Mutter stillt 7-jährigen Sohn mit Autismus – und wird gemobbt

Das Thema Langzeitstillen führt (viel zu) häufig zu (unnötigen) Diskussionen. Das musste auch Lisa Bridger erfahren. Die 5-fach Mutter aus Australien veröffentlichte einen Artikel, in dem sie erklärt, dass sie ihren 7-jährigen, autistischen Sohn noch stillt. Daraufhin wurde sie online heftig angefeindet und sogar beschimpft. Als Reaktion darauf hat Lisa einen emotionalen Brief an alle Kritiker geschrieben.

Bei Lisas Söhnen wurde eine Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert

Als Lisa ihre Geschichte auf der australischen Internetseite kidspot.com veröffentlicht, hätte sie wohl nicht mit den Reaktionen gerechnet. Dabei ging es in dem Text vor allem darum, warum die 5-fach Mama 7-jährigen Sohn, der Autist ist, noch stillt:

„Das Stillen hat Chase davor bewahrt, weiter Medikamente nehmen zu müssen, denn es beruhigt ihn“, erklärt Lisa in dem Artikel. „Es beruhigt und ist ein fantastischer Weg, wieder eine Verbindung zu ihm herzustellen.“ Vorher habe der 7-Jährige Melatonin bekommen, hatte aber Probleme damit, es zu schlucken. Deshalb bekomme er das Hormon, das den Biorhythmus steuert, über die Muttermilch.

Das Stillen macht die Meltdowns des 7-Jährigen erträglicher

„Ich kann seine Meltdowns (Anfälle) verkürzen, indem ich ihn stille. Das ist eine tolle Möglichkeit, ihm mit seinem Autismus zu helfen.“ Andere Kinder hätten Schnuffeltücher und Kuscheltiere, und ihr Sohn werde eben gestillt.

Lisa erzählt, dass sie Chase früher bis zu 20 Mal am Tag gestillt hat. Inzwischen sind es nur noch ein- bis zweimal pro Tag, einschließlich des Einschlafstillens. „Ich habe einige Male darüber nachgedacht, damit aufzuhören, aber er hat sich sehr aufgeregt.“

Nachdem Lisas Geschichte veröffentlicht wurde, bekam sie online jede Menge Feedback – und das fiel nicht unbedingt positiv aus. Deshalb schrieb die Australierin einige Wochen später einen offenen Brief an alle, die sie so heftig kritisiert hatten:

„Ein Brief an alle, die es okay finden, eine Fremde zu mobben“

Die Reaktionen auf ihre Geschichten hätten sie wirklich traurig gemacht, schreibt Lisa. „An diejenigen, die kommentiert haben, ich sei krank und solle mir Hilfe suchen: Ich habe keine mentalen Probleme, ich tue nur das, was natürlich ist. Es ist auch nichts Sexuelles, ich bin keine Pädophile, was einige sogar vermutet haben.“

Ihr Sohn sei sehr unabhängig, selbstbewusst und habe keine Schäden. Seine Freunde und Kollegen ziehen den 7-Jährigen auch nicht damit auf, weil ihnen beigebracht wurde, dass es völlig normal ist, was er tut.

„Nachdem ich gesehen habe, wie all die Erwachsenen mich mobben und beschimpfen, und mir erzählen, was ich zum besten meines Sohnes zu tun hätte, ganz egal, wie es meinem Sohn damit geht, verstehe ich, warum heutzutage so viele Kinder andere mobben.“

“Stillen hindert Chase nicht am Größerwerden.“

Dann geht Lisa näher auf den Allgemeinzustand ihres Sohnes ein. Der 7-Jährige nehme keinerlei Medikamente, auch keine Schmerzmittel. Sobald sie es auch nur versuche, würde er alles wieder erbrechen.

„Er trinkt Wasser aus einem Becher, isst viele verschiedene Dinge, aber ist sehr wählerisch, was die Konsistenz angeht. Er benutzt Besteck, wischt sich selbst den Po ab, zieht sich selbst an, kann altersgerecht Essen machen, weiß, wie er sicher über eine Straße kommt. Stillen hält ihn nicht davon ab, größer zu werden.“

“Du wirst dein Kind noch stillen, wenn es erwachsen ist.“

Ein weiterer Punkt, mit dem ihre Kritiker sie verspottet hätten – und den nebenbei gesagt wohl (leider) viele Eltern schon gehört haben: Sie würde Chase noch jahrelang stillen. Auch dazu hat Lisa klares Statement: „Nein, ich werde ihn nicht mehr stillen, wenn er ein Teenager, 20 oder 30 Jahre alt ist.“

Doch damit nicht genug: Die 46-Jährige musste sich sogar den Vorwurf anhören, sie wurde Chase nur noch stillen, weil es ihr selbst damit besser ginge. Scheinbar haben diejenigen nie darüber nachgedacht, wie anstrengend das Stillen für uns Mamas sein kann – vor allem über eine so lange Zeit.

