„Nach vielen Schicksalsschlägen hätte ich fast mein Kind verloren.”

„Bei mir begann es, als ich 15 Jahre alt war. Ich wurde schwanger und war einerseits sehr glücklich, aber andererseits hatte ich Angst, da ich ja doch noch sehr jung war. In den ersten Wochen verlief alles super. Doch Ende der 11. SSW. bekam ich plötzlich qualvolle Schmerzen und starke Blutungen und ich wusste sofort, dass was nicht stimmt. Ich lief zu meiner Mutter und sie fuhr sofort mit mir ins Spital.

Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis ich endlich mal dran kam für die Untersuchung. Dann der Schock, ich hatte eine Fehlgeburt, für mich brach eine Welt zusammen und ich war nervlich am Boden zerstört. Jahre vergingen, aber die Erinnerung blieb. Als ich 19 wurde, wurde ich wieder schwanger, aber auch da war das Glück nicht an meiner Seite und ich hatte wieder eine Fehlgeburt in der 10 SSW.

Ich begann mich selber zu hassen, weil ich einfach nicht verstand, was mit mir los war.

Mit 21 durfte ich wieder positiv testen und statt Freude bekam ich einfach nur Angst. Was ist, wenn es wieder passiert? Doch leider geschah es wieder: Ich hatte in der 11 SSW. wieder eine Fehlgeburt. Mein Herz brach in 10000 Teile. Als wären diese Verluste nicht schmerzhaft genug, verlor ich auch meinen besten Freund, als ich 22 wurde und dann eine sehr gute Freundin, die ich von Kind an kannte auf eine sehr tragische Art und Weise, als ich 23 wurde.

Ich fühlte mich von Pech verfolgt. Mit 25 verlor ich meine beste Freundin kurz vor meinem Geburtstag und sah sie tot. Ich bekam dadurch eine schwere posttraumatische Belastungsstörung und schwere Depressionen sowie panphobische Störungen. Ich fragte mich, warum verlassen mich alle, die ich liebe und das auf so tragische Art und Weise? Ich bin dankbar, dass mein Verlobter immer für mich da war und mir Halt gab.

Ich weiß, dass ich es ohne ihn nicht geschafft hätte.

Ca. ein halbes Jahr nachdem meine beste Freundin gestorben war, erkrankte mein Verlobter an Epilepsie. Auch dies brach meine Welt in Scherben, da ich solche Angst hatte, auch ihn zu verlieren. Gott sei Dank geht es ihm gut, doch anfallfrei ist er bis heute nicht, trotz der Medikamente. Aber wir halten zusammen und zum Glück sind die Anfälle nicht mehr so oft wie am Anfang, als er alle 1-2 Wochen Anfälle bekam. Durch die Medikamente bekommt er nun alle 2-3 oder auch alle 4 Monate einen Anfall.

Die Zeit verging und als ich 27 war, hatte ich wieder einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Mein Verlobter wusste vor mir, dass ich schwanger war und meinte ‚Schatz, mach einen Test, denn du bist, schwanger.‘ Ich erwiderte: ‚Du spinnst, du weißt doch, dass ich seit der letzten Fehlgeburt nicht mehr schwanger wurde und das ist sechs Jahre her.‘

Er ließ nicht locker und daraufhin ging ich einen Test kaufen.

Da ich aufs Klo musste, machte ich auch gleich den Test und der zeigte sofort zwei Striche an, ohne, dass ich warten musste. Ich schrie auf und weinte. ‚Du hattest recht‘, rief ich meinem Verlobten zu. Wieder kamen Freude und Ängste zusammen. Ich ging zum Arzt und mir wurde gesagt, dass ich in der 8. SSW. sei und alles in bester Ordnung ist. Wir waren überglücklich. Wir freuten uns über jede einzelne Untersuchung aufs Neue.

