Kita-Krise: Eltern könnten reduzierte Öffnungszeiten drohen

In der Theorie hat jedes Kind in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. In der Praxis fehlen allerdings hunderttausende Plätze. Experten sprechen inzwischen von einer Lage, die „untragbar” sei.

Nun macht eine Studie der Bertelsmann Stiftung erneut klar, wie prekär die Lage ist: Trotz erkennbarer Fortschritte beim Ausbau der Plätze, denn zeitgleich sei der Bedarf kontinuierlich gestiegen. Immer mehr Eltern möchten Betreuungsangebote insbesondere für kleine Kinder nutzen und finden einfach keine Kita.

Fachkräftemangel blockiert den Rechtsanspruch

Kitas haben ein riesiges Personal-Problem, denn schon jetzt kommen viel zu viele Kinder auf eine Betreuungsperson. Vor allem in Ostdeutschland liege der Betreuungsschlüssel weit hinter den wissenschaftlichen Empfehlungen zurück. Dort würden fast 90 Prozent der Kita-Kinder in Gruppen betreut, bei denen eine Fachkraft für deutlich mehr als drei Kinder unter drei Jahren oder mehr als 7,5 Kinder über drei Jahren verantwortlich sei.

Auch in Westdeutschland sei dies bei gut 60 Prozent der Gruppen der Fall. Der Fachkräftemangel erschwere es zunehmend, den Bildungsauftrag der Kitas umzusetzen, so die Autorinnen und Autoren der Studie.

Notlösung: Reduzierte Öffnungszeiten

Wie die Bild berichtet, müssen die Kitas kurzfristig auch Quereinsteiger einstellen und das pädagogische Fachpersonal von Aufgaben in Verwaltung oder Hauswirtschaft entlasten. Im Notfall könnten Kitas aber auch zu drastischen Mitteln greifen und die Betreuungszeiten reduzieren, wird Anette Stein zitiert, Expertin für frühkindliche Bildung bei der Bertelsmann Stiftung.

Sie fügt jedoch hinzu: „Das ist zweifellos eine einschneidende Maßnahme, die nur individuell und in enger Abstimmung zwischen Kommune, Träger und Eltern getroffen werden sollte.“ Für Eltern ein Alptraum: wie sollen sie die Betreuung ihrer Kinder ohne eine Kita mit verlässlichen Öffnungszeiten mit ihrem Berufsleben vereinbaren?

Entwicklung von Kindern gefährdet

Horrormeldungen von Zwangsfütterungen und körperlicher Gewalt zeugen von Überforderung und untragbaren Zuständen. Durch den Personalmangel ist die Fluktuation in deutschen Kitas extrem hoch. Welche Auswirkungen ein Wechsel der Bezugspersonen in der Kita für Kinder haben kann, erfahrt ihr HIER. Doch noch gravierender ist, dass meistens viel zu wenig Erzieher*innen da sind, um auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen.

Die Kindheitspädagogin Rahel Dreyer warnte schon vor einiger Zeit vor den Folgen des schlechten Betreuungsschlüssels: „Mehrere Studien belegen, dass sich Kinder sprachlich, kognitiv und sozial ungünstig entwickeln, wenn diese Standards unterlaufen werden. Bei den unter Dreijährigen, die eine besonders vulnerable Gruppe darstellen, sind die Effekte noch eindeutiger erkennbar als bei den über Dreijährigen.” Sie sei „sehr besorgt”, da die Kita die Weichen für das weitere Leben stellt.

Akuter Handlungsbedarf

Wenigstens gibt es auch einen kleinen Hoffnungsschimmer: Es bestehe eine Chance auf spürbare Verbesserungen, „doch dafür müssen jetzt die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden. Um die aktuelle Notsituation abzufedern, sind weitere Maßnahmen nötig.” Ein klarer Appell an die Bundesregierung, es bleibt abzuwarten, ob diese darauf reagiert.

Du gehörst zu den Eltern, die gerade an der Suche nach einem Kitaplatz verzweifeln? Vielleicht hilft dir „Granny als Nanny”, mehr dazu HIER.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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