„Man kann ein Baby oder Kleinkind nicht dazu zwingen, gestillt zu werden“, kontert Lisa. „Tatsächlich bin ich bereit, ihn jederzeit abzustillen, und das schon seit einiger Zeit. Ich muss darauf achten, was ich anziehe und was ich essen, weil er eine Kuhmilcheiweißallergie hat. Manchmal fühle ich mich sehr überberührt (Touched out), es kann sehr unangenehm sein, wenn es warm ist. Ich muss vorsichtig mit Medikamenten sein. Also nein, es ist nicht zu meinem eigenen Vorteil.

Zum Glück bekam Lisa auch viel positives Feedback

Unter ihrem Facebook-Post, in dem sie den Brief geteilt hat, machen ihr viele andere Mütter Mut. So schreibt eine: „Ich bin froh, dass du so auf die Bedürfnisse deines Kindes eingehst. Es ist verständlich, dass Kinder mit Autismus besonders viel Unterstützung und Nähe brauchen, und wenn es für dich und deine Kinder so funktioniert, ist das großartig. Bis jemand das Gleiche durchgemacht hat wie du, mit Meltdowns, der Frustration und der Angst, sollte er das nicht kommentieren. Lass die Leute reden!

Dem haben wir nichts hinzuzufügen!

Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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Juliane Wellner
Juliane Wellner
2 Jahre zuvor

Ich habe zwei Söhne , die das Asperger Syndrom haben und inzwischen erwachsen sind.
Wir sind unseren Weg gegangen und Gott sei Dank, haben beide heute kaum noch „Probleme „.
Aber ich habe viele andere Kinder erlebt, teilweise mit frühkindlichen Autismus und da sieht es ganz anders aus.Eltern die mit den Nerven völlig am Ende sind.Ich empfinde es befremdlich, sehe den Sinn nicht wirklich-aber ich selbst habe lange mit mir gekämpft, bis mein Großer ein Neuroleptikum verschrieben bekam.
Mütter folgen Instinkten.Mir wurde von Ärzten damals gesagt, der IST Zustand wird bleiben ,egal was ich tun würde.Ich hab gekämpft und nein Autismus ist nicht heilbar ,aber meine Söhne haben eine gute Ausbildung, Freunde und Du siehst es heute nicht, wenn Du es nicht weißt. Heute wird so vieles bewertet, gerade von Menschen die selbst nicht betroffen sind.
Autismus ist nicht Autismus.
Ich hab zwei Söhne und selbst die zeigen komplett verschiedene Symptome. Beide hochbegabt mit einem IQ über 130 und doch beeinträchtigt im emotionalen Bereich..aber ich kann null die Situation dieser Frau bewerten.Meine Söhne hatten keine Ausraster.Punkt .
Lasst Sie machen, Sie weiß am Besten was er braucht.Ich freue mich für jedes Bisschen Aufklärung zu Autismus und diese Eltern brauchen Unterstützung.
Nicht jeder hat mein Glück gehabt und meine Dankbarkeit würde mir verbieten, mit dem Finger auf Andere zu zeigen.
In Amerika setzt sich eine Frau dafür ein, das autistische Kinder Halloween feiern können. Die Kinder tragen blaue Eimer oder Hüte ,damit Menschen Bescheid wissen, wenn die Kinder Süßigkeiten wollen.
Es wird aufgeklärt, daß diese Kinder nicht unhöflich oder schlecht erzogen sind, wenn Sie nicht reden oder einem in die Augen schauen. Körperkontakt meiden.
DAS wäre sinnvoll, zu unterstützen!
Aber heute will Jeder nur seine Negativität auskotzen, statt aktiv zu helfen.Traurig ist das.

Lila
Lila
2 Jahre zuvor

Mein Kind ist auch autistisch. Das ist keine ausrede, ein Kind so lange zu stillen. Das ist einfach faul. Man kann seinem Kind beibringen, mit reizüberflutungen umzugehen, ruhiger zu werden. Melatonin ist nicht dafür da, dass das Kind ruhiger wird. Ein autistisches Kind bildet weniger Serotonin, welches in melatonin umgewandelt wird. Also gibt man Serotonin reiche Lebensmittel und jaferprodukte die reich an melatoninen sind. Wo ist das Problem? Und was soll so ein dummer Artikel?? Hey ich bin eine faule ungebildete Mutter? Prost Mahlzeit. Aus deiner muttermilch kannst du niemals genug melatonin geben, das wird nämlich regelmäßig nachts ausgeschüttet nicht alles auf einmal. Bah.