Kreidezähne: Immer mehr Kinder haben brüchige Zähne! Was tun?

Lange Zeit hat man sich als Mama nur Sorgen um Karies und vielleicht noch Fehlstellungen gemacht, wenn es um die Zähne seines kleinen Schatzes ging. Nun aber warnen Ärzte vor einer neuen Zahnerkrankung: Molare-Inzisive-Hypomineralisation, kurz MIH. Umgangssprachlich nennt man das Kreidezähne – und immer mehr Kinder sind davon betroffen, was tun? Welche Symptome haben Kreidezähne und was muss man darüber wissen? Das alles liest du hier:

Kreidezähne: Das bedeutet die Diagnose MIH?

Laut einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) entwickeln etwa zehn bis 15 Prozent aller Kinder in Deutschland die Krankheit. Bei den Zwölfjährigen beträgt die MIH-Quote der Deutschen Mundgesundheitsstudie zufolge sogar mehr als 30 Prozent.

Das große Problem bei Kreidezähnen: Die Zähne bahnen sich bereits mit den Schäden ihren Weg durch den Kiefer in die Mundhöhle. Wächst der Zahn gesund in den Mund, besteht keine Gefahr mehr!

Am häufigsten betrifft MIH einen oder mehrere Backenzähne. Seltener tritt der poröse Schmelz bei Schneide- oder Milchzähnen auf. Kreidezähne haben weißliche, cremefarbene bis gelblich-braune Flecken. Je dunkler die Farbe ist, desto poröser ist hier der schützende Zahnschmelz.

Aber nicht nur die Optik ist hier ein Problem: Viele Kinder leiden an den betroffenen Zähnen unter extremer Temparatur- und Berührungsempfindlichkeit. Das Zähneputzen wird zur Qual! Und im allerschlimmsten Fall sind die Zähne so porös (wie Kreide), dass ein Teil bereits beim Durchdringen des Kiefers abbricht – oder eben später.

Kreidezähne trifft immer mehr Kinder: Woran liegt es?

Wir haben Professor Jan Kühnisch von der Universität München befragt, der seit Jahren zu dem Thema forscht.

Die Ursache der porösen Zahnsubstanz gibt bis heute Rätsel auf. „Welche und wie viele Zähne von MIH betroffen sind, hängt davon ab, in welchem Alter die schädigende Ursache auf den Körper eingewirkt hat. Die ersten Zähne werden schon am Ende der Schwangerschaft angelegt, die letzten bleibenden Backenzähne befinden sich bis ins 8. Lebensjahr hinein in der Entwicklung“, erklärt Kühnisch. „Je später nun die potentielle Ursache einwirkt, desto geringer fällt der Schaden aus, weil die meisten Zähne schon gebildet sind. Nur Zähne, die sich noch in der Entwicklung befinden, können geschädigt werden.“

Tierversuche deuten darauf hin, dass Bisphenol A bei der Entstehung der Schmelz-Defekte eine große Rolle spielt. Bisphenol A / PPA steckt als Weichmacher in Plastik: Kunststoffgeschirr, Verpackungen… . In Babyfläschchen ist der umstrittene Stoff seit Jahren verboten. Allerdings begegnet er uns im unserem Alltag pausenlos.

Experten haben darüber hinaus auch Infekte, Antibiotika, schädliche Umwelteinflüsse, Probleme in der Schwangerschaft oder Atemwegserkrankungen als mögliche Auslöser im Verdacht.

Kreidezähne Kinder: Was tun?

Zuerst die schlechte Nachricht: Leider gibt es wenig, dass ihr vorbeugend tun könnt, um Kreidezähne zu verhindern. Dazu müsste man die genauen Ursachen kennen. Und über die streiten sich die Wissenschaftler eben noch.

„90 Prozent der betroffenen Zähne haben eine intakte Oberfläche und nur farbliche Veränderungen“, sagt Professor Kühnisch. „Es ist also meistens ein rein ästhetisches Problem.“ Die Verfärbungen an den Zähnen können nicht aufgehellt oder verdunkelt werden. Sie wären nur operativ entfernbar. Und „solche ästhetischen Maßnahmen sind im Kindesalter absolut nicht gerechtfertigt“, sagt Kühnisch. Ihr solltet euch also an den Anblick der Kreidezähne gewöhnen.

Hat euer Kind aber außerdem noch überempfindliche, schmerzende Kreidezähne, können Fluoridprodukte helfen. „Studien haben gezeigt, dass auch Zahnpasten oder Mundspüllösungen mit desensibilisierenden Bestandteilen eine Besserung herbeiführen können“, sagt Kühnisch. „Dazu zählen zum Beispiel calcium- und phosphatreiche Milchproteine.“ Die Wirkstoffe heißen CPP-ACP und Calcium-Carbonat/Arginin. Sie remineralisieren und lindern Hyperempfindlichkeit. Und in gewissem Maße trägt der Zahn sogar selbst zur Reduzierung der Überempfindlichkeiten bei. „Wenn der Zahn durchgebrochen ist, ist er noch nicht vollständig entwickelt. Die dentinbildenden Zellen im Inneren sind in der Lage, zusätzlich Zahnhartsubstanz anzulagern, wenn der Zahn Defekte aufweist.“

Und wenn eure Kinder zu den wenigen gehören, bei denen die Zähne trotz allen Maßnahmen extrem überempfindlich bleiben oder wirklich bröckeln, lasst euch von eurem Zahnarzt beraten. Es gibt geklebte Kunststoffhüllen, die wie eine Abdeckung wirken und den fehlenden Zahnschmelz ersetzen.

Was muss man noch über Kreidezähne/MIH bei Kindern wissen?

Kreidezähne treffen immer mehr Kinder, was tun? Dieses Video des ZDF heute journal fasst alle wichtigen Infos nochmal zusammen:

Zu guter Letzt gibt es dann doch noch einen Hinweis, was ihr möglicherweise vorbeugend tun könnt: „In jüngster Zeit wird Vitamin D als potenziell präventiv wirkender Faktor diskutiert“, sagt Kühnisch. „In unseren Forschungen waren diejenigen Kinder mit einen niedrigen Vitamin D-Spiegel häufiger von MIH betroffen.“ Ähnliche Anhaltspunkte liefert eine dänische Studie: Wenn Mütter in der späten Schwangerschaft hochdosiert Vitamin D erhielten, bekamen ihre Kinder deutlich weniger MIH. „Insofern könnte Vitamin D in dem Problemkreis einen schützenden Einfluss haben.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Comments
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Toni Krause
Toni Krause
4 Jahre zuvor

Meine Nichte plagt seit einer Woche starke Zahnschmerzen und ein Zahn ist bereits ein wenig abgebröckelt. Danke für den Tipp, dass es sich hierbei um Kreidezähne handeln könnte. Ich werde mal ein Termin beim Zahnarzt für sie vereinbaren, um die Zähne überprüfen zu lassen.

Neeltje
Neeltje
4 Jahre zuvor

Interessant, das zehn bis zwanzig Prozent der Kinder von Kreidezähnen betroffen sind. Ich denke gerade darüber nach und denke es könnte sein, dass mein Neffe betroffen ist. Vielleicht gehen wir mal mit ihm zum Zahnarzt.