„Meine Kinder lieben ihre Oma, aber mir tut sie nicht gut – So löse ich das”

„Leider habe ich nicht das Glück, eine gute Beziehung zu meiner Mutter zu haben. Sie ist ein Mensch, der sehr auf sich selbst konzentriert ist. Sie erzählt nur von sich, verlangt ständig, dass ich ihr bei irgendwas helfe, tut aber eigentlich nie etwas für mich.

Im Gegenteil, ich habe schon ein paar Mal mitbekommen, dass sie hinter meinem Rücken schlecht über mich redet.

Als Kind kannte ich es nicht anders, aber irgendwann im Teenageralter wurde mir bewusst, dass in unserer Beziehung irgendwas nicht stimmt. Sie ist eine typische toxische Mutter. Seitdem ich erwachsen bin, gehe ich deswegen auf Abstand zur ihr. Doch mit meinen Kindern, ist das schwieriger geworden, denn meine Tochter und mein Sohn lieben ihre Oma sehr. Sie verwöhnt die beiden und ist stolz auf ihre Enkelkinder.

Da ich meinen Kindern ihre einzige Oma nicht nehmen wollte, musste ich mir also eine andere Lösung überlegen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es hier vielleicht noch mehr Mamas gibt, denen es so geht wie mir, deswegen möchte ich meine Tipps für so eine Situation gerne teilen.

1. Sich bewusst rausnehmen

Als meine Kinder noch kleiner waren, habe ich am Wochenende oft meinen Mann mit den Kindern zur Oma geschickt. Er kommt besser mit ihrem Verhalten klar als ich und hatte dann ein Auge auf die Kleinen, während sie mit ihrer Oma zusammen waren.

Seitdem die Kinder größer sind (meine sind inzwischen 6 und 8) bringe ich sie für einen Nachmittag auch schon mal alleine zur Oma. Sie kocht dann für die beiden oder sie machen zusammen einen Ausflug. Natürlich verstehen meine Kinder mittlerweile, dass ich nicht ganz so viel Lust auf ‚Omi‘ habe, wie sie selbst, aber sie scheinen das nicht weiter zu hinterfragen und ich sehe auch keinen Grund, mit ihnen darüber zu sprechen, da meine Mutter sich ihnen gegenüber zum Glück anders verhält.

2. Ich nehme mir Auszeiten

Wenn es sich nicht vermeiden lässt, dass ich über längere Zeit mit meiner Mutter in einem Raum bin, dann achte ich darauf, dass ich mir Auszeiten einplane. Bei Familienfeiern gehe ich kurz in den Garten und nehme Sprachnachrichten für eine Freundin auf oder telefoniere. Ich gebe vor, noch ein paar Einkäufe machen zu müssen und erledige vielleicht auch wirklich noch ein paar Besorgungen. Manchmal nehme ich auch meinen Laptop mit und ziehe mich zurück, um etwas zu arbeiten.

3. Ich setze klare Grenzen und sage Nein

Zugegeben, dieser Teil ist mir am schwersten gefallen und er fällt mir auch immer noch schwer. In den letzten Jahren musste ich lernen, meiner Mutter Grenzen zu setzen. Wenn sie zum Beispiel einen doofen Kommentar abgibt, der mir nicht passt, dann sage ich ihr das ganz direkt und sachlich – auch vor den Kindern. Bis das geklappt habt, habe ich Jahre gebraucht, aber es hat mich enorm entlastet.

4. Ich verlasse mich nicht (mehr) auf sie

Schon als Kind wusste ich nie, ob meine Mutter mich dieses Mal pünktlich abholen oder womöglich gar nicht erscheinen würde. Wenn ich sie darauf ansprach oder mich beschwerte, hatte sie stets lapidare Ausreden oder verdrehte nur genervt die Augen. Auch bei Verabredungen mit meinen Kindern kam es schon vor, dass sie kurzfristig abgesagt hat oder wir bei ihr vor verschlossener Tür standen.

Ich bin deswegen dazu übergegangen, keinerlei Erwartungen an sie zu haben und mich nicht auf ihre Unterstützung zu verlassen. Wenn sie die Kinder sehen will, dann muss sie selbst einen Termin vorgeben, zu dem ich sie dann vorbeibringe. Wenn ich darauf angewiesen bin, dass jemand die Kleinen betreut oder von der Schule abholt, zum Beispiel wegen eines Notfalls bei der Arbeit, dann sage ich entweder meinem Mann Bescheid oder bitte die Mutter einer Schulfreundin. So erspare ich mir und den Kindern unnötige Enttäuschungen.

5. Zeiten vorgeben

Wenn meine Mutter uns besuchen kommt oder ich die Kinder zu ihr bringen, dann gebe ich schon im Vorfeld klare Zeiten vor. Diese durchzusetzen ist natürlich einfacher, wenn wir sie besuchen. Aber auch wenn sie zu uns kommt, achte ich darauf, dass ihr Besuch nicht zu viel Stress für mich bedeutet und gut in unseren Zeitplan passt. Tut er das nicht, sage ich ihr ab (siehe Punkt 3).

Da meine Mutter dazu neigt, meine Wünsche nicht zu akzeptieren, kann ich es vor mir rechtfertigen, mir Ausreden auszudenken, wieso sie nicht länger bleiben kann. Ich sage ihr dann zum Beispiel, dass ich später verabredet bin oder noch etwas Dringendes für die Arbeit zu erledigen habe. Solche Notlügen finde ich okay.

6. Telefongespräche statt Besuche

Wenn meine Kinder nach ihrer Oma fragen oder sie sich bei mir beschwert, dass sie ‚ihre Enkelkinder nie zu Gesicht bekommt‘, biete ich auch gerne Telefongespräche an. Seitdem meine Mutter ein Smartphone hat, kann sie sogar mit den Kindern facetimen. Für meine Kinder ist das ein toller Ersatz und ich muss ihnen den Zugang zu ihrer Oma nicht verwehren, nur weil ich an dem Tag keine Lust habe, mich mit ihr auseinanderzusetzen.

Solange ich meine eigenen Regeln beachte, ist der Kontakt zu meiner Mutter in einem erträglichen Rahmen für mich.

Trotzdem gibt es Momente, in denen mich ihre Sprüche dennoch kalt erwischen. Danach lasse ich mir bewusst Zeit, bis ich wieder eine persönliche Verabredung treffe, um mich erst einmal zu erholen. Das mag für manche vielleicht übertrieben klingen, aber ich habe gelernt, meine psychische Gesundheit sehr ernst zu nehmen und Menschen zu meiden, die diese gefährden.

Bisher profitieren meine Kinder von ihrer Oma. Außerdem möchte ich ihr die Chance geben, ihre Enkelkinder beim Großwerden zu begleiten. Trotzdem: Sollte ich feststellen, dass sie sich gegenüber meinen Kindern grenzüberschreitend verhält oder auch mir gegenüber wieder zunehmend respektloser wird, bin ich bereit, den Kontakt völlig abzubrechen und sie bei unseren Familienfeiern außen vor zu lassen.

Ich weiß, das klingt für viele hart, aber glaubt mir, das ist ein wichtiger Schutz für mich und meine Kinder.


Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank für Deine Geschichte. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Ari
Ari
2 Jahre zuvor

Wundervoll stark geschrieben. So klar und gesund und mutig. Es tat sehr gut, das zu lesen als jemand, die selbst auch noch Abgrenzung übt. Vielen Dank dafür!