Mutter geschockt: Arzt schlägt vor, behinderten Sohn zu „erlösen”

Mama Ellen hatte eigentlich ein paar Tage Urlaub mit den beiden Töchtern und ihrem Mann in Norditalien geplant. Ihr ältester Sohn, der 21-jährige Paul, ist mehrfach behindert und lebt in einer Einrichtung in Nassau.

Plötzlich klingelt das Telefon.

Am anderen Ende der Leitung ist ein Arzt aus einer Klinik bei Nassau. Die geschockte Mutter erfährt, dass ihr Kind wegen einer Lungenentzündung in die Klinik gebracht wurde. Doch damit nicht genug: Der Arzt stellt in Frage, ob Paul überhaupt die Chance bekommen soll, wieder gesund zu werden.

Das Gespräch gibt die Mutter gegenüber der HNA wie folgt wieder:

„Das Gespräch begann damit, dass der Arzt mich fragte, ob mein Sohn ,erlöst werden sollte’. Er habe eine Lungenentzündung, wenn sich der Zustand verschlechtere, könne er ihn intubieren oder direkt palliativ behandeln (Anm. d. Redaktion: begleitende Behandlung für Sterbende)“, erinnert sich Ellen. „Ich war geschockt. Klar ist intubiert werden und wieder rauskommen kein Ponyhof, aber ich bin mir sicher, dass bei einem anderen 21-Jährigen mit Lungenentzündung nicht gefragt worden wäre, ob man ihn ,erlösen soll’.“

Empört lehnt die Mama eine „palliative Behandlung” ab. Sie telefoniert in den kommenden Tagen mehrfach mit dem Krankenhaus, um sich über den Zustand ihres Sohnes zu informieren. Den geplanten Urlaub bricht die Familie letztendlich nach wenigen Tagen ab.

Die Mutter beschwert sich und erhält auch eine Entschuldigung vom Oberarzt.

Bis zu diesem Punkt sind sich Klinik und Ellen einig, was vorgefallen ist. Doch für sie geht der Horror weiter, denn sie bemerkt noch mehr Unstimmigkeiten. Mit Verweis auf die Hausordnung sei ihr verboten worden, ihrer Meinung nach defekte Geräte zu fotografieren. Allerdings sei ihr die Hausordnung auch auf mehrere Nachfragen hin nicht ausgehändigt worden. Auch Pauls Krankenakte habe sie nicht einsehen dürfen.

„Die glauben, ich bin eine hysterische Mutti. Aber wenn ich kommuniziere, dass etwas falsch gelaufen ist, möchte ich einfach, dass sich darum gekümmert wird.“ Die Klinik sieht den Fall anders. Auf Anfrage der HNA schreibt Konzern-Pressesprecherin Dirten von Schmeling, „dass sich während des Klinikaufenthaltes von Paul F. im erwähnten Zeitraum alle behandelnden Ärzte und Pflegekräfte sowie die Klinikleitung in höchstem Maße engagiert und fachkundig agiert haben.”

Mutter möchte Paul verlegen, doch die Klinik blockiert

Drei Wochen nach seiner Einlieferung war Paul laut seiner Mutter wieder fit genug, um in ein anderes Krankenhaus verlegt zu werden. Aufgrund des kaputten Vertrauensverhältnisses organisiert sie ihm einen neuen Platz in einer anderen Klinik. Doch das Krankenhaus gibt an, dass Paul noch nicht transportfähig sei und verhindert damit die Verlegung. Dabei habe er laut Ellen am gleichen Tag schon in einem Pflegestuhl gesessen.

Die Mutter hat deswegen eine traurige Vermutung: „Die Klinik bekommt für Paul ein sehr hohes Entgelt und hat wenig Aufwand mit ihm, da er sich nicht mitteilen kann. Vielleicht wurde er deswegen nicht in die andere Klinik verlegt?Die Klinik widerspricht entschieden: „Die Nutzung des Pflegestuhles war keinesfalls eine Bestätigung der Transportfähigkeit, sondern diente der Schutzlagerung, um unter anderem ein Verschlucken zu verhindern“, schreibt sie.

Was die tatsächlichen Motive und Hintergründe sind, können wir natürlich nicht beurteilen.

Aber es ist nachvollziehbar, dass die Familie sich ein anderes Krankenhaus für ihren Sohn wünscht. Wir wünschen Paul alles Gute!

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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