Alles verlief perfekt, bis in der 27. SSW, da hatte ich meine letzte Untersuchung beim Frauenarzt. Da verlief alles noch super und alles passte. Doch plötzlich bekam ich in der 29. SSW. Wasser in den Füßen und machte mir Sorgen, da es echt nicht mehr normal aussah. Daraufhin fuhren mein Verlobter und ich ins Spital und ich muss sagen Gott sei Dank! Denn dort wurde festgestellt, dass mein Blutdruck viel zu hoch war. Sie sagten mir, dass ich heim fahren soll und ein paar Sachen holen soll, da ich zur Beobachtung bleiben muss.

Nun folgten mehrere Untersuchungen und es kam raus, dass ich eine Präeklampsie hatte.

Sie sagten, dass ich bleiben muss. Ich hatte weder Schwindel noch sonst irgendwelche Symptome. Obwohl der Blutdruck enorm hoch war, fühlte ich mich normal. Zeit verging und ich war in der 31. SSW und noch immer im Spital. Sie hatten mir eine Woche lang immer wieder Tabletten gegeben, damit mein Blutdruck wieder heruntergeht, aber leider ohne Erfolg. Ich musste einen Ultraschall machen, wo sie sahen, dass unser Kind weder wuchs noch zunahm seit der 27. SSW.

Sie sagten, das liege an der Präeklampsie, die sich bedauerlicherweise zu dieser Zeit zu einer schweren Präeklampsie umwandelte. Wir hatten solche Angst um unser Kind und ich weinte viel. Ich musste ein CTG machen, bei dem alles noch schlimmer wurde. Sie fanden keine richtigen Herztöne mehr, da sie immer wieder abfielen. Mein Blutdruck war schon fast auf über 200 und sie sagten, dass wir nicht mehr lange warten können und sofort einen Notkaiserschnitt machen müssen.

Die Gefahr bestand, dass ich sonst mit meinem Kind sterben könnte.

Kurz vor dem Notkaiserschnitt hatten sie gesagt, dass sie nicht viel Hoffnung haben, dass das Baby überleben wird und für mich brach eine Welt zusammen. Ich wollte das alles einfach nicht mehr hören. Ich rief meinen Verlobten an, dass er schnell kommen soll, da sie unser Baby jetzt holen wollen. Er kam so schnell er konnte. Leider konnte ich unser Baby nicht sehen, aber mein Verlobter konnte sie kurz sehen. Ich habe so geweint und hatte Angst.

Unser Baby wurde sofort auf die Neo-Intensiv gebracht, da sie sehr schwach war und nur 36 cm groß und 1050 g wog. Ich durfte unser Baby erst am nächsten Tag mittags das erste Mal sehen. Es brach mir das Herz zu sehen, wie klein und zart sie ist und dass sie jetzt schon kämpfen muss, obwohl sie gerade erst geboren ist. 1 1/2 Monate musste sie auf der Neo-Intensiv bleiben und jeder einzelner Tag war für uns die Hölle, da wir nicht schlafen konnten vor Angst.

Wir hatten Angst, dass etwas sein könnte mit der Kleinen und wir das Handy nicht hören.

Jeden Tag gingen wir zu ihr ins Spital hinein, um sie zu sehen. Sie entwickelte sich so prächtig, doch jeden Tag brach es uns das Herz, als wir uns von ihr verabschieden mussten. Nach den 1 1/2 Monaten kam endlich der Tag, an dem ich mit unserem Baby auf die Mutter-Kind-Station kam. 5 Tage verbrachten wir dort, bis wir endlich nach Hause durften. Wir sind so unglaublich stolz auf unser Baby, dass sie so gekämpft hat!

Heute ist unser Kind bereits zwei Jahre alt und einfach wundervoll. Leider erlitt sie ein Trauma durch die Geburt und leidet an massiven Verlustängsten. Aber im Großen und Ganzen ist es ein sehr fröhliches und neugieriges Kind. Man merkt ihr auch nichts an, sie ist nur ein bisschen kleiner und zarter als andere Kinder in ihrem Alter. Aber sonst ist unser Kind sehr weit voraus.

Ich möchte euch mit alldem sagen, dass es auch Momente gibt, die man mehr als nur Glück nennen kann und man die Hoffnung nie aufgeben sollte, auch wenn es noch so schwer ist.”


Liebe Tanja, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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