Zwei Jahre lang hatte sich Jenny ein Kind gewünscht. Als sie endlich schwanger wurde, ahnte sie nicht, dass ihre Geburtserfahrung und die ersten Monate mit ihrem Sohn sie an körperliche und seelische Grenzen bringen würden. Sie spricht in ihrer Echten Geschichte nicht nur über Angst und Trauma, sondern auch über Heilung, Hilfe und Vertrauen. Ihr Weg ist noch nicht zu Ende, aber sie geht ihn – für sich, und für ihren Sohn.
„Nach zwei Jahren Kinderwunsch war ich endlich schwanger – mit meinem Sohn, der heute 3,5 Jahre alt ist. Aber die Schwangerschaft war schon der reinste Horror. Ich habe gefühlt alles mitgenommen, was geht. Und dann kamen die Wehen – fast 48 Stunden lang.
Zwischen den Wehen hatte ich immer wieder Panikattacken – und das war im Nachhinein noch das kleinste Problem. Als ich zu erschöpft war, wurde mir zum Kaiserschnitt geraten. Im ersten Moment war ich erleichtert. Aber ich wusste nicht, was mir bevorstand.
Niemand erklärte mir im Vorfeld, wie so ein Kaiserschnitt wirklich abläuft.
Als ich im OP-Saal war und gefesselt wurde, bekam ich panische Angst – das ist eine meiner schlimmsten Ängste. Ich hatte heftige Panikattacken, bekam ein Beruhigungsmittel, aber nichts half wirklich. Es waren gefühlt tausend Menschen im Raum, das machte alles nur schlimmer.
Die Ärzte sprachen in meinem Beisein abfällig über den anstrengenden Tag und mich. Ich schrie immer wieder, fragte, ob alles in Ordnung sei – ich hatte Todesangst. Ich fiel immer wieder in kurze Ohnmachten und wachte voller Panik wieder auf.
Es war furchtbar.
Mein Sohn wurde geholt, mein Mann ging mit ihm fort – und ich spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich flehte die Hebammen an, mir zu sagen, wie es meinem Kind geht. Schließlich sagten sie, er bekomme keine Luft und müsse auf die Intensivstation.
Ab diesem Moment war mir alles egal. Ich dachte: Wir müssen sterben. Ich ließ los – und verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, war mein Sohn an Schläuchen – aber er lebte. Wir lebten.
Nach ein paar Tagen konnten wir beide die Intensivstation verlassen.
Aber mein Gefühl, dass etwas mit meinem Kind nicht stimmte, blieb. Er atmete sehr schnell und angestrengt. Die Ärzte sagten, das sei normal – aber es wurde nicht besser.
Ich ging mit ihm zum Kinderarzt, und dieser überwies uns sofort zurück ins Krankenhaus. Nach vielen Untersuchungen kam heraus, dass mein Sohn vermutlich durch das Blähmanöver Luft im Bauchraum hatte, die auf seine Lunge drückte. Die Ärzte sagten, sein Körper würde die Luft selbst absorbieren.
Wir wurden entlassen – aber seine Atmung blieb auffällig.
Die Kinderärztin stellte schließlich eine Verdachtsdiagnose: Lungenfunktionsstörung oder Zilienfunktionsstörung. Wir sollten in eine Kinderlungenklinik – aber durch Corona wurde der Termin mehrfach verschoben. Fast ein Jahr lang lebten wir in Angst, ohne zu wissen, ob unser Kind schwer krank war.
Wir mieden soziale Kontakte, hatten ständig Angst vor Infekten.
Es war eine schreckliche Zeit.
Endlich kam der Termin in der Klinik – und nach einem kurzen Blick und einer kleinen Untersuchung sagte der Arzt: ‚Ihr Kind ist völlig gesund.‘
Die Klinikärzte sagten sogar, es sei fast schon unverantwortlich gewesen, diese seltene und schwere Diagnose überhaupt zu vermuten. Die Entwicklung meines Sohnes passe überhaupt nicht dazu. Seine Atmung normalisierte sich langsam – er war wirklich gesund. Ich war körperlich und seelisch am Ende.
Ich entwickelte in dieser schweren Zeit eine posttraumatische Belastungsstörung.
Heute bin ich deswegen in psychologischer Behandlung. Mittlerweile geht es mir langsam besser – aber bei jedem Fieber, bei jeder schnelleren Atmung, bei jedem Gespräch über Kaiserschnitte bekomme ich Panik oder fange an zu weinen. Das sitzt tief.
Was mir neben der Therapie geholfen hat: Ich habe angefangen, mit meinem Mann, meiner Familie und Freunden über all das zu sprechen. Ich habe mir eine Familienhebamme geholt, die auch noch ein Jahr nach der Geburt für mich und meinen Sohn da war – sie war auch gelernte Kinderkrankenschwester und konnte mir viel Sicherheit geben.
Und langsam heilt etwas in mir.

Jenny und ihr kleiner Sohn. Foto: Privat
Die Bindung zu meinem Sohn ist unglaublich stark. Es fällt mir immer noch schwer, ihn abzugeben – in die Kita oder zu den Großeltern. Aber ich arbeite daran, zu vertrauen, dass er gesund ist. Und dass eine Erkältung ihn nicht umbringen wird.”
Liebe Jenny, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!
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