Mama bekommt Baby von ihrem toten Mann und verliert es fast auch noch

Die Schicksalsschläge, die manche Menschen ertragen müssen, überschreiten die Grenzen jeder Vorstellungskraft. Sarah Rhodes ist so ein Mensch. Sie erzählt ihre Geschichte trotzdem, um anderen Mut zu machen: Egal, wie finster es aussehen mag, irgendwann kommt immer ein Licht.

Als Sarah 28 Jahre alt ist versucht sie bereits seit fünf Jahren ein Kind mit ihrem Mann Joel zu bekommen. Sie haben auch schon eine Diagnose, die eigentlich keine ist: Sie sei unfruchtbar – aus ungeklärter Ursache. Die beiden entscheiden sich deswegen für eine künstliche Befruchtung und leiten alles dafür in die Wege. Von ihrem unerfüllten Kinderwunsch abgesehen geht es Joel und Sarah aber gut: Sie sind glücklich als Paar, laufen gemeinsam ihren ersten Halbmarathon und fühlen sich fit. Bis Joel plötzlich Blut in seinem Urin sieht. Nierensteine, denkt sich das Paar. Doch eine Untersuchung beim Urologen lässt ihre Welt zerspringen:

Es ist Nierenkrebs.

Es folgt ein Jahr voller Arztbesuche, zwischen Angst und Hoffnung. Joel wird von einer der führenden Kliniken für Krebserkrankungen behandelt. Seine Niere wird entfernt und er unterzieht sich einer Chemotherapie. Es ist eine harte Zeit für das Paar, doch am Ende erhalten sie die befreiende Nachricht, dass Joel den Krebs fürs Erste besiegt hat. Die beiden sind überglücklich und nehmen ihre Pläne für ein gemeinsames Kind direkt wieder auf. Da sie wussten, dass die Chemo auch Joes Spermien zusetzen könnte, hatte er vorsorglich welche einfrieren lassen. So war eine künstliche Befruchtung möglich und dieses Mal schien das Glück auf ihrer Seite:

Sarah wurde schon beim ersten Versuch schwanger.

Doch dann der nächste Schicksalsschlag: Nur wenige Tage vor dem errechneten Geburtstermin fanden sich Joel und Sarah erneut in einem Krankenhaus wieder. In Joels Lunge war ein dunkler Schatten festgestellt worden – und eigentlich wussten die beiden schon vor dem offiziellen Befund, was das bedeutete: Der Krebs war zurück. Wenige Tage später kam ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt, der kleine Milo. Doch anstatt genießen zu können, dass sich ihr Wunsch nach einem Kind endlich erfüllt hatte, kämpfte sich die kleine Familie wieder durch eine Chemo. Doch dieses Mal erzielte sie leider nicht den gleichen Erfolg. Die Ärzte empfahlen dem Paar deswegen einen operativen Eingriff.

Doch das Glück, das sich kurzzeitig bei der Familie blicken ließ, hatte sie offenbar schon wieder verlassen. Nach der OP, die ihre letzte Hoffnung auf Heilung gewesen war, erlitt Joel einen schweren Schlaganfall. Er kämpfte sich durch bis zur Reha, aber es sollten noch zwei weitere Schlaganfälle folgen. Sarahs Mann erholte sich nicht mehr und verstarb schließlich mit 35 Jahren.

Zurück ließ er eine junge Witwe und seinen kleinen Jungen – und einen ganz besonderen Wunsch.

Kurz vor seinem Tod hatte er seine Frau auf die Möglichkeit angesprochen, dass sie weitere Kinder von ihm austragen könne. Schließlich hatten beide Keimzellen bei der Kinderwunschklinik einfrieren lassen. Er hatte sich immer ein kleines Mädchen gewünscht, dass er Ellis genannt hätte.

