Kita öffnet am Wochenende: „Der Jackpot für uns.”

Um Job und Kinder unter einen Hut zu kriegen, sind die meisten Familien auf eine zuverlässige Kita angewiesen. Schon mit regulären Arbeitszeiten ist es nicht immer leicht, diese mit den Öffnungszeiten der Kita abzustimmen. Doch wie machen das eigentlich Eltern, die am Wochenende arbeiten oder im Schichtdienst? Glücklicherweise gibt es immer mehr Kindertagesstätten, die erweiterte Öffnungszeiten anbieten – so auch eine DRK-Kita in Heimfeld, Harburg.

Die Kita „Kinderwaldschlösschen” bietet an sechs Tagen in der Woche erweiterte Öffnungszeiten an. Bei Bedarf können Eltern ihre Kinder schon um 5.30 Uhr morgens abgeben. Bis 22 Uhr werden die Kleinen dort betreut. Genutzt wird dieses Angebot zum Beispiel von Eltern, die im Einzelhandel arbeiten – so wie die von Emilia und Liam, mit denen das Hamburger Abendblatt gesprochen hat.

12 von 80 Kindern werden in den Randzeiten betreut

Wenn ihre Eltern am Samstag arbeiten, müssen die beiden ihre Erzieherin und die Spielflächen mit nur wenigen anderen Kindern teilen. „Wir arbeiten beide im Einzelhandel und haben keine Familie zur Unterstützung in der Nähe“, sagt Beatrice Vehlow, Mutter von Emilia und Liam. Fast jeden Samstag bringt das Paar aus Neugraben die Kinder deshalb morgens um halb acht in die Kita. Der Freitag ist dafür ihr „Familientag“, an dem alle frei haben.

Etwa zwölf der 80 Kinder in der Kita werden zurzeit zu den Randzeiten betreut, die meisten kommen frühmorgens, wenn die Mütter und Väter ihre Schichten in den nahe gelegenen Krankenhäusern oder im Hotel antreten. Für sie alle ist es ein Segen, dass die Kita nicht nur die Betreuung am Samstag, sondern auch den Früh- und Spätdienst abdeckt. „Als Liam in die Kita kam, haben wir hin- und her überlegt, wie wir das machen können“, sagt Farid Abdul. „Dieses Angebot war der Jackpot für uns.“

„Ich bin extrem glücklich, dass wir diese Lösung gefunden haben.”

Eine andere Mutter holt gerade ihr Abitur am Abendgymnasium nach – ohne die Randzeiten in der Kita Kinderwaldschlösschen wäre das nicht möglich. Manchmal tue ihre Tochter ihr ein bisschen leid, aber ein schlechtes Gewissen habe sie nicht, sagt die Heimfelderin zum Hamburger Abendblatt. „Ich mache das Abi ja auch für meine Tochter und sie ist sehr gern hier. Ich bin extrem glücklich, dass wir diese Lösung gefunden haben.“

Das Angebot ist nicht nur für Kinder berufstätiger Eltern gedacht, es wird auch zur Entlastung genutzt, wenn in Familien Krisensituationen entstehen. Die frühe und späte Betreuung kann mit dem Hamburger Kitagutschein genutzt werden, extra Kosten fallen für die Eltern bisher nicht an.

Herausfordernde Personalplanung zu unbeliebten Arbeitszeiten

Die Kinder, die die erweiterten Öffnungszeiten wahrnehmen, sind übrigens in der Woche nicht mehr Stunden da, als die Kinder, die die regulären Zeiten nutzen. Da die Stunden angerechnet werden, müssen die Kinder entsprechend früher abgeholt oder später gebracht werden. Für samstags gibt es keinen Gutschein, die Kinder bleiben dafür in der Woche einen Tag zu Hause.

