„Nie fühlte ich mich so fremd in meinem Körper wie in der Schwangerschaft.”

Als Fotografin hatte Vivi ein klares Bild im Kopf: wie sie selbst in der Schwangerschaft aussehen würde. Doch als ihr Körper sich in der Schwangerschaft veränderte, wich die Vorfreude der Selbstkritik. Sie wollte sich nicht mehr zeigen – bis ein einziger Satz alles veränderte. Heute sieht sie auf Fotos etwas ganz anderes als früher: Liebe, Stärke und das echte Leben.

„Als ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, hatte ich sofort ein Bild im Kopf. Im wahrsten Sinne. Ich sah mich selbst, wie ich später als werdende Mama vor der Kamera stehen würde: Sanftes Licht, weite Kleider, eine Hand auf dem Bauch, die andere im Haar. Diese typischen Babybauchfotos: ästhetisch, stolz, voller Vorfreude.

Ich bin Fotografin. Ich wusste genau, wie ich das machen wollte. Die Outfits hatte ich schon im Kopf. Ideen für Licht, Perspektive, Location.

Doch dann kam alles anders.

Im letzten Trimester meiner Schwangerschaft veränderte sich mein Körper schneller, als ich mithalten konnte. Wassereinlagerungen, geschwollene Füße und ein aufgequollenes Gesicht. Ich fühlte mich fremd in meiner eigenen Hülle: aufgedunsen, unbeweglich, müde. Nichts passte mehr. Schon gar nicht mein Idealbild von mir selbst.

Und dann kam die Babyparty. Eine wunderschöne Überraschung, mit so viel Liebe vorbereitet. Und ich? Ich konnte mich nicht wirklich freuen. Nicht, weil ich undankbar war, sondern weil
ich mit mir selbst richtig unzufrieden war. Ich fühlte mich wie ein Elefant auf dem Präsentierteller.

Und als ich später die Bilder vom Tag sah, tat es weh.

Jede, die schon einmal schwanger war, kennt vielleicht die Gefühlsausbrüche, mitunter vielleicht auch wegen den Hormonen. Ich war total schockiert, was ich auf diesen Fotos gesehen
habe. So sehr, dass ich weinen musste. Ich dachte: Ich sehe aus wie ein Bulle. Wie ein watschelnder Pinguin. Wie jemand, der nicht gesehen werden will. Nicht wie die Frau, die ich sein wollte.

Und vor allem nicht wie die Mama, die ich später meinen Kindern zeigen wollte. Ich machte dicht – obwohl ich Fotografin bin Nach dieser Babyparty war Schluss. Ich, die sonst mit Leidenschaft Erinnerungen festhält, wollte nicht mehr vor eine Kamera. Nicht mal vor meine eigene.

Kein Bauchfoto, kein Selfie, nichts.

Ich schob es auf die Müdigkeit, auf den Stress, auf ‚später‘. Aber in Wahrheit war es mein Blick auf mich selbst, der mir im Weg stand. Das Gefühl war wirklich schlimm. Ich kam mir so absurd vor.
Es war meine Frau, die irgendwann sagte: ‚Ich glaube, du wirst das bereuen. Ich möchte wenigstens ein paar Fotos von dir. Für dich. Für uns. Für später.‘ Und dann dieser Satz, der alles veränderte: ‚Das ist nicht nur ein Bauch. Das ist das Zuhause von unserem Baby.‘ Das saß.

Also stimmte ich zu. Ein paar Bilder. Zuhause. Ohne Publikum. Ohne Aufwand. Nur wir zwei und unsere Kamera. Ein bisschen Licht, ein bisschen Zeit. Ganz intim. Wenn ich gewusst hätte, dass es doch noch ganz anders kam, als ich dachte… Tja, da hätte ich vermutlich komplett anders entschieden.

Denn es kam nicht mehr zu diesem Fotoshooting.

In der Nacht wurde unsere Tochter geboren. Was dann kam, hätte ich nie erwartet In dem Moment als ich realisiert hatte, dass es wirklich die Geburt ist, dachte ich noch: Und was ist jetzt mit den Fotos? Ein, zwei Tage später passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Ich scrollte durch das Smartphone meiner Frau. Sie hatte in den Monaten davor, ohne viel zu sagen, immer wieder kleine Fotos gemacht.

Mit dem Handy. Im Garten. Am Strand. Im Alltag. Ungeplant. Unperfekt. Einfach so. Ich hatte es zwar teilweise natürlich mitbekommen, aber meine Gedanken waren ‚die werde ich sowieso nicht oft anschauen.‘ Aus den Augen, aus dem Sinn.

Und dann hielt ich unsere Tochter im Arm und sah auf diese Bilder.

Ich sah keine Schwellungen. Nicht mein aufgedunsenes Gesicht. Nicht meinen Stiernacken oder die X-Beine. Ich sah: Mich. Wie ich trug. Wie ich wartete. Wie ich liebte. Und zum ersten Mal seit Monaten war mein erster Gedanke nicht: ‚Wie sehe ich aus?‘ Sondern da war dieses unglaubliche Gefühl von Demut. Es ging nicht mehr um das Optische. Da ist so viel mehr auf Bildern, als das Offensichtliche.

Vivi ist heute dankbar für jedes einzelne Foto.

Vivi ist heute dankbar für jedes einzelne Foto.

Diese Handybilder sind für mich heute unbezahlbar. Ich habe verstanden, dass Erinnerungen nicht gemacht werden, damit man sich schön findet. Sondern um sich daran zu erinnern, was einem wichtig ist. Heute schaue ich Bilder an und sehe vor allem Gefühle.

Und wenn ich doch mal denke: ‚Also die Hose … naja‘, dann kann ich trotzdem lächeln. Weil ich weiß: Dieser Moment war etwas besonderes. Weil mein Kind so lächtelt, wie es lächelt. Oder weil dieser Tag so unglaublich leicht war. Oder weil wir als kleine Familie etwas zum ersten Mal gemacht haben. Und das ist so viel mehr als ‚schön‘.

Was ich anderen Mamas heute sagen will

Wenn du dich gerade unwohl fühlst, dich nicht auf Bildern sehen magst, dann erinnere dich daran: Vielleicht siehst du heute etwas, das dir nicht gefällt. Aber morgen siehst du etwas, das dir niemand sonst zeigen kann: Wie du diesen Moment gelebt hast. Und dein Kind wird dich sehen und dankbar sein, dass du da warst. Unperfekt. Echt. Und im Jetzt.

Mein Appell an dich: MACH DAS FOTO.”


Liebe Vivi, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
Vivi ist Mama, professionelle Fotografin und Co-Gründerin von Life of Moms. Um dir direkt zu helfen, wie du wunderschöne Bilder mit dem Smartphone umsetzen kannst, hat sie ein kleines kostenloses Mini-E-Book entworfen.

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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