„Mein Kind hat sich von mir getrennt!“ Wenn Kinder den Kontakt abbrechen

Es ist wohl für jede Mama eine furchtbare Vorstellung und trotzdem passiert es immer wieder: Wenn Kinder den Kontakt mit ihren Eltern abbrechen, bleiben diese meistens ratlos zurück. Doch warum wollen Kinder plötzlich nichts mehr mit ihren Eltern zu tun haben? Und wie können sich Eltern in so einem Fall verhalten?

Weihnachten steht vor der Tür und damit beginnt eine Zeit, in der die Familie bei vielen Menschen besonders im Mittelpunkt steht. Doch nicht bei allen ist der Gedanke an die eigenen Eltern mit positiven Gefühlen verbunden. Trotzdem ist das Thema Kontaktabbruch ein Tabuthema. Ein schlechtes Verhältnis oder gar kein Verhältnis zu den eigenen Eltern oder zum eigenen Kind ist oft schambesetzt.

Wie kann es zu einem Kontaktabbruch kommen

Konflikte mit seinen Kindern oder auch mit den eigenen Eltern können ganz schön schmerzhaft sein, das hat bestimmt jeder schon mal erfahren. Streitigkeiten mit den Menschen, die uns am nächsten stehen, tun uns nämlich besonders weh. Oft kommen dabei immer wieder die selben Konfliktthemen auf, die jahrelang nicht richtig aufgearbeitet wurden. In der Regel können diese Familienstreitigkeiten jedoch nach einer gewissen Zeit beigelegt werden. Umso größer ist der Schock, wenn dann eine der Seiten entscheidet, den Kontakt komplett abzubrechen.

Sandra Konrad erklärt in einem Interview mit Spiegel, wie es dazu kommen kann, dass erwachsene Kinder sich von ihren Eltern abwenden. Laut der Familientherapeutin sei dieser Schritt meistens auf eine tiefe Wunde aus der Kindheit zurückzuführen, „zum Beispiel darauf, dass Kinder sich schon früh und lange nicht gesehen, gehört oder geliebt fühlten.“ Eine Auseinandersetzung könne dann der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringe. Das ursprüngliche Problem sei aber meistens ein anderes, möglicherweise gab es psychische oder physische Gewalt in der Kindheit.

„Man wird es nie schaffen, die Familie hinter sich zu lassen“

Für manche Kinder ist der Kontaktabbruch leider der einzige Weg, um weiterzuleben. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es sogenannte toxische Familienstrukturen gibt, weil die Eltern gewalttätig waren oder es sogar noch sind. Dann sei es besser, wenn die Kinder sich und vielleicht auch die eigenen Kinder vor diesem zerstörerischen Einfluss schützen. Aber Sandra Konrad ist sicher: „Man kann ans andere Ende der Welt ziehen, trotzdem wird man es nie schaffen, die Familie hinter sich zu lassen.“

Eltern fühlen sich häufig hilflos, wenn das Kind den Kontakt abbricht. Sie verstehen oft die Welt nicht mehr und erleben einen heftigen Trennungsschmerz. Dazu kommen möglicherweise starke Scham- und Schuldgefühle. Leider sind diese Gefühle so schmerzhaft, dass viele Eltern sie verdrängen und abwehren, anstatt sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Für Kinder fühlt sich der Kontaktabbruch häufig an wie ein Befreiungsschlag. Trotzdem warnt die Familientherapeutin: „Spätestens, wenn man eigene Kinder bekommt und sie nach den Großeltern fragen, muss man sich dem Thema noch mal stellen.“

Was können Eltern tun, wenn Kinder sich abwenden

Die traurige Wahrheit ist: Nicht viel. Die Psychotherapeutin Claudia Haarmann erklärt, dass Eltern, deren Kinder den Kontakt abbrechen, oft selbst kein gutes Verhältnis zu Vater und Mutter hatten. Nicht selten haben sie selbst Missbrauch in ihrer Kindheit erlebt und sind möglicherweise vom Opfer zum Täter geworden. Manche Eltern schaffen es nach einer Zeit des Kontaktabbruchs das zu reflektieren und eine Entschuldigung auszusprechen. Das könnte ein erster Schritt sein, um sich mit dem Kind wieder anzunähern. Trotzdem sollten Mamas und Papas in erster Linie die Entscheidung des Kindes akzeptieren – auch, wenn es schwerfällt.

