ein bisschen so wie ich? Oder eher wie der Papa? Vielleicht ja auch ganz anders. Auf jeden Fall wünsche ich mir natürlich wie jede Mama, dass sie glücklich ist. Und hoffe, dass wir sie zu selbstbewussten, ehrlichen, respektvollen, offenen und liebevollen Menschen mit einer starken Persönlichkeit erziehen.

Die Persönlichkeit unserer Kinder wird von den Genen bestimmt

Aber können wir das überhaupt? Unsere Kinder so hin erziehen, wie wir sie uns wünschen? In einem Gastbeitrag für die „Zeit“ sagt Verhaltensgenetiker Robert Plomin ganz klar „nein“. Er ist davon überzeugt, dass der Charakter unserer Kinder zum Großteil von den Genen bestimmt wird und somit seit der Geburt festgelegt ist. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir als Eltern nur sehr wenig Einfluss auf die Persönlichkeit unserer Kinder nehmen können. Klingt komisch, oder?

Wenn ein Kind gern liest, können (und sollten) wir es dabei unterstützen. Foto: Bigstock

Dabei habe ich immer gedacht, dass zum Großteil wir Eltern dafür verantwortlich sind, wie sich unsere Kinder entwickeln, und was einmal aus ihnen wird. Allerdings beziehen sich die Aussagen des Verhaltensforschers auch nicht auf alle Bereiche der kindlichen Entwicklung, sondern „nur“ auf grundsätzliche Persönlichkeitsmerkmale. Aber auch das finde ich schon schwer zu glauben. Denn es bedeutet, dass Mama und Papa nur wenig Einfluss darauf haben, wie intelligent, sportlich, musikalisch oder schüchtern der Nachwuchs ist.

Unsere Kinder haben zu 50 % die gleichen Gene wie wir

Auch wenn das vielleicht zunächst etwas abwegig klingt: Robert Plomin liefert gute Argumente für seine Theorie. Vor mehr als 100 Jahren stand für die meisten Forscher noch fest, dass ein Kind vor allem durch seine Eltern und die Umgebung geformt wird. Das hieß auch: Erkrankte ein Kind an Schizophrenie, lag das natürlich an der falschen Erziehung durch die Mutter. Bitte was? In den 60er Jahren wurde diese Einstellung dann zum Glück überdacht. Immerhin haben Kinder zu 50 % die gleichen Gene wie ihre Eltern – da liegt es also nah, dass nicht nur die Erziehung den Charakter eines Kindes bestimmt.

In Studien mit eineiigen und zweieiigen Zwillingen wurde untersucht, in welchen Punkten sie sich gleichen bzw. unterscheiden. Außerdem wurde getestet, wie sich Zwillinge entwicklen, die in verschiedenen Familien aufwachsen. Das überraschende Ergebnis: Auch bei einem komplett unterschiedlichem Umfeld waren Merkmale wie Intelligenz, Offenheit, Motivation und Selbstkontrolle sehr ähnlich. Und auch die geistige Gesundheit hing zu einem großen Teil von den Erbanlagen ab – und eben nicht von Umfeld und Erziehung. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass es für die Persönlichkeit von Kindern keinen großen Unterschied macht, ob sie bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen oder in einer Adoptivfamilie.

Trotzdem ist es nicht egal, wie wir unsere Kinder erziehen

Das heißt aber natürlich nicht, dass es egal ist, ob und wie wir uns um unsere Kinder kümmern. Denn auch wenn die grundsätzlichen Charaktereigenschaften von Geburt an festgelegt sind, können wir unsere Kinder unterstützen und ermutigen. Wir können ihre Interessen fördern und ihnen dabei helfen, ihre Stärken zu erkennen. Wir können sie loben und anspornen, sich für ihre Überzeugungen einzusetzen. Wir können ihnen Liebe und Aufmerksamkeit geben. Und wir können ihnen vorleben, wie wichtig ein liebevoller, respektvoller und ehrlicher Umgang miteinander ist.

Wir können unsere Kinder nicht zu einem Menschen machen, der sie nicht sind.

Was wir eben nicht können, ist, sie grundsätzlich zu ändern und zu einem Menschen zu machen, den wir vielleicht gern hätten – der sie aber nicht sind. Denn obwohl unsere Kinder zu 50 % unsere Gene haben, unterscheiden sie sich eben auch zu 50 % von uns.Wir können keine Sportskanonen aus ihnen machen, wenn sie viel lieber lesen oder basteln. Wir können sie nicht zu kleinen Wissenschaftlern machen, wenn sie viel lieber Fußball spielen oder sich beim Turnen verausgaben. Wir können sie nicht zwingen, erfolgreich Geige zu spielen, wenn sie eigentlich viel lieber handwerkern möchten.

Aber das wollen wir ja auch gar nicht, oder? Schließlich sind unsere Kinder toll so, wie sie sind. Und es macht unglaublich Spaß, sie bei ihrer Entwicklung zu begleiten und zu beobachten, wie sie zu einer eigenen Persönlichkeit werden – mit unserer Hilfe und Unterstützung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Stadion zu finden. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Dazu nutze ich auch die Bastel-Erfahrungen mit meinen Kindern für einfache DIY-Anleitungen.

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