Liebe Mama, das alles hast du bei der Geburt geleistet!

Liebe Mama,

du schaust auf dein Kind, das in deinen Armen liegt. Es ist noch nicht lange auf der Welt, aber es fühlt sich so an, als hättet ihr schon immer zusammengehört. Es kann aber auch genau das Gegenteil sein, dass dir dieses winzige Wesen fremd vorkommt. So fremd, wie du selbst dich seit seiner Geburt in deinem eigenen Körper fühlst.

Vielleicht fühlst du dich aber auch ganz anders, trotzdem gilt: All diese Gefühle sind normal. Und verständlich! Denn dein Körper, deine Seele und dein Herz haben ganz schön viel mitgemacht in den letzten Monaten. All die Veränderungen, all das Neue und dann die Geburt.

Schau mal, das sind nur ein paar von den unbeschreiblichen Dingen, die du gerade geschafft hast:

Die Schwangerschaft lässt deinen Körper, biologisch gesehen, um sechs Monate bis zwei Jahre schneller altern.

Schwangerschaften erhöhen zumindest zeitweise das biologische Alter einer Frau – das hat eine Analyse der US-amerikanischen Yale School of Medicine gezeigt. Laut der Untersuchung altert eine Mutter in den 20 Wochen zwischen Früh- und Spätschwangerschaft um zwei Jahre, natürlich nur biologisch gesehen. Dieses Phänomen ist jedoch nicht von Dauer. Denn bereits wenige Monate nach der Geburt scheint der Effekt nicht nur zu verpuffen, sondern sich sogar umzukehren! Das biologische Alter einiger Teilnehmerinnen der Analyse ging um bis zu acht Jahre zurück.

Die Knochen deines Babys bildest du aus dem Kalzium deiner eigenen Knochen.

Besonders gegen Ende der Schwangerschaft überträgt die Mama sehr viel Kalzium an ihr Ungeborenes. Von der 36. SSW angibt die Schwangere bis zu 350 Milligramm des Minerals täglich an ihr Kind weiter. In dieser Zeit solltest du besonders auf deinen Kalzium- und deinen Vitamin D-Spiegel achten. Frag mal bei deiner Frauenärztin oder deinem Gynäkologen nach.

Deine Gehirnstruktur ändert sich dauerhaft, wenn du Mama wirst.

Studien bestätigen, dass sich das Gehirn in der Schwangerschaft umstrukturiert, um den neuen Herausforderungen als Mutter gewachsen zu sein. Verantwortlich sind die Hormone Progesteron und Östrogen. Die niederländische Neurowissenschaftlerin Elseline Hoekzema hat mithilfe von MRT-Scans die Gehirne von Müttern und Nicht-Müttern miteinander verglichen. Dabei waren die Unterschiede in den Gehirnen so deutlich, dass sie mit hundertprozentiger Sicherheit sagen konnte, welche der Gehirne Müttern zuzuordnen sind. Meine Kollegin Lena hat zu diesem Phänomen einen tollen Text geschrieben: „Muttertät: Wie die Geburt dein Gehirn für immer verändert.“

Während der Geburt verlierst du sehr viel Blut.

Bei einer vaginalen Geburt verlieren Frauen im Normalfall bis zu einem halben Liter Blut. Beim Lösen der Plazenta von der Gebärmutter öffnen sich die Blutgefäße. Die Kontraktionen der Gebärmutter während der Nachwehen unterstützen das Verschließen dieser Gefäße bis zu deren vollständiger Heilung. Bei einem Kaiserschnitt ist es normal, dass die Mama bis zu einem Liter Blut verliert. Ein Großteil dieser Menge kommt durch den Schnitt in die Gebärmutter – denn hier wird während der Schwangerschaft viel Blut hindurchgepumpt.

Bei einem Kaiserschnitt werden sieben Gewebeschichten durchtrennt – und danach etwa 30 Minuten lang wieder zusammengenäht.

Bis vor rund 30 Jahren wurden bei einem Kaiserschnitt mit einem Skalpell alle Schichten aufgeschnitten und auch die Gebärmutter wurde mit einem großen Schnitt geöffnet. Die Folge waren starke Schmerzen, eine lange Erholungszeit und häufige Problene bei Folgeschwangerschaften.

