„Ich hasse die Kita meiner Kinder – Darum wechseln wir trotzdem nicht“

„Für die meisten Eltern ist der Kita-Start des eigenen Kindes etwas ganz Besonderes. Nach vielen intensiven, gemeinsamen Monaten gibt man das Liebste, was man hat, plötzlich in fremde Hände. Als mein Sohn in die Kita kam, hatte ich schnell ein gutes Gefühl. Das lag nicht zuletzt daran, dass ich mich in seine Bezugsbetreuerin sozusagen ’schockverliebt‘ hatte.

Wir sprachen jeden Tag miteinander und ich hatte eher das Gefühl, dass sie zu einer guten Freundin wurde. Ich gab meinen Sohn also zu einer Person, die mit der Zeit nicht nur ihm, sondern auch mir ans Herz wuchs. Als ich dann mit dem zweiten Kind schwanger war, zogen wir um. Die mir vertraute Kita inklusive der bekannten Abläufe und vertrauten Menschen mussten wir also hinter uns lassen. Ganz ehrlich?

Mir fiel der Abschied scheinbar schwerer als meinem Sohn. Das war eine unglaublich emotionale Zeit für mich und die neue Kita hatte und hat es, zugegeben, schwer mit mir.

Ich merkte schnell, dass ich immer wieder Vergleiche anstellte. Auch nach über einem Jahr habe ich leider zu keiner der Erzieherinnen ein so vertrauensvolles Verhältnis aufbauen können. Zudem macht sich der Personalmangel hier besonders deutlich. An vielen Tagen fehlen einfach die Leute, was mich stresst, da ich oft daran zweifle, dass die vielen Kinder so wirklich gut betreut sind.

In der alten Kita wurden altersgerechte motorische und sensorische Spiele angeboten, es gab Ausflüge, Spaziergänge. In der neuen Kita glaube ich manchmal, ich gebe die Kinder ab und das Einzige, was die Erzieherinnen tun, ist es, darauf zu achten, dass sich niemand verletzt.

In letzter Zeit gibt es auch immer wieder Vorfälle mit anderen Kindern.

Dabei werden bewusst Dinge kaputt gemacht. Meinem Kind möchte ich gar keinen Vorwurf machen. Ich frage dann nur: Wo wart ihr, als das passiert ist? Wie konnte es so weit kommen? Mir gefällt auch der Essensplan nicht. Wie oft möchten sie noch Nudeln servieren?

Die Kita schreibt sich auf die Fahne, nicht verschwenderisch zu sein. Okay, verstehe ich. Deshalb gibt es also nicht nur Montag Nudeln, sondern eben auch am Dienstag und Mittwoch, damit alles verbraucht wird. Doch das verstehe ich nicht. Die Mengen sollten sie doch gut einschätzen können, damit es dann vielleicht am Mittwoch auch mal Reis geben kann.

Was mich ebenfalls stört? Die Kinder sollen sehr viel selbst entscheiden. Ob ein Kind etwas bastelt oder nicht, entscheidet es selbst. Ob es am Morgenkreis teilnimmt oder nicht, entscheidet es selbst. Ob es etwas isst oder nicht, entscheidet es selbst. Bis zu einem gewissen Maß unterstütze ich, dass hier die Selbstständigkeit gefördert wird. Doch was meine Jungs scheinbar aktuell tun, ist es, einfach nur durch die Gegend zu tigern und auch immer mal wieder Quatsch zu machen. Vor Langeweile? Kann sein.

Seit über einem Jahr frage ich mich also immer wieder: Sollten wir die Kita wechseln?

Ich habe mir sogar schon ein anderes Haus angesehen. Warum wir noch nicht gewechselt haben? Meine Kinder gehen gerne in diese Kita. Sie beschweren sich nicht, sie spazieren morgens fröhlich dorthin, sie haben echte Freundschaften gefunden, die wir auch nach der Kita am Nachmittag pflegen. Wenn ich komme, um sie abzuholen, kommt häufig ein: ‚Oh, ich dachte du kommst später…‘ oder ‚Ich möchte aber noch den Turm zu Ende bauen‘ oder ‚Ey, ich knabbere aber noch hier mit.‘

Bin also eher ich das Problem und nicht die Kita? Habe ich zu hohe Ansprüche und Erwartungen?

Ich habe beschlossen, die Kinder vorerst in der Kita zu lassen. Doch ich muss an mir arbeiten und wieder mehr in die Kommunikation gehen. Mit den Erzieherinnen und Elternvertretern zu sprechen, ist unglaublich wichtig. Ich muss loswerden, was in meinem Kopf umherschwirrt und hoffentlich löst sich manche Sorge dann doch schneller auf, als ich es mir gerade vorstellen kann.


Liebe Jenny, wir danken dir ganz herzlich für deine bewegende Geschichte. Wir wünschen dir und deiner Familie von Herzen alles Gute und Liebe für die Zukunft.

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Jana Krest
Obwohl ich ein absolutes Landkind aus der Eifel bin, lebe ich schon seit einigen Jahren glücklich in Hamburg. Hier habe ich nach meinem Bachelor in Medien- und Kommunikationswissenschaften und Soziologie auch noch meinen Master in Journalistik und Kommunikationswissenschaften gemacht. Während meines Studiums kümmerte ich mich frühmorgens, wenn die meisten noch schliefen, bei der Deutschen Presse-Agentur darum, dass die nächtlichen Ereignisse aus ganz Norddeutschland in die Nachrichten kamen. Und ich hatte jahrelang noch den für mich besten Nebenjob der Welt: Die süßen Kinder von anderen betreuen. Nachdem ich Echte Mamas zunächst als Praktikantin kennenlernen durfte, schreibe ich nun als Redakteurin über alles, was Mamas beschäftigt: Von praktischen Ratgeber-Texten über aktuelle Trends bis hin zu wichtigen Recht- und Finanzthemen.

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