Kommt es also tatsächlich zu einem drastischen Kontaktabbruch, sollten Eltern versuchen, den Schmerz darüber anzunehmen. Selbsthilfegruppen oder professionelle Hilfe können die Betroffenen dabei unterstützen. Auf jeden Fall sollte der Kontaktabbruch auch als Möglichkeit gesehen werden, die Vergangenheit aus einem neuen Blickwinkel zu analysieren. So schwierig gewisse Erkenntnisse auch sein mögen, im Idealfall helfen sie Eltern, den Entscheidung des Kindes zu verstehen.

Mit Ausnahme von Missbrauchsfällen macht Claudia Haarmann jedoch Hoffnung: „Die Möglichkeit, wieder in Kontakt zu treten, ist da, wenn die Kinder sich in ihrem Leben gut und sicher eingerichtet fühlen. Und die Eltern im Gegenzug merken, dass beispielsweise ihre Rechthaberei dem Kind nicht guttut, und sie es schaffen, sich daraus zu lösen.“ Manchmal können sich Eltern und Kind dann nach vielen Jahren wieder auf Augenhöhe begegnen.

Erzählt doch mal: Kennt ihr so eine Situation?

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Anonym
Anonym
5 Monate zuvor

Ich brach den Kontakt zu meinen Eltern vor fast 2 Jahren ab. Seit ich 10 war (heute bin ich 45) hasste ich meinen Vater und empfand ihn das Problem in der Familiendynamik. Nach meiner Hochzeit und Geburt unserer Tochter wurde das Verhalten meiner beiden Eltern abartiger und ich interpretierte meinen Vater als Narzissten.

Als ich schließlich den Kontakt abbrach, was ich schon seit 3,5 Jahren immer wieder anbot, erkannte ich nach ein paar Monaten des Kontaktabbruchs ganz genau, dass meine Mutter die eiskalte Narzisstin ist und ihr Mann und ihr Sohn ihre flying monkeys. Seither habe ich für mich mit meinem Vater auch unerwartet so etwas ähnliches wie meinen inneren Frieden geschlossen. Seither sehe ich durchaus freundliche Momente mit ihm, und auch, wie diese von seiner Frau zerstört wurden.

So wie ihr Sohn der Goldjunge ist und ich ihr Depp, konnte man schon von klein auf sehen, wie sie das gleiche Spiel bei den Enkeln wollten, die Söhne vom Sohn werden vergöttert und die Tochter der Tochter ist der ideale Depp für sie.

Mit 5 Jahren stellte meine Tochter sogar selbstständig fest, dass sie mit 4 Jahren wegen meiner Eltern im Krankenhaus war (da ihr deren psychische Gewalt bei besuchen bei uns auf den Darm geschlagen hatte).

Gabs mal freundliche Worte meiner Eltern seit dem Kontaktabbruch?

Natürlich nicht, nur übelste Befehlstöne und Abwertungen und dann wundern sie sich, dass man den Kontaktabbruch definitiv lieber aufrecht erhält.

Die Ehe vom Sohn wurde nach 5-6 Jahren erfolgreich geschieden, bei uns versuchten sie 7,5 Jahre lang, unsere Ehe zum scheitern zu bringen.

Wir entschieden uns für unsere Familie und mussten uns dafür gegen meine Erzeuger stellen… wäre für meinen Bruder definitiv auch eine bessere Wahl gewesen, wenn er sich für seine eigene Familie entschieden hätte und gegen seine Eltern.

Last edited 5 Monate zuvor by Anonym
Sabine
Sabine
6 Monate zuvor

Mein Sohn und ich hatten grundsätzlich ein gutes Verhältnis- Da wir uns sehr ähneln, krachte es aber auch immer mal wieder. Dennoch haben wir uns immer wieder vertragen und gut verstanden.
Er hat eine Tochter aus einer gescheiterten Beziehung, zu der wir auch Kontakt haben, allerdings nur über ihre Mama, nicht durch meinen Sohn. Er hat seit ca. 8 Jahren eine Freundin, die mir häufiger zu verstehen gegeben hat, dass ich nicht dazugehöre. Innerhalb dieser 8 Jahre immer weniger, mit unhaltbaren Vorwürfen, Ignoranz und Gleichgültigkeit. Mittlerweile besteht seit gut einem Jahr gar kein Kontakt mehr. Ich hatte ihm mehrfach angeboten, dass wir uns doch bitte zusammensetzen, um zu reden. Er regiert da nicht drauf. Er hat sich völlig verändert.
Immer wieder denke ich darüber nach, was ich falsch gemacht haben könnte, aber ohne Ergebnis.
Es tut sehr weh, ihn nicht mehr in meinem Leben zu haben. Meist versuche ich zu verdrängen, aber das funktioniert eben auch nur bedingt. Nun vergeht ein Jahr ums andere und wir verlieren so viel wertvolle Zeit.

