Macht uns eine Schwangerschaft etwa dümmer? Studie schürt diesen Verdacht

In der Schwangerschaft verändert sich unser Körper: Der Bauch wächst. Die Brüste werden üppiger. Die Haare fülliger. Verantwortlich sind die Hormone. Aber nicht nur der Körper verändert sich. Sondern auch unser Gehirn. Häufig haben wir das Gefühl, schusseliger als sonst zu sein. Wir vergessen, wo wir den Schlüssel hingelegt haben. Wie die nette Nachbarin noch mal heißt. Oder suchen beim Telefonieren hektisch unser Handy. (Hier findest du die lustigen „verpeilten“ Aktionen werdender Mamas!).

Alles nur Einbildung? Absolut nicht. Eine Studie der Universität Leiden in den Niederlanden hat jetzt gezeigt: Werden wir Mama, schrumpfen tatsächlich Teile unseres Gehirns! Puh. Heißt das jetzt etwa, dass Schwangerschaft uns dümmer macht?

Forscher untersuchten Mütter vor- und nach ihrem ersten Kind

Die Studie, die gerade für Aufruhr unter Mamas sorgt, stammt aus den Niederlanden. Eine Forschergruppe um die Neurowissenschaftlerin Elseline Hoekzema wollte genauer wissen, was eigentlich im Gehirn von schwangeren Frauen passiert. Für ihr Projekt untersuchten sie daher die Gehirne von 25 Frauen, bevor und nachdem sie ihr erstes Kind auf die Welt gebracht hatten.

Als Kontrollgruppe fungierten 19 Männer, die zum ersten Mal Vater geworden waren und ebenfalls vor und nach der Geburt des Kindes untersucht wurden. Außerdem bezogen die Forscher 20 Frauen und 17 Männer mit ein, die noch keine Kinder bekommen hatten.

Ergebnis: Teile unseres Mama-Gehirns schrumpfen!

Bei allen Mamas stellten die Forscher nach der Entbindung in verschiedenen Bereichen des Gehirns eine Abnahme an sogenannter „grauer Substanz“ fest. Sie wird mit Denken und Intelligenz in Verbindung gebracht. Die meisten der bei den Müttern betroffenen Hirnregionen spielen eine Rolle bei der Fähigkeit, unsere eigenen Bewusstseinsvorgänge sowie Gefühle und Absichten anderer zu erkennen.

Bei Frauen, die kein Kind bekommen hatten, veränderte sich die graue Substanz nicht. Der Unterschied war so groß, dass die Forscher alleine an der Veränderung im Gehirn erkennen konnten, welche Frau schon ein Kind bekommen hatte. Der Effekt hielt mindestens zwei Jahre nach der Geburt an. So lange begleiteten die Wissenschaftler die Teilnehmer der Studie.

Das Gehirn von Vätern verändert sich nicht

Für viele Mamas sicher wenig überraschend: Bei den 19 untersuchten Papas konnten Hoekzema und ihre Kollegen keine Veränderungen im Gehirn feststellen. Erfahrungsgemäß sind es unsere Männer, die uns darauf aufmerksam machen, dass wir gerade unsere Brille in den Kühlschrank legen wollen. Oder beim gerade mit Socken in die Dusche steigen.

Sie ticken weiterhin ganz „normal“. Für die Forscher liegt daher die Vermutung nahe, dass die Veränderungen durch die Schwangerschaft selbst ausgelöst werden. Nicht durch die Anpassung an die Elternrolle, die ja beide Partner betrifft. Aber warum das Ganze? Warum sollte die eigentlich schlaue Natur dafür sorgen, dass eine Schwangerschaft uns Mamas dümmer macht?

Umbau zum Mommy-Brain (im positiven Sinne!)

Die Wissenschaftler spekulieren, dass der Abbau der grauen Substanz eigentlich gar kein Verlust an Fähigkeiten ist. Sondern, wie zum Beispiel in der Pubertät, ein Umbauprozess. Das Gehirn wird „aufgeräumt“ und fit gemacht für neue Aufgaben! Yeah! In diesem Fall wird unser Hirn darauf gepolt, die Bedürfnisse des Babys besser zu verstehen. Und perfekt auf die vielen neuen Anforderungen vorbereitet zu sein, die auf uns als Mamas zukommen. Was laut den Forschern für diese Theorie spricht, ist, dass es keine „kognitiven Einbußen“ gibt.

So gesehen macht das Ganze Sinn: Wir sind plötzlich mit Situationen, Gefühlen und Themen konfrontiert, die uns noch nie im Leben zuvor begegnet sind. Es sind ganz einfach andere Fähigkeiten nötig als bisher. Unser Gehirn konzentriert sich auf das Wesentliche – nämlich das Baby. Der Schlüssel oder die Socken spielen erst mal eine untergeordnete Rolle. Das erklärt unserer Zerstreutheit (und ist zukünftig eine echt gute Ausrede, wenn andere über unser schusseliges Verhalten den Kopf schütteln!)

Heißt also: Wir Mamas werden nicht dümmer. Wir werden einfach nur anders schlau!

Corinna Siemokat
Ich arbeite seit über zehn Jahren als Journalistin. Studiert habe ich Modejournalismus/Medienkommunikation, schreibe mittlerweile aber viel lieber über Frauen- und Familienthemen als über Fashion. Ganz besonders am Herzen liegt mir das Thema Vereinbarkeit. Dafür setze ich mich auch in meinem Job als Office Managerin bei Coworking Toddler (Kinderbetreuung + Coworking Space) ein. Ich lebe mit meinen zwei Söhnen (6 und 2 1/2 Jahre alt) in Berlin. Mit zwei kleinen Jungs Zuhause ist es oft wild und turbulent (die Autonomiephase bei K2 lässt grüßen…). Eine prima Inspirationsquelle für meine Artikel bei Echte Mamas! Wenn zwischen Spielplatz, Sporthalle und anderen spannenden Aktivitäten mit den Kids noch Zeit bleibt, gehe ich gerne joggen, zum Yoga oder entspanne in der Badewanne.

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