Leben mit Teenagern: Ihr glaubt, ihr redet gegen eine Wand? Ist auch so!

Wenn ihr Teenager-Eltern seid, dann kennt ihr es wahrscheinlich: Das beständige Gefühl gegen eine Wand zu reden, wann immer ihr es wagt, das Wort an euer Pubertier zu richten. Klar, nicht alle Jugendlichen sind gleich, aber die meisten durchleben eine Phase, in der sie die mütterlichen Ermahnungen, Ratschläge und gut gemeinten Tipps durchgehend ignorieren.

Das Kuriose: Eine Studie hat nun gezeigt, dass das Gehirn von Heranwachsenden tatsächlich eine solche Funktion entwickelt. Mamas Stimme wird dann unbewusst ausgeblendet, wie das Journal of Neuroscience berichtet.

Mamas Stimme wird vom Gehirn als „weniger wertvoll” eingestuft

Eine Gruppe von Forschenden der Standford-University kommt in ihren Untersuchungen zu dem Schluss, dass das Gehirn von Jugendlichen bestimmte Stimmen in der Pubertät neu bewertet. Für die Mamas bedeutet das: Ihre Stimme gehört zur Kategorie „unwichtig”, die Stimmen von Freund*innen hingegen: mega wichtig! Autsch, das tut ein bisschen weh, ist aber auch nicht wirklich überraschend, wenn man an die eigene Pubertät zurückdenkt.

Offenbar gibt es nun auch eine völlig logische Erklärung dazu: Die soziale Welt kleiner Kinder dreht sich in erster Linie um ihre Eltern, die eine Schlüsselrolle bei ihrer sozialen und kognitiven Entwicklung spielen. Doch ein wichtiges Merkmal der Jugend ist, dass Kinder sich nicht mehr am engsten Familienkreis orientieren. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Prozess, der die Jugendlichen auf ihre baldige Selbstständigkeit vorbereiten soll.

Das Ganze lässt sich auch an den Reaktionen des Gehirns nachweisen.

Die Gehirne von Kindern unter 12 Jahren zeigten in der Studie eine extrem starke neuronale Reaktion auf die Stimme ihrer Mutter. Sowohl Belohnungszentren als auch Emotionsverarbeitungszentren sprangen bei ihrem Klang sofort an. Doch das ändert sich um den 13. Geburtstag herum: Die Stimme der Mutter hat plötzlich nicht mehr diese starke Wirkung – im Gegenteil. Stattdessen reagiert das Gehirn im Allgemeinen besser auf unbekannte Stimmen.

Das Gehirn von Heranwachsenden bewertet Mamas Stimme plötzlich als „weniger wertvoll”. Es ist darauf ausgerichtet, Informationen von anderen Menschen zu beziehen. Entsprechend wird der Input von Außenstehenden als wichtiger eingestuft.
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Wenn du selbst Teenager hast: Wie gehst du damit um, wenn sie dir nicht zuhören?x

Es ist also keine bewusste Ablehnung, wenn dein Teenager dir mal wieder nicht zuhört.

Dahinter steckt ein wichtiger Entwicklungsprozess in Richtung Selbstständigkeit. „Wenn Teenager zu rebellieren scheinen, indem sie ihren Eltern nicht zuhören, dann liegt das daran, dass sie dazu veranlagt sind, Stimmen außerhalb ihres familiären Umfelds mehr Aufmerksamkeit zu schenken”, erklärt Neurowissenschaftler Vinod Menon, ebenfalls von der Stanford University.

Du solltest es dir also nicht zu Herzen nehmen, wenn dein Pubertier dich mal wieder ignoriert. Es ist ein ganz normaler Schritt, der deinem Kind später ermöglicht, sich in andere Perspektiven hineinzuversetzen. Dein Teenager schließt dich also nicht absichtlich aus, es gehört einfach zum Erwachsenwerden dazu, dass er sich nun an anderen Menschen orientiert. Das war bei uns in der Pubertät schließlich auch nicht anders, oder?

 

 

 

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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