„Ich gebe es zu, ich bemuttere meinen erwachsenen Sohn zu sehr.”

„Hallo, ihr lieben Mamas, meine Kinder sind schon erwachsen und mittlerweile hat meine Große mir sogar schon ein goldiges kleines Enkelkind geschenkt. Ich war und bin Vollblut-Mama (und Vollblut-Oma), wie ich immer sage. Ich mag es, mich um andere zu kümmern und fand die Zeit mit kleinen Kindern zuhause toll. Auch heute umsorge ich meine Familie, wo ich kann.

Besonders mein Sohn wird immer noch ausgiebig von mir bemuttert.

Er ist 30 Jahre alt und lebt in der Nähe, deswegen kommt er oft zum Essen vorbei. Wenn er wieder geht, verlässt er das Haus natürlich nicht ohne einen Beutel voller Lebensmittel und den Resten vom Essen, die er sich dann abends oder bei der Arbeit wieder aufwärmen kann. Er nimmt das immer gerne an und ich freue mich, wenn ich ihm etwas Gutes tun kann. Manchmal schmiere ich ihm dann auch noch Brote für den Abend oder bügele seine Hemden.

Meine Tochter, die ja selbst bereits Mutter ist, beobachtet das meistens mit einem Grinsen oder einem Augenverdrehen. Neulich hat sie mich aber mal ganz im Ernst zur Seite genommen und mir eine kleine Predigt gehalten, dass ich meinem Sohn ein falsches Bild vermittle. Sie glaubt, dass er auch von seiner zukünftigen Partnerin erwarten wird, dass sie ihn ‚behandelt wie ein Baby‘.

Sie hat mich daran erinnert, dass er auch früher kaum was im Haushalt machen musste.

Zum einen lag es daran, dass er zwei Jahre jünger ist als sie, aber zum anderen, ich gebe es zu, weil er der Junge war. Ich schäme mich ein bisschen dafür, aber irgendwie habe ich gedacht, dass Haushaltspflichten für ihn nicht so eine Rolle spielen wie für meine Tochter. Es war für mich selbstverständlich, dass meine Tochter ab einem gewissen Alter selbst kocht und putzt und bei meinem Sohn, dass er das nicht selbst machen wird.

Insgesamt ist mein Mädchen deutlich mutiger und selbstständiger als mein Sohn. Und ja, wenn ich das so betrachte, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass ich mit meiner Erziehung dazu beigetragen habe. Manchmal, wenn ich gestresst bin, dann stört es mich auch ein bisschen, dass er es für selbstverständlich nimmt, dass ich immer etwas Leckeres koche, wenn er zum Essen kommt. Nun kommt er mehrmals die Woche, da fällt mir ab und zu nichts ein. Wenn ich ihn dann frage, was er sich wünscht, reagiert er meistens genervt.

Sollte ich das ansprechen?

Mein Sohn hilft auch ab und zu im Garten und ich verbringe gerne Zeit mit ihm, deswegen möchte ich eigentlich nicht, dass etwas anders wird. Aber vielleicht muss ich mich als Mutter etwas zurücknehmen, damit ihm klar wird, dass es nicht selbstverständlich ist, dass er sein Leben lang bemuttert wird? Es ist keine schöne Vorstellung, dass er sich so auch in einer Partnerschaft verhält. Vielleicht tut er sich deswegen auch so schwer, eine Freundin zu finden? Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen, wenn ich darüber nachdenke.

Andererseits macht es mir auch oft Spaß, für ihn zu kochen und ich freue mich, dass er so oft vorbeikommt. In der Vergangenheit musste ich schmerzlich lernen, dass man nicht mit allen Menschen so viel Zeit zusammen auf Erden hat. Es ist ein großes Glück für mich, dass meine erwachsenen Kinder gesund sind und nun bin ich sogar Oma. Vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken über Kleinigkeiten. Schließlich sollte meinem Sohn doch klar sein, dass es einen Unterschied macht, ob er seine Mutter oder seine Partnerin vor sich hat… oder?”


Liebe Angelika, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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