„Ich heiße Corona. Und mochte meinen Namen mal wirklich gerne…“

„Kennt ihr diese Spaßfotos des letzten Jahres, auf denen Leute mit einer Flasche Corona posieren? Nun, meine Freunde brauchen das Bier nicht – sie haben mich.

Meine Eltern haben mich Corona genannt – vor über 35 Jahren – und eigentlich habe ich meinen Namen tatsächlich immer sehr geliebt. Er ist selten, aber nicht zu abgehoben. Er klingt schön und passt hervorragend zu meinen beiden Nachnamen, also meinem ,Mädchennamen` und glücklicherweise auch zu meinem Namen nach der Hochzeit.

Der Name Corona ist übrigens angeblich schon Jahrhunderte alt und kommt wohl von der ,Heiligen Corona‘, einer Märtyrerin aus dem zweiten Jahrhundert lebte.

Ja, ich habe ab und zu Bierwitze gehört, aber mein Gott. Das hat mich nicht gestört.

Nerviger wurde es erst, als das Corona-Virus das erste Mal in den Medien vorkam. ,Na, warst in China und hast dein Unwesen getrieben?‘ Har, har, gääähhhnnnn… Den Spruch hab ich nicht nur einmal gehört.

Aber dass sich das Ganze so entwickelt, das hat doch keiner geahnt, oder? Inzwischen kann ich nicht mal mehr müde über Sprüche über meinen Namen lächeln, sie machen mich fast krank. Wirklich!

Keiner kann sich vorstellen, wie es ist, seit anderhalb Jahren wie eine weltweite ,Pest` zu heißen. Etwas, das wirklich jeder hasst.

Am Anfang war es nur nervig… Mit den Monaten wurde es richtig schlimm. Wie oft ich gehört habe: ,Nee, ne? Ernsthaft? Du Arme!‘ wenn ich meinen Namen genannt habe. Oder, Freundinnen nach jeder Umarmung und jedem Bussi: ,Hab ich jetzt Corona, kicher?“

Gegen Corona, Fuck Corona, Anti-Corona – mir klingeln jeden Tag die Ohren. Und das seit anderthalb Jahren.

Und, man kann es sich vielleicht nicht vorstellen, wenn man nicht betroffen ist, aber: Das hat etwas mit mir gemacht.

Ich kann nicht nur nicht mehr darüber lachen. Ich leide wirklich. Ich fühle horche ständig auf, wenn Leute in meiner Nähe Smalltalk machen, weil dabei irgendwann immer mein Name bzw. der des Virus fällt.

Und das Schlimmste: Mit mir leidet meine Tochter. Sie geht in die 5. Klasse und ertrug relativ lange tapfer Witze darüber, dass es gegen ihre Mama ja jetzt auch eine Impfung gibt, ob sie denn schon gegen mich geimpft sei? Ob wir nicht in Dauer-Quarantäne müssten? Immer öfter kommt auch sie wirklich geknickt heim.

Ich habe echt schon überlegt, ob ich meinen Namen ändern lassen soll. Einfach in Corinna, oder so.

Aber das geht nicht so ohne Weiteres – und außerdem gehört er ja zu mir. Mein Leben lang schon. Ich befürchte also, dass ich das aussitzen muss. Und wünsche mir daher vielleicht noch mehr als alle anderen, dass Corona endlich ,vorbei‘ oder eben kein so ganz großes Thema mehr ist.“


Vielen Dank, liebe Corona, dass Du Deine Erfahrung mit uns geteilt hast. Wir wünschen dir und deiner Tochter alles Gute für die Zukunft!

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Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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