„Mir fehlte lange der Mut, mich zu trennen – das machte mich krank.“

„Es ist alles etwas anders gekommen als ich es mir in meinen Träumen von einer Familie ausgemalt habe. Ich war noch nicht lange mit meinem Freund zusammen, als ich zum ersten Mal Mutter geworden bin – dennoch war es ein Wunschkind.

Ich war sehr verliebt.

Doch die Geburt und der Notkaiserschnitt haben mich verändert, unsere Beziehung war dann schon zum Scheitern verurteilt. Ich konnte das Geburtstrauma nie wirklich überwinden, habe mir aber leider damals keine Hilfe geholt. Wir als Paar haben nicht viel darüber gesprochen. Ich bin zwar in der Mutterrolle voll aufgegangen, aber die Partnerschaft war mir nicht mehr wichtig.

Ich konnte keine Nähe zulassen und hatte ständig Schmerzen – sowohl physisch als auch psychisch. Vermutlich litt ich damals unter einer Art Posttraumatischer Belastungsstörung, aber das war mit zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht klar. Nach einem Jahr wurde ich trotz allem wieder schwanger.

Aber dieses Mal habe ich schnell gemerkt, dass mein Partner eigentlich gar kein weiteres Kind will.

Dabei hätte er im Vorfeld genug Zeit gehabt, um Einspruch einzulegen, denn er wusste, dass ich nicht mehr verhüte. Die Schwangerschaft war dann auch schrecklich. Ich hatte ab der zweiten Woche Beckenschmerzen, konnte aus einer Liegeposition kaum aufstehen. Außerdem durfte ich keinen Sex haben. Mein Freund und ich haben nur gestritten, ich habe in dieser Zeit oft und viel geweint. Dann kam die Kleine zur Welt.

Im Krankenhaus kam mir schon am ersten Tag der Gedanke, meinen Partner zu verlassen. Ich habe aber den Mut nicht aufbringen können, aus Angst vor dem Alleinsein. Diesen ‚Zustand‘ hielt ich dann noch ein Jahr aus. Wir haben nur gestritten. Er hat mich viel allein gelassen und ich habe mich unendlich einsam gefühlt neben ihm.

Irgendwann wurde ich schwer depressiv, schlafen war mein neues Hobby.

Es wurde mir irgendwie fast alles gleichgültig – bis auf die Kinder. Dann traf ich endlich die Entscheidung, mich aus der Beziehung zu lösen. Ich erinnere mich noch genau an den Tag. Es war ein paar Wochen nach dem 1. Geburtstag unseres zweiten Kindes. Ich habe es per SMS beendet, als er mit den Kindern unterwegs war. Auslöser war ein eigentlich sinnloser Streit.

Er kam dann nach Hause, um von mir persönlich zu hören, dass es Aus ist. Aber anstatt Traurigkeit habe ich da schon seine Erleichterung gespürt. Es wurde dann eine schlimme Zeit für mich. Lange hab ich mir Vorwürfe gemacht, ich hätte unsere Familie zerstört und mich immer weiter zurückgezogen. Er hingegen ist richtig aufgeblüht.

Mir kam es dann so vor, als würde er es genießen, mich leiden zu sehen.

Zirka ein Jahr nach der Trennung habe ich dann mein Elternhaus verloren, in dem wir als Familie bis dato gelebt hatten. Ich musste dann mit den Kindern in eine Wohnung ziehen. Als Draufgabe habe ich fast zeitgleich erfahren, dass der Vater meiner Kinder mich schon ein halbes Jahr vor unserer Trennung betrogen hat. Ausgerechnet mit einer ‚Freundin‘ von mir, die selbst drei Kinder und einen Ehemann hat.

Das Ganze hat mich mit einer solchen Wucht getroffen, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Manchmal konnte ich nicht mehr klar denken. Irgendwann suchte ich mir Hilfe und begann eine Therapie. Ich hatte ein ‚psychisches Burnout‘, wie mir meine Therapeutin später erklärte. Wenn ich nur die Scheidung meiner Eltern hätte verkraften müssen, oder nur mein Elternhaus verloren hätte, oder mich nur von meinem Partner getrennt hätte, oder nur die Affäre gewesen wäre – dann wäre ich vielleicht alleine mit allem fertig geworden.

Aber alles zusammen war einfach zu viel für mich.

Durch eine intensive Therapie und die Unterstützung von Freunden und Familie geht es mir heute wieder gut. Wenn ich jetzt – fast zwei Jahre später – auf diese ganze Scheiße zurückblicke, erfüllt es mich aber mit wahnsinnigem Stolz. Ich habe es überlebt und es hat mich stärker gemacht. Ich bin mit meinen Kindern in unserem neuen Leben angekommen und glaube, dass alles seinen Sinn hatte.“

 


 

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt. Auch wenn ich selbst keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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