Warum Mamas nicht ihre ganze Liebe geben sollten…

Übersetzt man Mutter ins Englische, klar, heißt es mother. Dieses Wort wiederum besteht zu einem großen Teil aus „other“. Also „andere“.

Passt. Denn als Mama, da gibt man ganz viel. Für sein Kind. Und auch für andere. Man selbst nimmt sich zurück. Manchmal gezwungenermaßen, häufig aber gerne und ohne groß darüber nachzudenken. Kein Problem für Super-Mama, versprochen!

Aber: Wieso passiert das eigentlich fast allen Mamas? Und: Ist das wirklich „kein Problem“?

Das Mamasein ändert die Lebensbedingungen komplett

In dem Moment, in dem unser zartes Wesen auf die Welt kommt, ändert sich alles. Zum Glück! Es gibt nichts Schöneres, als Mama zu sein. Diese bedingungslose Liebe, all diese spannenden Entwicklungen, dieser Stolz, wenn unser Kind etwas toll kann oder andere von ihm schwärmen… die Liste der herzerwärmenden, wundervollen Dinge, von denen man vorher nichts geahnt hatte, ist unendlich lang.

Aber noch etwas ändert sich mit der Geburt. Unser Leben? Das dreht sich jetzt hauptsächlich um ein anderes Leben. Einen kleinen Menschen, der rund um die Uhr Bedürfnisse hat. Mit der Zeit wird unser Kind zwar immer selbstständiger, aber seine Mama, die wird es noch viele Jahre intensiv brauchen. Ebenfalls: Zum Glück! Es gibt nichts Schöneres, als Mama zu sein.

Und dann sind da ja zusätzlich noch die Menschen aus unserem alten Leben. Einen Partner, vielleicht noch ein wundervolles Kind, Eltern, die uns unter Umständen ebenfalls immer mehr brauchen, den Rest der Familie, Freunde, irgendwann wieder Chef und Kollegen… und alle von ihnen haben ebenfalls Ansprüche an uns. Vielleicht keine sehr intensiven, und keine, die wir nicht gerne erfüllen… Aber der Partner möchte eben nicht immer nur Papa sein, sondern auch wieder Liebhaber und Kumpel. Freundschaften muss man pflegen. Und all das möchten wir doch auch! Von Herzen gerne sogar!

Und deswegen organisieren wir Babysitter für unser Kind und romantische Abende für uns als Paar, treffen Freundinnen, auch wenn wir eigentlich lieber schlafen würden und lassen unser Kind zähneknirschend eine Stunde länger in der Krippe, um das wichtige Projekt noch zu beenden.

Zeit zu zweit tut einem Paar gut – wenn es nicht in Planungsstress ausartet. Foto: Bigstock

Nur eine kommt dabei immer zu kurz

Und irgendwie schaffen wir es meistens, alle „zu bedienen“. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir jemanden vernachlässigen, zermartert uns das schlechte Gewissen.

Außer, wir vernachlässigen uns selbst. Das ist okay so, wir schmollen nicht mit uns und kommen schon klar.

Aber ganz ehrlich: Ist das wirklich so? Ich zumindest, ich vermisse es, so viel und lange schlafen zu können, wie ich möchte. Ich vermisse es, kurz loszugehen, ohne einen riesigen Rucksack mit Snacks, Trinkflasche, Wechselwäsche, Sonnenhut….. mitzunehmen. (Die meisten Dinge bringe ich unangetastet wieder mit heim, aber wehe mir, sie wären nicht dabei…) Ich verfluche es manchmal, dass etwas freie Zeit als Paar immer mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, um unseren Schatz gut versorgt zu wissen. Ich vermisse es, abends zumindest die Hälfte meiner To-Do-Liste abgehakt zu haben.

Der Lohn ist sehr hoch

Bitte nicht falsch verstehen: Das ist nur eine kleine Liste an wehmütigen Wünschen, und sie ist ein vergleichsweise  winziger Preis für das, was ich bekommen habe. Ich liebe es, Mama zu sein. Ein Lächeln meiner Tochter kann einen ganzen Tag retten, ein Kuss von ihr sogar mehrere. Ich gehe auf im Mamasein – muss aber aufpassen, nicht gleichzeitig unterzugehen.

Denn an manchen Abenden beim Zubettgehen merke ich, das ich noch keine Viertelstunde Ruhe gehabt habe. Zeit, nur für mich und meine Gedanken. Ich merke, dass ich seit Ewigkeiten meinen Schrank aufräumen will, aus dessen Chaos ich morgens nur noch die ewig selben Shirts, die ganz vorne liegen, angle. Diese Zeitschrift will ich seit Wochen lesen und meine Nägel seit Tagen lackieren. Das Staffelfinale meiner Serie gucken und Laufen gehen. Klappt alles nicht.

Ist ja aber egal, sage ich mir dann, das ändert sich ja auch wieder!

Nur – wann denn? Meine Tochter ist jetzt vier Jahre alt.

Die Waage zwischen selbstlos und egoistisch finden

Wem es genau so geht wie mir, den möchte ich ermutigen, mit mir einen neuen Weg einzuschlagen. Es ist an der Zeit, dass wir unseren persönlichen Weg finden. Das wir herausfinden, wieviel wir wirklich gerne geben, wieviel darüber hinaus vielleicht noch nötig ist (wir werden eben gebraucht) – und wo wir Platz für uns finden. Ganz bewusst. Zeit, die wir für uns selbst als Termin einplanen, der auf keinen Fall verschoben wird.

Denn ich bin überzeugt davon: Das ist der Weg, der uns glücklich machen wird. Und glücklich sind wir dann wiederum auch die besten Mamas, Partnerinnen und Freundinnen.

Deswegen: Mamas sollten ihren Kindern all die Liebe geben, die sie können – ein kleines Bisschen aber, das dürfen sie besten Gewissens für sich selbst behalten.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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