Isolation durch Corona: „Meine Tochter zieht sich immer mehr zurück.“

Seit Wochen gehen unsere Kinder nicht in die Kita und nicht in die Schule. Was sich für sie zuerst vielleicht sogar ziemlich gut anhörte, entpuppt sich für viele von ihnen allmählich als echtes Problem.

So geht es auch Natti*, der Tochter unserer Echten Mama Jenny* (*alle echten Namen sind uns bekannt). Wieso sich Jenny große Sorgen um ihre Achtjährige macht, hat sie uns erzählt:

„Als es hieß, dass die Schulen zugemacht werden, hat Natti sich erstmal gefreut! Wie wahrscheinlich alle Kinder. Als es dann hieß, dass sie zu Hause lernen soll, war die Begeisterung nicht mehr ganz so groß…

Nein, mal im Ernst: Meine Tochter Nathalie, genannt Natti, ist ein sehr sensibles Mädchen. Sie hat wenige, aber sehr gute Freundinnen und geht auch gerne in die Schule. So richtig blüht sie allerdings in ihrer Handballmannschaft auf, mit der sie zwei Mal in der Woche trainiert. Dieser Sport hat ihr ganz viel Selbstbewusstsein gegeben.

All das fällt nun natürlich seit Wochen weg.

Und ich merke seit einiger Zeit, dass sich meine Tochter total verändert.

Die ersten Tage hat sie begeistert mit ihren Freundinnen geskypt, das fanden sie spannend und lustig. Und einer Freundin hat sie sogar eine Postkarte bemalt, beschrieben und geschickt – 2020 eine echt .exotische` Idee 😉 Sie war voller Feuereifer dabei, den Kontakt zu ihren Freundinnen zu halten. Im Hinterhof unseres Wohnblocks hat sie nachmittags mit einer Engelsgeduld Würfe für das Handballtraining geübt, damit sie fit loslegen kann, wenn das Training wieder startet.

Wir vier (Natti hat noch eine vierjährige Schwester) sind abends spazieren gegangen und haben so viel geredet wie noch nie. Wir alle haben das Beste aus der Situation gemacht und Natti war guter Dinge.

Aber – das hat nicht lange angehalten.

Sie möchte nicht mehr mit ihren Freundinnen skypen oder telefonieren. Sie sagt, sie hätte doch gar nichts, was sie ihnen erzählen könnte. Als ob das jemals ein Problem für die kleinen Quasselstrippen gewesen wäre!!! Auf unsere Spaziergänge kommt sie auch nicht mehr mit. Sie wird immer stiller, sitzt abwesend am Esstisch.

Wir versuchen alles, um sie aufzumuntern. Wir machen ein Frühstücks-Picknick im Wohnzimmer, machen Kinoabende mit Popcorn und Limo… Sie macht alles mit, aber Spaß hat sie nicht.

Sie will partout nicht ins Bett. Sie träumt schlecht und hat Angst davor. Nachts schlüpft sie nach Jahren wieder in unser Elternbett.

Ich mache mir so große Sorgen um sie.

Sie hat gerade irgendwie ihre kindliche Leichtigkeit verloren, auch, wenn sich das übertrieben anhört, fühlt es sich für mich so an. Wir sind immer für sie da, aber ein Kind braucht auch andere Kinder in seinem Alter um sich. So komplett können wir uns eben in ihre Spiele und Gedanken nicht hineinversetzen.

Ich weiß nicht, was wir tun sollen.

Wenn das alles noch länger so weitergeht, überlege ich, uns therapeutische Unterstützung zu besorgen. Aber – ob das in dieser verrückten Zeit nicht noch schwieriger ist als sonst?“

Vielen Dank, Jenny, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast.

Sagt mal, wie geht es denn euren Kindern?

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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Dürfen wir Oma und Opa jetzt wieder besuchen? | Echte Mamas
3 Jahre zuvor

[…] heißt: Auch wenn die Isolation und die Kontaktsperre uns belasten, sollten wir versuchen, einen klaren Kopf zu behalten. Um uns […]

Cordula Buchholz
Cordula Buchholz
3 Jahre zuvor

Hallo.
Mein Name ist Cordula und ich hab einen 2,5 Jahre alten Sohn.
Ich war so froh einen Krippenplatz bekommen zu haben und Max ging gern dorthin und hatte auch schon Kumpels.
Aber seit er wieder zuhause ist, hat auch mein Sohn sich total geändert. Er ist trotzig und weint bei jeder Kleinigkeit. Genauso krieg ich ihn abends vor 22 Uhr nicht ins Bett.
Ich finde es nicht richtig den Kindern jeglichen sozialen Kontakt zu anderen Kinder zu verbieten.
Max ist auch ein richtiger Klammeraffe geworden. Er weint schon wenn ich die Badezimmertür schließe.
Also für seine Entwicklung ist der lockdown genau das Gegenteil von fördernd. Ich hoffe er darf bald wieder mit seinen Freunden spielen.

Monique
Monique
4 Jahre zuvor

Hallo ich habe 5 Kinder die beiden ältesten sind genervt von der momentanen Situation aber akzeptieren es , die 2 jüngeren ziehen sich zurück da von ein auf den anderen Tag alles anders war : beide sind aktive Fußballspieler im Verein mit bis zu 4 oder 5 Trainings und spiele die Woche . Jetzt keine Trainings , keine Schule , keine Freunde und nichtmal draußen Fußball spielen , jetzt machen sie Schulaufgaben und verziehen sich ins Bett egal was man vorschlägt . Der kleinste ist 4 Jahre und möchte raus spielen so wie immer und zu seinen Freunden in die Kita , er weiß das der Virus gefährlich ist aber sagt immer wieder Mama und Papa dürfen arbeiten und ich darf nichts . Ich weiß das alles wichtig ist so zumachen aber etwas Lockerung in Bezug der Kinder hätte ich mir insgeheim gewünscht.