„Mein Ex will sein Kind nicht mehr sehen – was soll ich tun?”

„Ich bin Melli, meine Tochter wird in wenigen Monaten vier Jahre alt. Ihr Vater und ich lernten uns über gemeinsame Freunde kennen. Während ich direkt verliebt war, war er sich unsicher mit mir. Es lief dann einige Monate was und plötzlich wurde ich schwanger – ungeplant.

Ich wusste direkt, dass ich das Baby bekommen möchte. Ich war damals Mitte 20 und habe bereits gearbeitet. Meine Eltern gaben mir Rückendeckung und sagten mir ihre Unterstützung zu. Der werdende Vater war schockiert, als er davon erfuhr. Doch schließlich schien er sich damit anzufreunden. Wir einigten uns, dass wir es als Paar versuchen würden.

Für einige Monate schien sich alles zum Guten zu wenden.

Als unsere kleine Tochter zur Welt kam, war ihr Vater dabei. Ich hoffte damals wirklich sehr, dass wir eine glückliche Familie werden würden. Er hielt sein Kind ganz verliebt im Arm und wich die Wochen danach nicht von unserer Seite. Doch als die Kleine ungefähr vier Monate alt war, distanzierte er sich.

Er kam immer später nach Hause, war schlecht gelaunt. Irgendwann entdeckte ich eindeutige Chats mit seiner Arbeitskollegin auf seinem Handy und stellte ihn zur Rede. Wir trennten uns schließlich sechs Monate nach der Geburt unserer Tochter. Ich zog bei meinen Eltern ein, sie leben ca. 20 Kilometer von seiner Wohnung entfernt.

Er konnte seine Tochter also problemlos sehen.

Zunächst kam er auch mindestens einmal die Woche vorbei. Sie bauten ein gutes Verhältnis zueinander auf und ich fand, dass er seine Sache als Papa eigentlich ganz gut machte. Doch als es auf ihren dritten Geburtstag zuging, ließen seine Bemühungen nach. Zuerst war es beinahe unmerklich: Er erkundigte sich nicht mehr so oft nach ihr und brauchte immer länger, um auf Fotos zu reagieren, die ich ihm von unserer Tochter schickte.

Irgendwann kam er nicht mehr wöchentlich vorbei, sondern schaffte es nur noch alle zwei Wochen. Dann nahm er sie nur noch auf Nachfrage und wenn ich sie gebracht habe. Meine Maus ist jetzt schon in einem Alter, dass sie nach ihm fragt und mit ihm telefonieren möchte. Als ich ihm das gesagt habe, meinte er, ich solle ihm kein schlechtes Gewissen machen.

Ich fürchte, es hat viel mit seiner neuen Beziehung zu tun.

Seit einer Weile ist da nämlich eine neue Frau an seiner Seite. Ich weiß nicht, was sie darüber denkt, dass er schon ein Kind mit einer anderen hat, aber seitdem er mit ihr zusammen ist, spielt seine Tochter plötzlich keine Rolle mehr in seinem Leben. In den letzten sechs Wochen hatte er immer wieder andere Gründe, weshalb er es nicht geschafft hat, sie abzuholen oder zu besuchen.

Seit zwei Wochen reagiert er gar nicht mehr, weder auf Anrufe noch auf Nachrichten. Ich bin mit meinem Latein am Ende und so langsam weiß ich auch nicht mehr, was ich der Kleinen sagen soll, wenn sie nach ihm fragt. Meine größte Angst ist, dass er ihr Vertrauen in die Männerwelt nachhaltig kaputtmacht. Wie soll ich ihr erklären, was ich selbst nicht verstehe?

Die Kleine ist so ein liebes Mädchen, sie hat das nicht verdient.

Kein Kind verdient sowas. Ich war noch nie so wütend wie auf diesen Mann. Ich verstehe nicht, was ich jemals an ihm gefunden habe. Es lässt menschlich sehr tief blicken, wenn man sein eigenes Kind zurücklässt. Wenn er sie jetzt wirklich im Stich lässt, wäre es besser gewesen, wenn er sich von Anfang aus ihrem Leben rausgehalten hätte.

Ich frage mich, ob ich mehr Druck auf ihn ausüben sollte? Auf gutes Zureden reagiert er scheinbar nicht mehr. Ich habe schon gegoogelt, was man in einem solchen Fall tun kann und denke gerade darüber nach, mich ans Jugendamt zu wenden.”


Vielen Dank, liebe Melli, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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