Joel mit seinem Sohn Milo

Joel mit seinem Sohn Milo. Foto: Facebook Journey of Sarah

Nach der ersten Zeit von tiefer Trauer erinnerte sich Sarah an den Wunsch ihres Mannes. Sie sprach mit der Familie darüber und entschloss sich schließlich, es zu versuchen. Anderthalb Jahre nach dem Tod ihres Mannes wurde Sarah wieder Mama: Sie bekam Joels Wunschkind, ein kleines Mädchen, das sie Ellis Claire nannte. Ellis Claire kam als gesundes Baby auf die Welt, doch wieder sollte das Glück nicht allzu lange auf Sarahs Seite sein. Zwei Wochen nach ihrer Geburt fand die zweifache Mama ihr Baby apathisch mit erhöhter Temperatur vor. Im Krankenhaus kämpft das kleine Mädchen ums Überleben. Schon am Abend nach dem Auftreten der ersten Symptome muss das Baby künstlich beatmet werden. Die Ärzte diagnostizieren eine Sepsis und eine bakterielle Hirnhautentzündung. Mittlerweile seien so viele Hirnareale betroffen, dass keine Hoffnung darauf bestehe, dass die kleine Claire jemals wieder das Bewusstsein erlangen wird.

Sarah ist am Boden zerstört, sie kann nicht glauben, dass ihr nun auch noch ihre Tochter genommen wird.

Doch nach mehreren Wochen, in denen sich der Zustand der kleinen Ellis nicht ändert, stimmt sie schließlich zu, dass die Maschinen abgeschaltet werden. Alle Kabel und Drähte, die das Baby zuletzt am Leben gehalten hatten, werden entfernt. Zum Sterben legt sich Sarah ihr Kind auf die nackte Brust. Doch plötzlich passiert das Unglaubliche: Das Baby beginnt eigenständig zu atmen. Und nicht nur das, auch ihre Vitalfunktionen stabilisieren sich nach und nach. Schon einen Tag später konnte Sarah ihrem Kind wieder die Flasche geben.

Sarah mit ihrer Tochter Ellis.

Sarah mit ihrer Tochter Ellis. Foto: Facebook Journey of Sarah

Inzwischen ist das kleine Baby von damals laut ihrer Mutter zu einem glücklichen kleinen Menschen herangewachsen.

Sie muss zwar täglich mit einem Trainer an ihrer Bewegungsfähigkeit arbeiten und ist auf einen Rollstuhl angewiesen, aber sie hat viele Freunde, besucht die Schule und lebt ein ganz normales Leben. Und das alles, obwohl die Ärzte Sarah damals prophezeiten, dass das Mädchen niemals würde eigenständig atmen oder am Leben teilnehmen können. Für die Mutter ist die kleine Ellis deswegen ein Hoffnungsträger, der sie daran erinnert, was alles möglich ist.

Sarah verliebt sich wieder und gründet eine neue Familie

Drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes verliebte sich Sarah neu. Sie traf ihre High-School-Liebe wieder und beide entdeckten, dass ihre innigen Gefühle füreinander noch da waren. Inzwischen sind die beiden verheiratet und leben mit ihren Kindern aus den vorangegangenen Partnerschaften in einer Patchwork-Familie. Vor kurzem hatte das Leben dann noch eine besonders schöne Überraschung für Sarah: Obwohl es hieß, dass sie unfruchtbar sei, ist sie von ihrem zweiten Mann schwanger geworden und hat noch ein gesundes Baby geboren, das nun ihre bunte Familie komplementiert.

Tomorrow’s the day I get to pledge my love to this man in front of our closest family & friends. We’ve already been…

Gepostet von Journey of Sarah am Mittwoch, 25. Oktober 2017

Die junge Witwe, Mama und wieder Ehefrau hat eine Botschaft für alle Menschen, die vielleicht Ähnliches durchmachen mussten: „Ich sage euch, dass ihr weitermachen müsst, egal wie hoffnungslos alles wirkt, denn ihr wisst nie, was noch kommt – und eure besten Erfahrungen liegen noch vor euch! Nichts ist jemals zu kaputt, um wieder heilen zu können. Mein Leben hat mir gezeigt, dass das wahr ist und dafür bin ich sehr dankbar.“

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt. Auch wenn ich selbst keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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