Mama stillt Fünfjährigen: „Sie sagen, ich sei krank und ekelhaft.“

Immer wieder erhitzen Frauen, die Langzeitstillen, die Gemüter. Die australische Mama Lauren Mc Load, die sich selbst „Badass Breastfeeder“ nennt, geht das (meistens) am Allerwertesten vorbei.

„Manche sagen, ich sei ,ekelhaft, seltsam, egoistisch, missbrauchtreibend…`“

Solche Beschimpfungen sorgen bei ihr nur noch für müdes Augenrollen. „I honestly give zero fcks“, sagt sie auf ihrer Instagram-Seite. „Ich tue einfach, was das Beste für meine Kinder ist.“

Von der Natur sei es vorgesehen, dass Kinder zwischen zwei bis sieben Jahre lang gestillt werden. „Einem Fünfjährigen die Brust zu geben, wie ich es tue, ist in unserer Gesellschaft vielleicht nicht mehr üblich. Seltsam und widerlich ist es aber nicht.“ Sie gibt ihrem Sohn Bowie noch einmal täglich vor dem Schlafengehen die Brust. Dabei gehe es gar nicht so sehr um Nahrungsaufnahme. Sie spendet Bowie (und ihrer zweijährigen Tochter Tigerlily) auf diese Weise Beruhigung, Trost und Zuwendung.

Ist das noch normal?

Wenn mit „normal“ gemeint ist, ob es der durchschnittlichen Stilldauer entspricht, lautet die Antwort: Nein. Aber wen interessieren schon Durchschnittswerte. Wenn damit gemeint ist, ob es okay ist, so lange zu stellen, lautet die Antwort: Klar ist das okay – solange es für alle Beteiligten okay ist. Ganz ehrlich: Ja, auf den ersten Blick ist es auch für mich ein ungewohnter Anblick – und ich hätte mich mit meinem Sohn in dem Alter nicht mehr wohl beim Stillen gefühlt. Er sicher auch nicht. Sobald er ein Jahr alt war, hat ihn meine Brust nur noch als weiches Kissen interessiert, und mir war das Recht. Aber so war es eben bei uns – und daraus lässt sich ganz sicher keine allgemeingültige Regel ableiten.

Umgekehrt lässt sich natürlich auch nicht sagen, dass Langzeitstillen ein Muss ist, und Mamas nicht das Beste führ ihr Kind tun, wenn sie darauf verzichten. Eigentlich sollte es überflüssig sein, dies zu erwähnen – aber das Thema Stillen ist mit soviel Druck und Vorurteilen verbunden, dass man nicht vorsichtig genug sein kann. Deshalb blendet Lauren, die auch als Doula (Geburtsbegleiterin) arbeitet und andere Frauen zum selbstbestimmt Stillen ermutigen will, blöde Kommentare so gut es geht aus: „Es ist meine Zeit und Energie nicht wert, auf jemanden zu reagieren, der sich schon eine fertige Meinung über mich gebildet hat und seine Zeit damit verbringen will, fies zu sein.“

Ganz meine Meinung. Halten wir es doch auch hier einfach mit dem Motto „leben und leben lassen“ – oder besser: stillen und stillen lassen.

Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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