Jetzt in den Urlaub fliegen – verantwortungslos oder nicht?

Die Sommerferien gehen langsam in fast allen Bundesländern zu Ende. Und mit den vielen Menschen, die jetzt aus dem Urlaub zurückkommen, steigen auch die Coronazahlen deutschlandweit wieder an. Viele Familien, deren Kinder noch nicht in die Schule gehen, starten allerdings erst jetzt in den lang ersehnten Sommerurlaub. So wie Freunde von uns, die nächste Woche nach Griechenland fliegen. Dabei haben sie lange überlegt, ob sie die Reise wegen Corona nicht doch lieber absagen sollten. Denn eigentlich ist es doch komplett verantwortungslos, jetzt in einen Urlaubsflieger zu steigen – oder?

Ich bin froh, dass wir „nur“ nach Dänemark fahren

Auch bei uns steht demnächst der Sommerurlaub an. Noch zwei Wochen, dann geht es ab nach Dänemark. Zwei Wochen lang Ostseestrand, hoffentlich tolles Wetter und endlich mal wieder richtig entspannen. So lange freue ich mich schon darauf – und dann kam Corona. Über Wochen waren die Grenzen geschlossen, und es gab ein Ein- und Ausreiseverbot. Wir waren froh, dass wir „erst“ für August gebucht hatten, denn „bis dahin ist Corona doch bestimmt nicht mehr so das Thema“. Falsch gedacht, würde ich sagen.

Zwar dürfen wir (jedenfalls nach aktuellem Stand) in den Urlaub fahren und müssen auch nicht in Quarantäne, wenn wir wieder hier sind. Denn Dänemark ist kein so genanntes „Risikogebiet“ – dann würden wir auch gar nicht erst über den Urlaub nachdenken. Trotzdem bleibt der Gedanke natürlich, ob es wirklich gut ist, jetzt wegzufahren, wenn die Infektionszahlen gerade wieder so stark ansteigen. Allerdings ist es auch unsere vorerst letzte Chance auf Sommerurlaub außerhalb der Ferien. Denn nächstes Jahr kommt meine große Tochter in die Schule, dann ist es damit vorbei.

Deshalb bin ich froh, dass wir uns für unser Nachbarland entschieden haben. Wir steigen ins Auto, in dem nur wir Vier sitzen. Wohnen in einem Haus, bei dem nicht viel drumherum ist, abgesehen von jeder Menge Natur und dem Ostseestrand – der nach den Ferien hoffentlich nicht mehr so überfüllt ist. Und zum Einkaufen setzen wir unsere Masken auf – auch wenn das in Dänemark nicht Pflicht ist.

In ein Flugzeug wäre ich aktuell eher nicht gestiegen

Ja, ich gebe es zu: Der Sommer hat es in diesem Jahr noch nicht so richtig gut mit uns gemeint – von den letzten Tagen mal abgesehen. Da sind Urlaubsziele wie Griechenland natürlich doppelt verlockend. Strahlend blauer Himmel, mindestens genauso blaues Wasser, herrliche Strände – einfach nur „Hach“. Als unsere Freunde ihren Urlaub gebucht haben, gab es auch noch keine Spur von Corona. Und weil Griechenland nicht zu den offiziellen Risikogebieten gehört, wäre auch das mühsam gesparte Geld für den Urlaub weg.

Verstehe ich alles gut! Und trotzdem: Allein der Gedanke, stundenlang dicht gedrängt mit vielen anderen im Flugzeug zu sitzen – mit Maske und Kind – hätte mich vermutlich von der Reise abgehalten. Denn mal ehrlich: Wenn nur ein Mitreisender im Flugzeug mit Corona infiziert ist, und es selbst nicht weiß, kann er leicht alle Mitreisenden anstecken.

