Kaiserschnitt-Babys: Stillen kann das Bakterien-Defizit ausgleichen

Es ist unbegreiflich, aber unzählige Mamas, deren Kinder das Licht der Welt per Kaiserschnitt erblickt haben, müssen sich eine Menge blöder Kommentare dazu anhören. Das Schlimmste daran: Oftmals treffen solche Sprüche mitten ins sowieso schon verwundete Herz. Denn viele „Kaiserschnitt-Mamas“ leiden selbst aus verschiedenen Gründen darunter, dass sie ihr Kind nicht spontan entbinden konnten.

Umso schöner, dass wir allen Kaiserschnitt-Mamas eine Sorge nehmen können.

Lange Zeit hieß es, dass Kindern wichtige Bakterien fehlen, wenn sie nicht spontan geboren werden. Es handelt sich um Vaginalbakterien, mit denen die Kinder bei ihrem Weg durch den Geburtskanal in Berührung kommen – und die das Immunsystem stärken. In den USA entwickelte sich deswegen sogar der Trend des Vaginal Seeding. Nicht spontan geborene Babys werden dabei gleich nach der Geburt mit dem Scheidensekret der Mutter eingerieben.

Eine neue Studie zeigt nun jedoch: Ein Kaiserschnitt führt nicht unbedingt dazu, dass dem Baby langfristig wichtige Mikroorganismen der Mutter fehlen. Zu dieser Erkenntnis kommt ein Forschungsteam unter der Leitung von Wouter de Steenhuijsen Piters vom Universitätsklinikum Utrecht. Für die Studie, die im Fachjournal „Cell Host & Microbe” veröffentlicht wurde, wurde die Entwicklung des kindlichen Mikrobioms (Gesamtheit aller Mikroorganismen) genauer untersucht.

Die Mikrobiome der Babys speisten sich aus verschiedenen Quellen

Auf unserer Haut, unseren Schleimhäuten, in unserem Darm und anderen Organen findet sich eine einzigartige Gemeinschaft aus Bakterien, Viren und Pilzen, die essenziell für unsere Gesundheit ist. Es stimmt zwar, dass Babys, die mit einer Bauchgeburt zur Welt kommen, kaum Kontakt zum Darmmikrobiom der Mutter haben, dieses ist aber nicht die einzige Quelle. 

Die Wissenschaftler*innen werteten Daten von 120 Geburten in den Niederlanden aus. Bei den Babys wurden zwei Stunden nach der Geburt sowie im Alter von einem Tag, einer Woche, zwei Wochen und einem Monat Mikrobiomproben von der Haut, aus der Nase, dem Speichel sowie dem Darm entnommen. Die Fachleute sammelten gleichzeitig Proben der mütterlichen Mikroben von der Haut, aus der Muttermilch, der Nase, dem Rachen sowie aus Fäkalien- und Vaginalproben. So konnten sie nachvollziehen, welche Quellen die Mikrobiome der Babys speisten.

Die Kinder konnten den anfänglichen Rückstand schnell ausgleichen

Außerdem berücksichtigten sie für die Studie, ob die Babys gestillt wurden, wie sie zur Welt gekommen sind und ob Medikamente eingesetzt wurden. Dabei wurde den Wissenschaftler*innen eines klar. Es gibt mehrere Mikrobiomquellen der Mutter für die Übertragung der Mikroorganismen. Nach Ablauf der Untersuchungsperiode konnten sie kein Defizit bei den per Kaiserschnitt Geborenen feststellen.

Der anfängliche Rückstand wurde durch eine umso raschere Besiedlung in den folgenden Tagen ausgeglichen, zeigen die Daten. De Steenhuijsen Piters erklärte: „Wenn einige dieser Wege aus dem einen oder anderen Grund blockiert sind – wie etwa beim Kaiserschnitt –, dann können diese Mikroben den Säugling immer noch über andere Wege erreichen.

Damit hilfst du deinem Kaiserschnitt-Wunder, ein gesundes Mikrobiom aufzubauen

Wenn du dein Wunder per Kaiserschnitt geboren hast, heißt das also nicht zwangsläufig, dass es weniger geschützt ist. Die Studie zeigt: Das anfängliche Defizit lässt sich ausgleichen. Doch dafür sind bestimmte Faktoren wichtig. Einen großen Einfluss hatte das Stillen. Die Fachleute konnten sogar nachweisen, dass der Einfluss des Stillens bei Kaiserschnitt-Babys größer war als bei Babys, die spontan entbunden wurden.

Was Kaiserschnitt-Baby ebenfalls hilft, um den Bakterienrückstand auszugleichen: Ganz viel Kuscheln – am besten mit direktem Hautkontakt. Denn von der Haut der Mutter gehen ebenfalls Bakterien auf das Kind über.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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