Anonym
Anonym
6 Monate zuvor

Meine tochter sie ist 19 von Tag hat mich verlassen ohne Grund und hat sich versteckt im mädchenhaus ich weiß nicht warum sie will mit uns keinen kontakt ich bin total vertig keine Amt will mir helfen weil sie ist 19

Linny
Linny
2 Jahre zuvor

Meine Tochter hat sich zuerst von ihrem Vater getrennt, dann von mir. Sie behauptet ich würde sie wie ein Gegenstand behandeln und ich würde ihr sagen wie sie sich fühlen soll. Ich behandelte sie schon wie ein rohes Ei. Nur nicht zu viel fragen oder sagen, sonst fühlt sie sich wieder unter Druck. Ihr Bruder hat schon lange bei ihr aufgegeben, er kann auch nichts richtig machen. Die letzten Male als sie da war hat er sich in sein Zimmer begeben- aus der Situation. Alles was meine Tochter und ich zum Schluss geschrieben hatten, habe ich einem Psychologen gezeigt. Hätte ja sein können, dass ich mich unbewusst falsch verhalte. Er meint es ist nichts derartiges von mir zu lesen. Leider, dann hätte ich es abstellen können um alles besser zu machen. Was mache ich bloß? Hilfe!

trackback
„Meine Mutter ist tot – für mich war sie aber schon lange gestorben.“
2 Jahre zuvor

[…] Der endgültige Cut kam aber. Und zwar, als ich selbst Mutter wurde. Ein Baby, dachte ich, ihr Enkel – dieses Wunder musste uns einander doch näherbringen! Aber nein, sie begann, mich als Mutter zu kritisieren, ich verwöhnte mein Baby natürlich in ihren Augen, sie verspottete mich und nahm meine Tochter kaum mal auf den Arm. Auch hier ging es wieder nur darum, dass ich völlig unzulänglich war. Dabei hätte ich so oft gerne den Rat einer erfahrenen, ja, meiner Mutter gehabt! […]

Sandra
Sandra
3 Jahre zuvor

Jahrelang habe ich zu meinem Vater aufgesehen, er war mein Idol..bis ich heraus fand, dass er mich in vielen Dingen betrogen hat Es fing bei monetären Gründen an, ging weiter beim Fremdgehen bis zur Privaten Insolvenz seinerseits. Mittlerweile ist er dem Alkohol verfallen und tut alles um mir das Leben schwer zu machen….es ist einfach nur peinlich und erschreckend.
Die Beziehung wurde immer toxischer,vor allem als er wieder geheiratet hat und seine 2. Frau auf der selben Schiene fährt.

Ute(44j)
Ute(44j)
3 Jahre zuvor

Es gibt soooo viele Gründe..zu meiner Mutter (hat sich scheiden lassen wo ich noch klein war)hab ich nur sporadisch Kontakt und mit meinem Vater gar nicht mehr seit ca 7 Jahren.. Manchmal denke ich es wäre schön wenn meine Maus Oma und Opa von meiner Seite kennen würde,aber wie gut das die Eltern von meinem Partner auch noch da sind.Es ist schwierig,aber einfach kann ja jeder…

Natascha
Natascha
3 Jahre zuvor

Ich habe jahrelang keinen Kontakt zu meiner Mutter gehabt. Sie ist eine manipulative Narzissten, irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten. Als ich dann mit meinem Partner zusammengekommen bin habe ich mich, ihm zu Liebe, wieder angenähert. Seit etwa 2 Monaten haben wir wieder keinen Kontakt. Meine Mutter ist wieder in ihre alten Muster verfallen. Es tut mir die unsere Tochter sehr leid, aber diese Entscheidung habe ich auch zu ihrem wohl gefällt.

Morlin
Morlin
3 Jahre zuvor

Meine Mutter ist Borderlinerin, jene Alkoholmissbrauch macht. Ich habe vor Jahren Kontakt abgebrochen, aber jetzt wo die Kleine geboren wurde, habe ich keine Wut mehr ihr gegenüber sondern nur noch Trauer. Mit der Wut konnte ich besser umgehen, aber bin glücklich, dass meine Kinder ein Sicheres und gesundes Umfeld haben ❤️