„Meine gewaltvolle Geburt: Ich wäre fast verblutet“

Die Geburt sollte eigentlich einer schönsten Momente im Leben einer Mama sein. Ja, natürlich ist sie auch mit starken Schmerzen verbunden, aber die sind in den meisten Fällen schnell vergessen, wenn wir unser Baby endlich in den Arm nehmen können. Leider gibt es immer wieder auch Mütter, die durch Gewalt von Ärzten oder Hebammen ein Geburtstrauma erleiden.

So wir Miriam* aus unserer Community, die mit zwei Söhnen in Mitteldeutschland lebt. Ihren Namen möchte sie nicht veröffentlicht sehen. Miriam ist unendlich dankbar, dass sie heute gesund ist und zwei ebenfalls gesunde Kinder hat. Denn bei der Geburt ihres großen Sohnes Finn wäre sie fast verblutet. Hier erzählt sie ihre Geschichte:

Der Muttermund wollte sich einfach nicht öffnen

“Mein Freund und ich, wir freuten uns sehr auf unser erstes Kind. Aber schon die Schwangerschaft war nicht einfach. Immer wieder musste ich zum Frauenarzt, später zu einem Spezialisten. Mein Baby wuchs nicht richtig. Es bestand der Verdacht, dass die Plazenta es nicht mehr richtig versorgt.

Einige Tage vor dem errechneten Geburtstermin überwies der Arzt mich ins Krankenhaus zur Einleitung. Ich bekam die erste Tablette vor den Muttermund gelegt und schon nach einigen Stunden stellten sich die ersten, sehr schmerzhaften Wehen ein. Doch leider brachten sie nichts. Der Muttermund blieb verschlossen. Immer mehr Tabletten und Medikamente kamen hinzu, die Schmerzen wurden immer stärker. Doch der Muttermund wollte sich einfach nicht öffnen. Nach fünf Tagen, in denen ich vor Schmerzen so gut wie nicht schlafen konnte, kam eine Hebamme zu mir und sagte: “Wir reduzieren jetzt erst einmal die Medikation. Sie müssen dringend schlafen.

Die Hebamme stand sehr unter Stress – und drängte die Ärztin zu einem Dammschnitt

Tatsächlich ließen die Schmerzen nach und ich schlief ein. Als ich nach etwa vier Stunden erwachte, setzten endlich die geburtswirksamen Wehen ein und der Muttermund öffnete sich. Nun bekam ich zusätzlich noch wehenfördernde Medikamente per Infusion.  Zu diesem Zeitpunkt war eine Hebamme im Dienst, die mir schon von Beginn an nicht sehr sympathisch war. Groß, schlank und stark geschminkt war sie, mit brünetten Haaren. Sie hatte einen sehr harschen Ton, während sie mir sagte, welche Position ich einnehmen sollte, um meinem Sohn die Geburt zu erleichtern. Aber ich hatte so große Schmerzen und war nach den Anstrengungen der letzten fünf Tage so erschöpft, dass ich mich nicht wehren konnte. Sie drängte sogar die Ärztin zu einem Dammschnitt, damit die Geburt schneller voran ging. Mein Freund sagte mir später, dass die Hebamme sehr unter Stress stand. Offenbar war ihre Schicht schon beendet und sie wollte gern nach Hause. 

Dann wurde Finn geboren. Mit 44 cm und 2500 Gramm klein und leicht. Er wurde mir gleich auf die Brust gelegt und alles schien gut.

Als mir die Hebamme noch einmal auf den Bauch drückte, um die Gebärmutter zu kontrollieren, kam ein großer Schwall Blut aus mir heraus.

Die Ärzte nahmen mir mein Kind weg und drückten es dem überforderten Vater in den Arm. Dann liefen sie mit mir in den OP. Noch bevor ich dort ankam, bekam ich eine Narkose und schlief ein. Die Hebamme hatte offenbar so brutal bei der Geburt an mir herumgezogen, dass die Plazenta gerissen war. Ich blutete stark in den Bauchraum, das Blut kam erst durch das Drücken auf den Bauch zum Vorschein. Vier Blutkonserven benötigte ich, um meinen Kreislauf stabil zu halten. 

Als ich wieder wach wurde, saß mein Freund neben mir. Er war ganz blass. Die Ärzte hatten ihm kommentarlos meinen Schmuck in die Hand gedrückt, den ich für die Geburt nicht abgenommen hatte. Offenbar dachte er kurz, ich wäre verstorben und keiner klärte ihn auf. 

Die Plazenta wurde später obduziert. Sie war stark verkalkt und konnte meinen Sohn deshalb nicht richtig versorgen. 

Heute ist mein Sohn fünf Jahre alt und genauso gesund wie ich selbst. Ich bin sehr dankbar. Wäre ich vor 100 Jahren schwanger gewesen, ich wäre sicher die Frau, die im Kindbett gestorben wäre. Von meiner Hebamme hätte ich mir trotzdem mehr Unterstützung gewünscht. Ein Menschenleben sollte immer im Vordergrund stehen. Auch, wenn die Schicht schon beendet ist.

*Name von der Redaktion geändert.

Liebe Miriam, vielen Dank, dass du deine bewegende Geschichte mit uns geteilt hat.

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Sarah Wiedenhoeft

Hamburger Deern, Journalistin, Mutter eines Sohnes. Immer auf der Suche nach besonderen Menschen und dankbar, ihre Geschichten zu erzählen.

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Mara Hermann
Mara Hermann
1 Jahr zuvor
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Oh je, du arme! Zum Glück bist du noch am Leben, mein Sohn Max ist vor ner Woche zur Welt gekommen, ich hatte auch Komplikationen. Das Baby drückte einfach, aber ja Tschüss

Barbara Schmitt
Barbara Schmitt
2 Jahre zuvor

Puh… etwas ähnliches ist einer Freundin von mir auch passiert. Sie wäre auch fast verblutet, die Hebamme hat die Nachgeburt aus ihr raus gerissen…
Es ist so schlimm, was einem in so einer empfindlichen Situation angetan werden kann! Ganz egal, ob die Hebamme Feierabend hat, sie darf das nicht an der Frau auslassen!
Ich hatte damals 15h Wehen, leider keine muttermundwirksamen, deshalb schickte mich die Hebamme mit den Worten: hat alles nix gebracht wieder heim… mit Wehen alle 2 Minuten. 2h später waren wir wieder im Krankenhaus, weil ich es nicht mehr aushalten konnte. Die gleiche Hebamme schloss mich ans CTG an und ließ uns während der fast kompletten Vorwehen allein… Wegen ihrer „hat nix gebracht“-Ansage war ich total neben der Spur und hatte vergessen richtig zu atmen und zu entspannen, wodurch ich dann enorme Schmerzen hatte… Hilfe von der Hebamme? Fehlanzeige!

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