Heutzutage wird in den meisten Fällen ein „sanfter Kaiserschnitt“ gemacht. Heute wird der sogenannten sanfte Kaiserschnitt gemacht. Der Bauch wird quer geöffnet und die meisten Schichten werden nicht mehr geschnitten, sondern stumpf geöffnet, gedehnt und/oder sanft zur Scheite geschoben. Es werden anschließend auch nicht alle 7 Schichten genäht, sondern eben nur so viele wie erforderlich. 

Wenn dein Körper Muttermilch produziert, entsteht diese aus den Nährstoffen deines Blutes.

Die Milchdrüsen „filtern“ bestimmte Bestandteile aus dem Blut der Mama und bauen daraus die Muttermilch auf. Es fließen also Nährstoffe (z. B. Zucker, Aminosäuren, Fettsäuren), Wasser, Vitamine, Mineralstoffe und Immunzellen in die Milch. Somit hat auch die Ernährung in der Stillzeit der Mama einen großen Einfluss darauf, was ihr Baby zu sich nimmt.

Der Beckenboden und die Bauchmuskeln brauchen bis zu sechs Monate, um sich nach dem Dehnen, Verschieben und Pressen wieder zu regenerieren.

Im Wochenbett stellt der Körper nach und nach seinen „Normalzustand“ wieder her: Die Organe schieben sich zurück an ihren ursprünglichen Platz, das Bindegewebe strafft sich, Bänder und Sehnen spannen sich neu, Blutergüsse und Risse heilen. Der Beckenboden braucht dabei einen sanften Wiederaufbau, erst sechs bis neun Monate nach der Geburt ist er wieder voll belastbar. Lass dich von deiner Hebamme oder deiner/m Gynäkologin/en beraten, wann du mit der Rückbildung starten solltest.

Und die Zeit, in der du dich von diesen Strapazen erholen sollst, ist geprägt von wenig Schlaf, Hormonen, die deinen Körper fluten und dem gesellschaftlichen Druck, möglichst schnell wieder fit und zudem immer überglücklich zu sein.

Du siehst: Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sind wie ein Orkan, der durch deinen Körper und deine Seele fegt. Sei nachsichtig mit dir selbst ❤️! Nimm dir die Zeit, die du für dich brauchst, wann immer es geht. Scheue dich nicht, um Hilfe zu bitten.

Du hast Unglaubliches geleistet! Vergiss das nie. Und ja: Es wird leichter werden.

Quellen:

  1. „The effects of pregnancy, its progression, and its cessation on human (maternal) biological aging“ unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1550413124000792?via%3Dihub, abgerufen am 25.August 2025 um 14.25 Uhr
  2. „Die Entwicklung des Babys im Mutterleib“ unter https://www.sana.de/biberach/medizin-pflege/geburtszentrum/ich-bin-schwanger/entwicklung/knochen#:~:text=Schwangerschaftswoche%20erreicht%20die%20Kalzium%C3%BCbertragung%20von,nat%C3%BCrlicher%20Geburtsvorgang%20weiterhin%20m%C3%B6glich%20ist., abgerufen am 25. August um 14.39 Uhr
  3. „Pregnancy renders anatomical changes in hypothalamic substructures of the human brain that relate to aspects of maternal behavior“ unter https://pure.amsterdamumc.nl/en/publications/pregnancy-renders-anatomical-changes-in-hypothalamic-substructure, abgerufen am 25. August 2025
  4. „Starke Uterusblutungen bei der Entbindung“ unter  https://www.msdmanuals.com/de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/komplikationen-w%C3%A4hrend-der-geburtswehen-und-entbindung/starke-uterusblutungen-bei-der-entbindung, abgerufen am 25. August 2025 um 14.54 Uhr.
  5. „Kaiserschnittnarbe – Regeneration, Pflege und Heilung“ unter https://motherside.de/blogs/bylivandjen-blog/kaiserschnittnarbe-regeneration-pflege-heilung?srsltid=AfmBOoqBFHq3ZU3ojOnyNEu08Fae4wvlPRGaPkAcuK2iW-3AWSe-hGRj, abgerufen am 25. August 2025, 15.49 Uhr.
  6. „Sport nach der Geburt: So finden Sie zur gewohnten Fitness zurück“ unter https://www.aok.de/pk/magazin/familie/geburt/ab-wann-ist-sport-nach-der-geburt-okay/#:~:text=Der%20Beckenboden%20braucht%20dabei%20einen,etwa%20vier%20bis%20sechs%20Wochen., abgerufen am 25. August 2025, 16.05 Uhr.
Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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