„Die Betreuung in den Randzeiten ist refinanziert durch den Kita-Gutschein, aber nicht in Gänze kostendeckend. Denn unser Angebot erfordert viel Personalplanung für wenig beliebte Arbeitszeiten und ist auch abhängig von der Nachfrage“, sagt Carsten Prante, Geschäftsführer der DRK gemeinnützige Gesellschaft für Pädagogik Hamburg-Harburg mbH. „Aktuell überlegen wir in einer internen Arbeitsgruppe, wie wir diesen Service weiter ausweiten können, um den Eltern eine noch flexiblere Möglichkeit zur Betreuung anzubieten.“

24-Stunden-Kita in Berlin geplant

Im Dezember 2020 konnten wir bereits über Berlins erste 24-Stunden-Kita berichten, die Kinder auch nachts und am Wochenende betreut. Hinter der Idee der 24-Stunden-Betreuung steht Kathrin Kammermeier, die als Lehrerin an einer Polizeiakademie arbeitete und so auf das Problem aufmerksam wurde.

Sie erklärte gegenüber dem Tagesspiegel: „Wir wollen zuverlässige und professionelle Betreuung genau dann anbieten, wenn die Familien sie brauchen, damit Eltern und Kinder möglichst viel Zeit miteinander verbringen können.“ Mehr dazu erfahrt ihr HIER >>>

Mehr zum Thema Kita hier:

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Jacqueline
Jacqueline
9 Monate zuvor

Es ist schon sehr traurig, daß diese Entwicklung als etwas Gutes angesehen wird. Kinder brauchen ihre Eltern und die Zeit mit ihnen, keine Verwahrstationen. Man sieht deutlich, daß Kinder größtenteils nurnoch nebenher laufen und nicht der Mittelpunkt des Lebens sind.
Da ist es kein Wunder, daß Kindern der Halt und die freie Entfaltung fehlen und sie Verhaltensweisen an den Tag legen, die alles andere als altersgemäß sind.
Meine persönliche Meinung dazu.

Dead Pool
Dead Pool
9 Monate zuvor

Was man nicht vergessen sollte, ist das jeder der ein Kind auf die Welt bringt auch Verantwortung dafür hat und die Erzieher und spas haben so viel Stress und sind immer unterbesetzt 🙁 und vor allem verdienen sie kein gutes Geld. Da kann ich es nicht verstehen das jetzt auch noch am Samstag auf gemacht wird. Zumal mindestens 50 % der Kinder von Hartz 4 Eltern kommen. Das kann alles nicht sein. Zählt mehr stellt mehr ein und auch jemand der in Einzelhandel arbeitet kann seinen Job oder seine Arbeitszeiten an die Kita anpassen. Ihr habt die Verantwortung für euer Leben und das eurer Kinder.

Mompie
Mompie
9 Monate zuvor

Das geht gar nicht!!! Ich bin selbst Erzieherin und unsere Einrichtung hat 7-19 Uhr geöffnet. Sowas ist schon lang,denn man hat ja dementsprechend Arbeitszeiten und kann bei einem Dienst von 11-19 Uhr vorher nichts machen und nachher auch nicht. 7-15h bei Frühdienst geht ja noch,aber jeder kennt es,das man mal länger bleiben muss,weil kein Personal da ist. Und dann soll man jetzt noch Samstags arbeiten? Dafür ist das Gehalt echt zu wenig und das würde ich nicht mitmachen. Ich arbeite übrigens auch in Hamburg und nicht irgendwo auf dem Dorf.

Betriebskitas bei Krankenhäusern kann ich verstehen,dass die sich an den Schichtdienst anpassen müssen,wobei ich da auch sagen muss,dass mir Freundinnen berichten,wie doof das ist,wenn ihr Kind bis 20h in der Kita sein muss,weil die Kinder (1,5 Jahre (halt auf dem Nachhauseweg einschlafen und dann zu Hause nicht ins Bett kommen.

