„Oma und Opa reden meiner Fünfjährigen ein, dass sie dick ist! ”

„Ich bin 36 Jahre alt und habe eine fünfjährige Tochter. Schon seit ich damals ausgezogen bin, habe ich den Kontakt zu meiner eigenen Familie reduziert, weil er mit einfach nicht gut getan hat. Jetzt habe ich Angst, dass sie auch meine Kleine negativ beeinflussen könnten.

Als ich ein kleines Kind war, war das äußere Erscheinungsbild und die Figur immer Thema bei uns.

Da ich schon immer ein paar Pfunde mehr auf den Rippen hatte als meine von Natur aus sehr dünne, große Schwester, hatte ich das Gefühl, beim Essen dauernd unter Beobachtung zu stehen. Ständig wurde kommentiert, was und wieviel ich esse und immer wieder meine Figur kritisiert. Mit 13 wollte ich zum Beispiel mit meiner Mama einen neuen Bikini kaufen, aber sie meinte nur, dass ich dafür zu dick wäre und deswegen kaufte sie mir statt des Bikinis nur einen Badeanzug.

Wen wundert es, dass ich mich danach immer wieder mit Diäten quälte. Nur um anschließend noch mehr Selbsthass zu empfinden, wenn ich mein Ziel wieder nicht erreicht hatte und meine Eltern sich über mich lustig machten. Doch schon kurz nach meinem Auszug mit 19 begann ich das zu reflektieren und stellte fest, wie viel negative Gefühle meine Familie mir wegen meines Aussehens mitgegeben hat.

Dann lernte ich mit Anfang 20 meinen Mann kennen, der mich liebt, wie ich bin.

Er sagt sogar heute noch, dass er keine meiner Kurven missen möchte. So schaffte ich es dann als Erwachsene, mich endlich mit meinem Körper zu versöhnen. Trotzdem reagiere ich nach wie vor sehr empfindlich auf die Sprüche meiner Familie. Auch wenn die Gelegenheiten dazu weniger geworden sind, machen meine Eltern und Geschwister nämlich immer noch gemeine Kommentare zu meinem Aussehen und meiner Figur.

Seitdem ich Mama geworden bin, sehe ich das alles noch kritischer. Schließlich bekommt meine Kleine das alles mit und ich möchte nicht, dass sie die fragwürdigen Körperideale meiner Familie übernimmt. Ich wünsche mir für sie, dass sie sich annehmen kann wie sie ist und wichtigere Themen kennt als ihr Gewicht. Trotzdem möchte ich ihr auch den Kontakt zu ihren Großeltern, Tanten und Onkeln nicht vorenthalten.

Ich bin mir auch sicher, dass ihre Großeltern sie wirklich lieben.

Aber seitdem meine Maus fünf geworden ist und damit so langsam eine kleine Dame wird, bekomme ich häufiger mit, dass sie auch ihr gegenüber gemeine Kommentare machen. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass meine Tochter nicht übergewichtig ist. Zum Beispiel meinte ihr Opa neulich, dass sie lieber nicht so viel von den Süßigkeiten nehmen soll, weil sie ganz schön viel Bauch hätte. Meine Tochter fragte mich dann abends, ob sie normal sei und ob ich ihren Bauch schlimm finden würde.

Bei solchen Äußerungen von ihr bricht mir dann fast das Herz. Ich weiß ja schließlich selbst noch, wie sich das anfühlt. Neulich war ich dann dabei, als meine Mutter, also ihre Oma, zu meiner Maus meinte, dass sie aufpassen müsste, dass die anderen Kinder sie nicht auslachen, weil sie so ein ‚Pummelchen‘ ist. Bisher hat noch niemand meine Tochter wegen ihres Gewichts ausgelacht, wie gesagt, in meinen Augen hat sie eine ganz normale Figur.

Aber selbst wenn nicht, glaube ich nicht, dass ihr solche verletzenden und angstmachenden Kommentare wirklich helfen.

Ich habe natürlich sofort eingegriffen und meine Mutter zurechtgewiesen, dass das vollkommener Blödsinn sei und ich nicht möchte, dass sie so mit meiner Tochter spricht. Das ist mir, ehrlich gesagt, sehr schwer gefallen. Meine Mutter war dann auch direkt eingeschnappt, für sie ist das alles ‚Anstellen‘. Von Einsicht keine Spur. Ich frage mich deswegen mittlerweile, was das Beste für meine Tochter wäre.

Soll ich den Kontakt zu ihren Großeltern noch mehr einschränken, sodass sie diesen negativen Kommentaren nicht mehr ausgesetzt ist? Oder reicht es schon, wenn ich mit meiner Tochter über diese Bemerkungen rede und sie für sie einordne? Immerhin bin ich die Mutter und habe (noch) einen großen Einfluss auf ihre Körperwahrnehmung.

Ich wünsche mir doch nur, dass meinem kleinen Mädchen der Kummer erspart wird, den ich früher empfunden habe.“


Vielen Dank, liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), dass du deine Meinung mit uns geteilt hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Barbara Schmitt
Barbara Schmitt
2 Jahre zuvor

Also ich fürchte, dass es nix bringt, wenn du mit deiner Tochter über die Kommentare redest und sie einordnest. Ich befürchte, dass der ganze Mist bei deiner Kleinen im Hinterkopf hängen bleibt, man kennt das ja von sich selber, manches vergisst man nicht wieder, manches hängt im Kopf und bleibt da.
Ich finde es gut, dass du da sehr deutlich mit deiner Mutter geredet hat! Du bist die Mama und deine Mutter muss das nicht verstehen, sondern deinen Wunsch respektieren und dieses böse Gerede lassen!! Setz dich durch!! Ansonsten setz deinen Eltern die „Pistole auf die Brust“: entweder sie hören auf die Kleine so nieder zu machen, oder sie sehen sie halt nur noch selten