Mama ist kein Entertainer: Warum dein Kind sich auch mal langweilen darf

„Ich weiß nicht, was ich machen soll… Mir ist so laaaangweilig!!!!!!“

Diesen Satz hat wohl jede Mama schon mal gehört hat, oder? Oft vorgetragen mit einem vorwurfsvollen Blick, der Mama oder Papa dazu bewegen soll, das Problem mit der Langeweile zu lösen.

Ich weiß noch, dass ich als Kind immer mal wieder das Gefühl hatte, mich zu langweilen. Heute als Erwachsene frage ich mich: Wo ist die eigentlich hin, diese Langeweile? Während wir Erwachsene uns diesen Zustand manchmal zurückwünschen, empfinden Kinder ihn als lästig. Sie wünschen sich Erlösung von der quälenden Langeweile und oft beschleicht einen als Mama oder Papa dann das Gefühl, dass man schnell einspringen sollte.

Langeweile kann Kindern gut tun

Dabei haben die meisten Kinder in der heutigen Zeit tatsächlich schon ein ziemlich durchgeplantes Leben. Denn neben der Kita  haben viele gleich mehrere Hobbys, die sie wahrnehmen. Leerraum gibt es eigentlich wenig. Und trotzdem (oder gerade deshalb?) kommt in den knappen Ruhephasen manchmal das Gefühl der Langeweile auf. Und da kommen die Eltern ins Spiel, im wahrsten Sinne des Wortes. Die andere Möglichkeit – und sicher nicht die schlimmste, wenn man unsere Kinder fragt 😉 : Eine Runde Fernsehen, um die Langeweile zu überbrücken.

Doch ist das wirklich sinnvoll?

Viele Experten sind sich sicher: Ab und zu Langeweile zu haben, schadet Kindern nicht – ganz im Gegenteil! Verschiedene Studien zeigen, dass Menschen (und zwar auch schon die kleinsten) durch Langeweile erst richtig kreativ werden. Denn erst dieses „Nichtstun“ schafft Raum für Tagträume und neue Ideen. Der Hamburger Erziehungswissenschaftler Peter Struck schreibt deswegen in seinem „Erziehungsbuch“, dass Eltern bloß nicht sofort reagieren sollten, wenn das Kind über Langeweile klagt. Schließlich brauchen unsere Kleinen auch die Möglichkeit, selbst zu lernen, sich aus der Langeweile zu befreien. Auch, wenn sie das selbst nicht ahnen…

Langeweile ist eine der wichtigsten Triebfedern der kindlichen Entwicklung, daher können sie Eltern besten Gewissens zulassen! Und ist es nicht so, dass sie bei Kindern sowieso nicht lange anhält, weil – na? – diese nach ein paar Minuten die nächste tolle Spielidee haben?

Gefahr: Wer immer Action bietet, hört immer öfter den Langeweile-Satz

Doch es gibt noch einen anderen guten Grund, weshalb Mama und Papa nicht sofort zur Unterhaltung des Kindes übergehen sollten, sobald dieses über Langeweile klagt: Langfristig könnte der Nachwuchs dadurch nämlich „lernen“, dass er mit dem Satz „Mir ist so langweilig!“ ein tolles Unterhaltungsprogramm erzielen kann – und sich gar nicht mehr bemühen, sich selbst etwas einfallen zu lassen. Anstatt dem Kind zu helfen, besser mit seiner Langeweile umgehen zu können, sorgen „Entertainer-Eltern“ also schlimmstenfalls dafür, dass die lieben Kleinen immer häufiger und schneller über Langeweile klagen.

Wenn die Kids sich also beschweren, müssen Eltern das nicht immer als Aufforderung verstehen, diesen Zustand zu beenden. Stattdessen können sie sich auch mal zurücklehnen und Vertrauen in die meist erstaunliche, kindliche Kreativität haben. So können aus der Langeweile heraus die schönsten, neuen Spiele entstehen!

Bei mir ist diese Idee jedenfalls aufgegangen. Meine Mama hatte die wundervolle Strategie auf meine nörgelnde Frage „Mama, mir ist langweilig, was soll ich jetzt machen?“ ein paar Haushaltstätigkeiten zu nennen, die ich erledigen könnte. Da erschien es mir damals dann doch verlockender, ein wenig Langeweile zu haben, als den Müll rauszubringen. Und ich fand stets ganz schnell eine neue Beschäftigung.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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