Alzheimer: Lukas erfüllt der erkrankten Mama den größten Traum

Seit 30 Jahren träumt die Schriftstellerin Claudia Schreiber von der kleinen Insel Aitutaki. Mit Anfang 60 bekommt sie die Diagnose Alzheimer – und will sich ihren großen Traum noch erfüllen. Ihr Sohn Lukas begleitet sie dabei.

„Ich habe dich noch nie so gebraucht wie jetzt. Halt das noch ein klein bisschen aus.” Das sagt die Mutter, Claudia Schreiber, zu ihrem Sohn. Und Lukas, der Sohn, sagt zu ihr: „Du warst mir immer zu tausend Prozent eine gute Mutter.” Der kurze Dialog kommt aus dem Podcast, den Claudia und Lukas Sam Schreiber gemeinsam über eine Reise in den Südpazifik gemacht haben.

Claudia Schreiber ist Autorin und Journalistin. Ihr größter beruflicher Erfolg ist der Roman „Emmas Glück“, der 2006 mit Jürgen Vogel verfilmt wurde. Sie hat diverse Bücher geschrieben und dafür viele Auszeichnungen bekommen. Doch dann wird ihr Stück für Stück das liebste Instrument genommen: Ihr Geist.

Denn Claudia Schreiber erkrankt an Alzheimer.

Die Alzheimer-Demenz beginnt schleichend, ihre typischen Symptome wie Gedächtnisstörungen nehmen langsam zu. Persönlichkeitsveränderungen, Inkontinenz, Sprach- und Gesichtserkennungsstörungen treten meist erst spät auf, bei anderen Formen der Demenz stehen diese schneller im Vordergrund.

Als Claudia vor drei Jahren einen Zusammenbruch erlitt, dauerte es Wochen, bis klar wurde, dass sie an Alzheimer leidet. Seither verliert sie sich selbst jeden Tag ein bisschen – und ihre Söhne verlieren ihre Mutter, die als Journalistin und Schriftstellerin immer mit ihrem Kopf gearbeitet hat.

Mit der Diagnose beginnt für Claudia Schreiber ein neuer Lebensabschnitt.

Mutter und Sohn ist klar, dass es keine Besserung gibt. Deswegen beschließen die beiden, so viele gute Momente zu sammeln wie möglich. Kurz nach der Diagnose ist Lukas, Claudias jüngster Sohn, mit ihr nach Aitutaki, eine winzige Insel im Pazifik, gereist, um ihr ihren Lebenswunsch zu erfüllen. Auf der Reise ist der erfolgreiche audible-Podcast „Aitutaki-Blues“ entstanden und Lukas hat seine Mutter ganz neu kennengelernt, aber auch die Krankheit verstehen gelernt.

Unterwegs sprechen die beiden zum ersten Mal über die Krankheit von Claudia, und über all das, was uns zu denen macht, die wir sind. Die besondere Reise hält Lukas in seinem Podcast „Aitutaki Blues” fest. Die beiden sprechen auch über Tabuthemen wie Sterbehilfe.

Die Mutter hat die Reise genossen.

Sie war glücklich, jeden Tag am Strand entlang zu laufen, freute sich über die Farben, die türkisfarbene Lagune. Für Lukas war es oft schwer, die Fassung zu bewahren und seiner Mutter die eigene Beklemmung nicht zu zeigen. Zum Beispiel dann, wenn sie immer wieder den Weg zum Hostel nicht fand.

Dem Magazin alzheimerpunktch erzählt der Sohn: „Meine Mutter klagt häufiger: Ich war mal so klug, jetzt bin ich so dumm, und ich schäme mich dafür (…). Ich fühle mich wie ein geschälter Apfel. Ich habe keinen Schutz mehr, da kann jeder reinpieken.”

Wie geht es Claudia heute?

Sie kann immer noch allein wohnen, aber sie kann nicht mehr richtig überblicken, ob und wann sie gegessen hat“, erzählt Lukas. Auch bei den Arztterminen brauche sie immer häufiger Hilfe. An die gemeinsame Reise hat Claudia keine Erinnerungen mehr, aber das schöne Gefühl bleibt.

So lange es geht, möchte Claudia Schreiber in ihrer Wohnung bleiben. Am meisten Angst hat sie vor dem Kontrollverlust: „Ich will nicht dieses Ende haben: das Sabbern in irgendeinem Heim”, sagt sie im Podcast.

Auf Wunsch seiner Mutter hat Lukas das Erlebte nun auch in einem Roman festgehalten.

Ich habe das Buch geschrieben und sie konnte mir erstaunlicherweise viel helfen. Ich habe sie ständig angerufen und sie hat mir zig Schriftsteller-Tipps gegeben“, erzählt Lukas. Das habe ihm sehr geholfen. „Und wir konnten über was anderes reden als die Krankheit.“

Lukas Buch „Aitutaki-Blues: Alzheimer, meine Mutter und unsere Reise ans andere Ende der Welt” könnt ihr zum Beispiel HIER (Affiliate Link) bestellen. Die erste Folge des Podcasts könnt ihr kostenlos HIER hören.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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