Zu Corona Zeiten,als es in Hamburg nur Notbetreuung bis 15h gab haben alle Einzelhandel Arbeitgeber mitgemacht und haben die Eltern früh arbeiten lassen,damit sie die Kinder betreuen lassen können. In meiner Kita ist es auch so,dass uns Eltern die Mittelschicht angeboten wird,damit die Kinder nicht bis 19h oder bereits um 7 in der Kita sein müssen. Sowas muss es in jedem Beruf geben.

Jeder der schon mal über Monate samstags arbeiten musste und somit nur 1 Wochentag plus den Sonntag frei hatte weiß,dass das keine Erholung ist. Bei Kindern genauso. Die wissen zwar nicht wann Wochenende ist,aber zwei Tage hintereinander ohne Kita (egal wieviel Spaß die Kinder da haben) muss sein! Sie brauchen Mama und Papa und nicht nur die Kita.

Ich hoffe das Modell setzt sich nicht durch! Denn als Erzieherin kenne ich auch die Personen, die das ausnutzen. Wir haben Kinder,deren Eltern nicht arbeiten gehen,sondern mit Geschwisterkind zu Hause sind und die werden um 11h gebracht und auch erst kurz vor Ende abgeholt um ja den Kita Gutschein auszunutzen. Und das geht zulasten der Kinder!!!

Corina
Corina
9 Monate zuvor

Liebe Nicole,

jedes Kind ist anders, deine Kinder waren den Kita-Alltag eben bis späten Mittag gewohnt und deswegen sicher auch zu diesem Zeitpunkt an ihrer Tagesgrenze.

Meine Tochter ist mit einem Jahr in die Krippe gekommen, in eine ganz tolle Kita, die Gott sei Dank ebenfalls von Mo-Sa von 6-21 Uhr geöffnet hatte.
Ich arbeite im Lebensmittel Einzelhandel,Papa in der KfZ Branche mit Arbeitszeiten von 8-18 Uhr und Oma ist Krankenschwester. Alle 3 also,wie sagt man heutzutage:“systemrelevant“

Meine Tochter war Samstagskind, Abendbrotkind und selbstverständlich war sie auch an Brückentagen und zwischen den Feiertagen in der Kita.
Ich sehe heute noch, inzwischen kommt sie in die 3.Klasse, dass sie wesentlich flexibler auf abweichende Tagesabläufe,wechselnde Erzieher und anstrengende Tage reagiert als andere Kinder.

Und keineswegs hatte meine Tochter deswegen weniger Familienleben als andere.
Andere stapeln sich Samstags im Zoo,wir gehen einfach Mittwochs ganz in Ruhe.
Andere sind bis 17 Uhr in der Kita,weil der Bürojob von 8-16.30 Uhr mit dem heiligen freien Wochenende,ja so viel besser ist.
Meine Tochter konnte zeitig abgeholt werden,da ich im Frühdienst bereits 5 Uhr anfange und auch in Vollzeit 14 Uhr Feierabend habe.

Ich finde es sehr traurig,so über Eltern zu urteilen,die einem ehrlichen Job nachgehen und zu unterstellen,dass sie ihren Kindern unmögliches abverlangen. Jede Familie entscheidet selber für sich und für das Wohlbefinden ihres Kindes,wenn es dem Kind dabei nicht gut geht,wird jede Mutter und jeder Vater schon die Notbremse ziehen.

Nicole
Nicole
9 Monate zuvor

Ich bin absolut nicht gegen Fremdbetreuung. Meine Kinder sind unter drei in eine Einrichtung gegangen. Bis späten Mittag. Und da waren sie schon an ihrer Grenze. Ich finde sowas furchtbar. In Schichtberufen sollten Eltern kleiner Kinder von Nachtschichten freigestellt sein. Das ist keine Lösung. Wer nach diesem Artikel in Begeisterung ausbricht, der kann ja mal das Thema Wochenkrippe in der DDR recherchieren und nachlesen wie fatal die Auswirkungen auf Kinder sind. Bald sind wir da angekommen. Es lebe das BIP und der Krampf des wirtschaftlichen Wachstumszwang