Lange Autofahrten: Mathematiker knackt den Quengel-Code!

Darauf haben wir Eltern seit Jahren gewartet: Mathematische Formeln, mit denen wir unsere Kinder auf Autofahrten länger bei Laune halten können. Dabei spielen übrigens — nicht überraschend — auch Snacks eine Rolle. Aber auf den Zeitpunkt der Verteilung kommt es an!

Hier – tatatata – kommt die Formel

Mathematiker Dr. James Hind (bestimmt ein Vater und offenbar einer mit Humor) von der Nottingham Trent University, wollte es tatsächlich wissen. Seine Befragung von 2000 Eltern ergab: Im Schnitt werden Kinder nach 70 Minuten Autofahrt so richtig unleidlich, fragen aber bereits nach 32 Minuten das erste Mal „Wann sind wir da?“. Letzteres wiederholen sie durchschnittlich vier Mal während der Fahrt.

Daraus hat Hind eine Formel gebildet, mit der ihr die Quengelwahrscheinlichkeit berechnen könnt:

T = 70 + 0.5E + 15F – 10S

Alles klar? Na, dann los!

Doch noch Fragen? Okay: Die Wahrscheinlichkeit eines Ausrasters (Tantrum) sinkt mit jeder Minute, in der ein Kind sich unterhalten (Entertaiment) fühlt. Essen (Food) kann ihn bis zu 15 Minuten hinauszögern. Ein weiteres Kind (Siblings) verkürzt die quengelfreie Zeit um zehn Minuten.

Sie können immerhin auf zwei Stunden quengelfreies Fahren kommen – wenn Sie nur ein Kind haben, für seine Unterhaltung sorgen und ihm gelegentlich Essen anbieten. Zugleich kann es bei zwei Kindern ohne Unterhaltung und Snacks schon nach 40 Minuten mit der guten Stimmung vorbei sein“, so Hind.

Und wie nutzen wir die Erkenntnis jetzt?

Laut seiner Befragung sind die häufigsten Gründe für das Motzen unserer Kinder – wir wussten es natürlich schon – Langeweile, die Länge der Reise und Hunger. Deshalb drücken wir unserem Sohn schon zu Beginn der Reise eine Knabberbox in die Hand, aus der er sich während der Fahrt bedienen kann. Darin stecken z. B. Gemüse, Obst – und auch etwas Ungesundes für den Spaß.

Offenbar nicht die beste Idee: „Snacks sind wichtig, aber viel hilft hier nicht viel. Beschränken Sie die besser auf höchstens zwei pro Stunde. Die Unterhaltung ist der Schlüssel“, sagt Hind.

Leider verrät sein Code nicht, wie dieser Schlüssel in der Praxis am besten einzusetzen ist. Wir haben hier aber trotzdem einige Tipps  für euch. Am einfachsten ist es natürlich, die Kinder einfach Filme schauen oder am Smartphone daddeln zu lassen. Das ist als „Notwehr“ zwischendurch auch unbedingt erlaubt finde ich. Aber wenn sie unentwegt auf Bildschirme starren, ist das nicht so richtig toll. Außerdem gewöhnen sich Kinder so schnell daran, dass langweilige Momente immer sofort auf diese Art überbrückt werden müssen.

Für uns sind Hörbücher eine tolle Alternative – die funktionieren jedenfalls bei unserem Sohn richtig gut. Euer Kind mag aber nur bewegte Bilder? Am besten überlegt ihr dann vorher gemeinsam, welchen tollen Film oder welche Lieblingsserie es richtig gerne schauen würde und wählt den passenden Zeitpunkt, um damit zu starten. Etwa zur Mitte der Fahrt, wenn die Ungeduld langsam größer wird.

Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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