Mein Kind ist ein Außenseiter. Wie kann ich ihm bloß helfen?

Wir finden unser Kind großartig und lieben es (hoffentlich) bedingungslos – und das sollten wir auch. Wenn dieses wunderbare kleine Wesen dann von Gleichaltrigen ausgegrenzt wird, tut das nicht nur dem Kind selbst weh. Leider können wir nun schlecht einfach die KiTa oder Schule stürmen, um dort als Löwenmama mit einem lauten „Roar“ die anderen zu zwingen, nett zu unserem Kind zu sein. Das heißt aber zum Glück nicht, dass wir ihm nicht durch die schwierige Zeit helfen können.

Wieso werden manche Kinder überhaupt zum Außenseiter?

Dafür kann es viele Gründe geben. Grundsätzlich kann man aber sagen, das häufig sehr schüchterne Kinder außen vor sind. Genau wir die Kinder, die – ganz im Gegenteil – sehr laut sind und als „schwierig“ wahrgenommen werden. Das ist für die Betroffenen natürlich hart, weil sie sich nicht so einfach mal eben ganz anders verhalten können.

Manchmal können einem Kinder wie kleine „Spießer“ vorkommen. So zu sein wie alle anderen, ist in diesem Alter schwer gefragt. Klar, die Kleinen müssen ja erstmal rausfinden, wie das so funktioniert, man selbst zu sein. Also wird nach Vorbildern und Regeln geschaut. Und am Schema F kann man sich super orientieren. Gleichaltrige, die sich nicht so einfach „einpassen“ können, fallen da schnell mal hinten runter.

Aber die meisten von uns brauchen einen guten Kontakt zu anderen Menschen. Wird ein Kind über einen längeren in die Außenseiterrolle gezwängt oder gar zum Mobbing-Opfer, kann das laut einer schwedischen Studie sogar gesundheitliche Folgen haben. Es leidet nämlich nicht nur die Seele. Die Betroffenen erkranken später auch häufiger an Diabetes oder Stoffwechselerkrankungen. Meistens bleibt es aber zum Glück nur eine Episode ohne langfristige Folgen, in der ein Kind sich als Außenseiter fühlt.

Sollte ich mir vielleicht mal die anderen Kinder vorknöpfen?

Bloß nicht. Auch mahnende Klassengespräche seitens des Lehrers führen nur selten zum gewünschten Erfolg. Eher wird das Kind dann auch noch als „Petze“ oder „Opfer“ gehänselt. Was du tun kannst (und ob du überhaupt etwas tun musst), hängt auch ein wenig davon ab, wie alt dein Kind ist. Im KiTa-Alter sind Vorlieben und Freundschaften noch so schwankend, dass jedes Kind mal das Gefühl hat: „Niemand will mir mir spielen.“ Da besteht nicht gleich Handlungsbedarf. Schwieriger wird es meistens in der Schule, wenn der Zusammenhalt zwischen einzelnen Gruppen schon kontinuierlicher und fester wird.

4 Tipps, die wirklich weiterhelfen

Prüfen, ob das Problem hausgemacht ist

Habt ihr zu Hause ganz spezielle Regeln aufgestellt (NIE Zucker/Fernsehen/Klassenfahrten, Smartphoneverbot für den Teenager,…)? Dann kann dein Kind eventuell an vielen Ereignissen nicht teilhaben, die Gleichaltrige wichtig finden. So rutscht es schneller in die Außenseiterrolle. Vielleicht könnt ihr die Regeln etwas lockern?

Den Lehrer einbeziehen

Wichtig: Aus den oben genannten Gründen sollte er nicht viel Wirbel veranstalten. Aber vielleicht kann er „diskret“ ein Auge auf das Problem haben und ein wenig gegenlenken, wo das möglich ist? Falls der Grund für die Ausgrenzung ein spezielles Merkmal ist, kann er vielleicht auch mal ein Buch vorstellen, in dem Kinder mit Gehbehinderung, Hochbegabung, Lernstörung, Autismus etc. ganz selbstverständlich dargestellt werden („Vorstadtkrokodile*“,  „Rico, Oskar und…*“, „Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone*“, etc.). Außerdem kann der Lehrer euch vielleicht einen Tipp geben, an welcher Stellschraube ihr selbst mit eurem Kind drehen könnt, da er das Miteinander in der Klasse meist besser im Blick hat als die Eltern. Falls vorhanden, kann auch ein guter Schulpsychologe, dem sich dein Kind gerne anvertraut, ihm dabei helfen, mit der Situation besser zurechtzukommen und Auswege zu finden.

Selbstvertrauen stärken

Wer sich nicht wohl in seiner Haut fühlt, strahlt das auch aus – und stößt schneller auf Zurückweisung. Was dazu führt, dass man sich noch unbehaglicher fühlt und fix ein Teufelskreis in Gang gesetzt wird. Da haben Kinder einen Vorteil, die weniger abhängig von den Bewertungen anderer sind. Viele Tipps, die dein Kind stärken, findest du hier. In jedem Fall gut: Zeig ihm ausgiebig, wie sehr du es liebst. Unternehmt schöne Dinge gemeinsam und höre ihm aufmerksam zu.

Eine neue Gruppe suchen

Manchmal passt es einfach nur mit den aktuellen Klassenkameraden nicht, ohne dass ihr viel daran drehen könntet. Vielleicht findet dein Kind aber ja die zu ihm passende „Herde“ anderswo. Hat es besondere Interessen? Dann hat es im Sportverein, dem Malkurs oder der Musikgruppe eine neue Chance, noch einmal ganz anders wahrgenommen zu werden. Nämlich einfach als jemand, mit dem gleichen Interesse, der dann gerne mit einbezogen wird.

 

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Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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