Handyfreie Zone: Kitas „zwingen“ Eltern, ihrem Kind Aufmerksamkeit zu schenken

Sooooo schön, wenn ich meine Tochter nachmittags aus der Kita abhole. Mein Herz hüpft, wenn sie auf mich zugelaufen kommt und mir in der Garderobe ausführlich von den Abenteuern ihres Tages erzählt. Endlich sind wir wieder zusammen!

Nur manchmal, da hab ich noch die Arbeit im Kopf oder die Verabredung, die wir vielleicht im Anschluss gleich haben…. Dann muss ich nur einmal ganz kurz das Handy checken…. Fühlt sich zwar etwas doof an, weil meine Kleine mir gerade noch ihr neuestes Kunstwerk zeigen möchte…  Aber so schlimm wirds nun wohl doch nicht sein, schließlich höre ich gleich wieder zu. Oder?

Ehrlich gesagt: Doch, es ist schlimm. Oder zumindest richtig doof. Gegenüber der Westdeutschen Zeitung sagte Tanja Sager vom Essener Kita-Träger CSE: „In der Vergangenheit ist es bei uns immer wieder Thema gewesen, dass manche Eltern beim Bringen oder Abholen mehr aufs Handydisplay als auf ihr Kind achten. Dabei ist das ist eine sehr bedeutsame Zeit“ – denn für die Kinder stehe da entweder die stundenlange Trennung von den Eltern an oder sie hätten einen anstrengenden Kita-Tag hinter sich, nach dem sie Mama oder Papa pur brauchen. Und keinen Zombie, der zerstreut auf sein Smartphone schaut.

Mama telefoniert das Kind langweile sich. Foto: Bigstock

Leuchtet ein, oder? Und genau aus diesem Grund gibt es in den zehn Essener Kitas der CSE seit dieser Woche ein Handyverbot. Große, auffällige Verbotsschilder verkünden: „Hier gehört die Aufmerksamkeit mir!“

Den letzten Anstoß für diese Überlegung hat die berühmte Demo von Kindern in Hamburg im vergangenen Jahr gegeben. Sie waren gegen den Smartphone-Konsum ihrer Eltern auf die Straße gegangen und hatten damit einen Nerv getroffen.

„Wir wollen einfach ein Bewusstsein schaffen“, erklärt Tanja Sager. In den Kitas liegen Kellen und Westen für die Kinder bereit, mit denen sie das Verbot selbst durchsetzen dürften.

Und die Eltern? Die nehmen das Verbot erstaunlich gelassen und gut auf. Jetzt bleibt abzuwarten, wie die Resonanz langfristig aussieht. Ich denke gut, denn es ist doch nichts schöner, als sich im Feierabend voll und ganz auf sein Kind zu konzentrieren. – und zwar für alle Beteiligten.

Ich finde: Das ist eine tolle Aktion, weil man manchmal eben zu seinem Glück gezwungen werden muss.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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