Mann wartet 45 Stunden vor Klinik, bis er zu seiner gebärenden Frau darf

45 Stunden warten, dass die Geburt endlich richtig losgeht und das auch noch alleine, während der Vater auf dem Parkplatz warten muss. Eine grauenvolle Vorstellung – aber genau das ist einer werdenden Mama in Hamburg passiert.

Die Geburt des ersten Kindes ist ein besonders einschneidendes Erlebnis. Die meisten von uns möchten diese wunderschönen, aber auch beängstigenden Momente mit jemandem teilen. Doch genau das wird durch die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus immer schwieriger. Ein tragisches Beispiel zeigt jetzt, was das für eine Geburt bedeuten kann. Verschiedene Medien berichten über die werdenden Eltern, die vor der Geburt ihres Kindes ein Martyrium durchmachen mussten.

Vater darf nicht in die Klinik

Als die ersten Wehen kommen, ist die Aufregung bei Daniel und Lisa (Namen geändert) groß. Sie erwarteten ihr erstes Kind und machen sich sofort auf zum Hamburger Marienkrankenhaus. Dann der Schock: Lisa darf rein, Daniel muss leider draußen bleiben, bis es richtig losgeht. Beide hoffen darauf, dass es in wenigen Stunden soweit sein wird und verabschieden sich. Doch leider sollte es ganz anders kommen.

Nach zehn Stunden wendet sich Lisa hilfesuchend ans Klinikpersonal, ob ihr Mann ihr nicht wenigstens die Kliniktasche bringen dürfte – die liegt nämlich noch im Auto. Doch die Mitarbeiter des Krankenhauses verneinen das. Also muss die werdende Mama kreativ werden, um zumindest die wichtigsten Dinge aus der Tasche ins Krankenhaus zu bekommen. Sie und ihr Mann nutzen dann die Wehenpausen für eine Übergabe am Eingang des Krankenhauses.

Eröffnungsphase der Geburt dauert 45 Stunden

Das Tragische: Im Nachhinein kann niemand mehr genau erklären, warum es Daniel gar nicht mehr gestattet wurde, seine Freundin zu besuchen. Offiziell wäre ein kurzer Besuch bei der werdenden Mama gar nicht verboten gewesen. So hätte der Vater problemlos die Kliniktasche vorbeibringen dürfen und der armen Lisa wäre einiges an Stress erspart geblieben.

Insgesamt zieht sich die Eröffnungsphase der Geburt über 45 Stunden. Daniel wohnt mittlerweile in seinem Auto auf dem Parkplatz und nutzt das Dixi-Klo einer nahegelegenen Baustelle. Schließlich will er die Geburt nicht verpassen und sieht keine andere Möglichkeit, um sicherzustellen, dass er auf jeden Fall dabei sein wird.

Fehlende Herztöne beim Kind

Irgendwann müssen Medikamente nachhelfen und lassen Lisas Fruchtblase endlich platzen. Trotzdem darf ihr Freund noch nicht zu ihr. Stundenlang liegt Lisa alleine im Vorwehenzimmer, während ihr Mann draußen im Auto ausharrt. Als es schließlich losgeht, setzen bei ihrem Baby zweimal die Herztöne aus, ein Kaiserschnitt wird eingeleitet. Es braucht wohl nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, welche Ängste Lisa in diesem Moment durchleidet. Erst zum Kaiserschnitt darf auch endlich Daniel dazukommen und seiner Freundin zur Seite stehen.

Corona-Schutzmaßnahmen führen zu Verunsicherung

Immer wieder kommt es zu Unklarheiten und Missverständnissen wegen der Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus. Schon im April hatte Andrea Sturm, Vorsitzende des Hebammenverbandes Hamburg, darauf hingewiesen, dass die Verunsicherung unter den werdenden Müttern zunimmt. Sie hatte schon damals auf die Einrichtung eines klinikübergreifenden Krisenstabes zur Geburtshilfe in Zeiten von Corona gedrängt, um bestmöglich reagieren zu können.

Ob das Lisa und Daniel geholfen hätte? Vielleicht. Zum Glück überstehen Mutter und Kind die Geburt gut. Nachdem Papa Daniel einen negativen Coronatest vorweisen konnte, dürfen die drei in ein Familienzimmer umziehen. Happy End? Eher nicht, denn Mama Lisa begleiten die Ängste vor dem Alleinsein auch nach der Geburt noch. Diese traumatische Erfahrung wird sie wahrscheinlich nicht so schnell vergessen.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Alexandra B.
Alexandra B.
2 Jahre zuvor

Ich bin wieder Schwanger und habe gehofft mein Baby würde ein Sommerbaby um die saisonale Coronapause zu nutzen, leider klappte es erst später und das kind kommt im Winter.
Ich fühle mich gezeungen zuhause zu entbinden um noch einen gewissen grad an srlbstbestimmung und kontrolle zu behalten. Das war schon ohne corona so und jetzt wo es mir passieren könnte, dass ich allein gelassen werde, eine Maske tragen muss und mein Mann nicht rein darf, überlege ich stark ob ich komplett auf „Hilfe“ des Krankenhauses verzichten soll und einfach alleine gebären.

Melanie R.
Melanie R.
3 Jahre zuvor

Ich habe in dem gleichen Krankenhaus entbunden am 07.09.2020 ich war insgesamt 14 Tage dort aufgrund einer Schwangerschaftsvergiftung. Am Tag der Geburt die ein Kaiserschnitt wurde, nach einer Woche Einleitung, durfte mein Mann um 17 Uhr noch rein. Die OP war um 18 Uhr angesetzt. Die Schwestern waren so lieb und haben das zugelassen aber auch nur weil ich schon 14 Tage einsam da rumlag. In dieser Zeit ist es für niemanden leicht auch mir fiel es wirklich sehr schwer. Ich bin auch noch in Behandlung wegen Depressionen und diese Einsamkeit hat es nicht besser gemacht. Ich kann diese Regelung verstehen aber das soziale darf auch auf keinen Fall vergessen werden. Ach und von den 14 Tagen hatte ich nur 3 Tage eine bettnachbarin, das heißt ich war wirklich einsam.