Kind im Einkaufswagen fixieren: „Mama-Hack” löst Empörung aus

Einkaufen mit einem Kleinkind, das ist schon eine besondere Herausforderung. Oft ist dabei besonders viel Geduld gefragt und am besten wäre es, wenn man sich noch zwei weitere Arme wachsen lässt, um Kind, Einkaufswagen und Einkäufe durch den Supermarkt zu bugsieren. Kein Wunder, dass im Netz verschiedene Hacks kursieren, die Eltern das Einkaufen mit ihren Kindern erleichtern sollen.

Doch einer dieser „Tricks” hat besonders viel Aufmerksamkeit erregt – negative!

In dem Video mit dem Titel „Mama-Hack fürs Einkaufen” ist zu sehen, wie eine Mama die Schuhe ihres Kleinkindes zusammenklettet. Das Kind sitzt dabei im Einkaufswagen. Mit dieser Fixierungsmethode kann es sich nicht mehr selbstständig aus dem Sitz befreien. Die Mutter schreibt dazu: „Kleinkind klettert alle paar Sekunden aus dem Einkaufswagen? Seitdem wir das hier machen, ist das Einkaufen wieder entspannt.”

Nun, für die Mutter vielleicht, aber für das Kind ist es sicherlich kein schönes Gefühl. Doch eine der Kritikerinnen des „Hacks” geht noch weiter: Für Sarah Löffelsender, die bei Instagram Beiträge als „happymindfulmama” teilt, ist das, was wir da in dem Video sehen, eindeutig Freiheitsberaubung. Sie schreibt entrüstet: „Sorry, aber wir fesseln bitte NIEMANDEN, auch keine Kinder! Was kommt als Nächstes? ‚Mein Kind will nachts zu mir ins Bett: Mama-Hack, ich hab’s ans Bett gebunden!‘”

Sie bittet darum, ihre Kritik zu teilen, damit möglichst viele Eltern aufgeklärt werden.

„Ich weiß, dass das hier für einige von uns zu dramatisch klingen wird, faktisch gesehen werden hier Kinder nicht nur gegen ihren Willen in einen Einkaufswagen gesetzt, sondern schlicht und ergreifend: GEFESSELT.” Sie glaubt, dass sich viele Eltern solche Methoden „schönreden” oder wir „unsere Empathie gegenüber Kindern verloren” haben, wenn wir solche Maßnahmen als normalen Mama-Hacks verbreiten.

„Das Problem ist jedoch nicht das Kind, das nicht im Einkaufswagen sitzen möchte. Das Problem ist, dass uns im Eifer des Gefechts, vor lauter Alltagsstress, manchmal die Ideen ausgehen, wie wir Situationen entspannt gestalten können und dann sowas dabei rumkommt.” Harte Worte von Sarah, die sicherlich viele Eltern zum Nachdenken bewegen. Ich finde, damit hat sie irgendwie recht. Wobei die meisten Eltern sich sicher nicht ausgesucht haben, dass ihr Alltag so stressig ist.

Ihre Tipps, um mit Kleinkind in Ruhe einzukaufen:

  • Das Kind einbinden: kleinen Wagen schieben lassen, Sachen suchen lassen “Ohje, hast du die Bananen gesehen? Ich find sie nicht!”
  • Sachen, die nicht mitsollen, später unbemerkt weglegen
  • Wenn möglich darf das Kind sich auch was aussuchen
  • Den Einkauf als gemeinsame Unternehmung sehen, als Abenteuer & Entdeckungsreise, entschleunigen & Zeit nehmen
  • Kind in der Trage mitnehmen
  • Auf dem Handy Videos gucken lassen
  • Ein tolles Spielzeug, was es nur zum Einkaufen gibt, in die Hand geben
  • Toniebox halten lassen
  • Leckerer Snack
  • Lebensmittel online bestellen
  • jemand anderen bitten, einkaufen zu gehen
  • jemand anderen bitten, aufs Kind aufzupassen

Ich finde es super, dass Sarah von happymindfulmama Alternativen nennt, die ein ruhigeres Einkaufen mit Kind ermöglichen. Ob ihre Vorschläge alle realistisch sind, ist eine andere Frage. Die schiefen Blicke, die man zugeworfen bekommt, wenn das Kind die ganze Zeit ein Handy in der Hand hält, können sich sicher viele Mamas lebhaft vorstellen. Und ob das so ideal ist? Eigentlich warnen Experten immer wieder, dass Kinder unter drei noch gar nicht am Bildschirm sein sollen (mehr dazu HIER) – und so ein Einkauf kann auch mal dauern.

Wo ist diese andere Person, die für mich einkauft?

Und eine Toniebox mit in den Supermarkt zu nehmen und dort alle mit Kinderliedern zu beschallen, wäre ebenfalls nicht meine Traum-Lösung. Ein bisschen das Lachen verbeißen musste ich mir beim Vorschlag, dass man einfach eine andere Person bitten soll, den Einkauf zu erledigen oder das Kind von einer anderen Peson betreuen lassen soll. Diesen Luxus haben viele Eltern leider nicht, ansonsten würden sie ihn sicherlich gerne in Anspruch nehmen.

Meine Kollegin meint dazu: „Einkaufen ist halt kein Abenteuer oder eine tolle Unternehmung mit Kind. Ist halt Alltag und muss sein.” Die ideale Lösung für deinen Einkauf mit Kleinkind gibt es wahrscheinlich nicht. Manchmal hilft es schon, das zu wissen. Besonders dann, wenn die Wutanfälle zwischen den Regalen anfangen. Dem Kind die Füße zu fixieren, ist für mich trotzdem keine Alternative.

Was denkt ihr über das Thema? Falls ihr Tipps habt, die euch das Einkaufen mit Kind erleichtert haben, verratet sie uns gerne in den Kommentaren!

 

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Mompie
Mompie
2 Monate zuvor

Ich muss auch sagen,dass ich die Liste befremdlicher finde als den Hack 😄 Ein Kind,das alt genug ist,im Einkaufswagen zu sitzen und dort rauszuklettern ist doch schon fast zu groß im in einer Trage zum Einkauf mitgenommen zu werden. Und ja,ich würde gern online einkaufen,aber zu und aufs Dorf liefert kein Supermarkt. Genau wie die Traumvorstellung,dass jemand anderes für mich einkauft. Sollte ich jemanden haben,der auf mein Kind aufpassen kann, unternehme ich in der Zeit doch sinnvolleres als den Einkauf. Also irgendwie hat man das Gefühl die Liste wurde von einer Nicht-Mama geschrieben 😄 Das Handy Thema muss hier wirklich nicht nochmal erwähnt werden. 🙈

Ja meine Tochter rennt auch gern durch den ganzen Supermarkt,packt unnötige Dinge ein oder meckert,weil sie im Einkaufswagen sitzen soll. Aber trotzdem würde ich nicht auf die Idee kommen,ihre Schuhe miteinander zu verknoten. Da würde meine Tochter erst Recht ausflippen und den Laden zusammen brüllen.

Klar,ob ein fast 2-jähriges Kind,was durch die Gänge läuft soviel besser ist kann jeder für sich entscheiden,aber ich muss sagen beide haben aus meiner Sicht nicht die perfekte Lösung.

Aber bestimmt hab ich auch ein paar Hacks,bei denen andere die Köpfe schütteln würden 😂