Corona kann unbemerkt mitfliegen

Genau das ist ja auch eines der Probleme mit dem Coronavirus: Derjenige, der es hat, muss noch nicht einmal wissen, dass er infiziert ist. Denn in vielen Fällen verläuft die Infektion auch komplett ohne Symptome – oder sie zeigen sich erst ein paar Tage nach der Ansteckung. Da es in den engen Sitzreihen auch nicht möglich ist, den Mindestabstand von 1,50 Meter einzuhalten, kann dein Sitznachbar das Coronavirus theoretisch direkt an dich (oder dein Kind) weitergeben – und auch an alle anderen Passagiere im Flugzeug.

Und selbst, wenn bei der Ankunft bei jedem ein Corona-Test gemacht wird, würde er in diesem Fall noch negativ ausfallen. Das heißt, jeder, der im Flugzeug saß, könnte das Virus mit in sein Hotel oder die Ferienanlage nehmen, und es dort weiterverbreiten.

Die Luft im Flugzeug wird gefiltert – aber:

Wenn die Viren einmal in der Luft sind, können sie sich in geschlossenen Räumen wie dem Flugzeug verteilen und kommen auch so schnell nicht wieder raus. Zwar sagen die Fluggesellschaften, dass die Luft im Flugzeug alle zwei bis drei Minuten gefiltert und getauscht wird. Zusammen mit einem Mund-Nasen-Schutz soll es deshalb im Flieger relativ sicher sein. Und auch das Robert Koch Institut gibt die Wahrscheinlichkeit, sich im Flugzeug mit Corona anzustecken, nur mit 1.1.000 ab.

Allerdings genügt es nach einem Bericht des Handelsblattes schon, wenn die Frischluftdüsen im Flugzeug verstellt oder geschlossen sind, damit der regelmäßige Austausch der Luft nicht mehr richtig funktioniert. Deshalb gibt es die Empfehlung, statt der normalen Einwegmasken während des Fluges medizinische Masken (FFP2, FFP3) zu tragen. Durch die kann man allerdings schlechter atmen, und wenn sie ein Ausatemventil haben, ist man selbst zwar geschützt – pustet eventuelle Viren aber in Luft.

Bei all dem muss man ja immer bedenken, dass man nicht nur das Risiko eingeht, sich selbst mit Corona anzustecken. Man kann es auch an Menschen weitergeben, die vielleicht zu einer Risikogruppe gehören und im schlimmsten Fall an einer Infektion sterben können.

Muss man das Risiko wirklich eingehen?

Ich finde nicht. Denn die steigenden Infektionszahlen nach den Sommerferien zeigen doch, dass viele sich im Urlaub mit Corona infizieren. Wie viele es davon direkt wissen, kann niemand genau sagen. Wenn nur ein Teil der Infizierten in ein Flugzeug steigt, ist die Gefahr für alle, die mit im Flugzeug sitzen, gegeben. Ja, man muss bei der Ein- und Ausreise in vielen Ländern seine persönlichen Daten angeben. Bis ein anderer Passagier positiv getestet wird, können allerdings einige Tage vergehen. Im schlimmsten Fall wird man also erst benachrichtigt, nachdem man das Virus selbst schon einige Tage verbreitet hat.

Dazu kommt ja auch die Frage: Was ist, wenn man plötzlich aus dem Urlaubsland nicht mehr zurückkommt? Wenn die Coronazahlen plötzlich so stark ansteigen, dass keine Flugzeuge mehr starten dürfen? Oder wenn man selbst an Corona erkrankt und nicht mehr fliegen darf? In Dänemark würden wir uns in diesem Fall ins Auto setzen und wären in rund zwei Stunden zuhause. Die Rückreise aus Griechenland wäre da schon schwieriger.

Ich habe Berichte gelesen, in denen Urlaubsrückkehrer freudig erzählen, dass Flughafen und Hotel noch nie so leer waren, und im Flugzeug noch nie so viele Plätze freigeblieben sind. Vielleicht geht es also doch noch mehr Leuten so wie mir, und sie finden es verantwortungslos, aktuell in den Urlaub zu fliegen.

Was meint ihr: Kann man aktuell ohne schlechtes Gewissen in den Urlaub fliegen oder sollte man lieber darauf verzichten? Schreibt uns eure Meinung!

Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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