„Hätte ich mich anders entschieden, wäre mein Baby gestorben.”

„Am 03.05. dieses Jahres hatte ich einen Ultraschalltermin, damit ich in der 37. Woche (36+0) nochmal kontrollieren konnte, wie groß und wie schwer mein Sohn in etwa war. Diesen Termin hatte ich extra bezahlt, da ich mit den drei Ultraschallterminen durch war. Es war meine erste Schwangerschaft nach meinen zwei Fehlgeburten, daher war ich generell unerfahren.

Geschätzt wurde mein Baby auf ca. 1600 Gramm, ziemlich wenig, wenn man bedenkt, dass man nur noch 3-4 Wochen vor sich hat. Meine Gynäkologin meinte zu mir, dass sie überlegte, mich ins Krankenhaus zu überweisen, da sein kleines zartes Herz unregelmäßig schlug. Nach Absprache machte sie mir die Überweisung fertig und ich fuhr ins Krankenhaus. Ich dachte, dass die Klinik mich wohl wieder entlassen wird, da das CTG soweit unauffällig war und alles soweit okay schien, doch dem war nicht so…

Sie sagten mir, ich solle eine Nacht da bleiben und morgen nochmal mit dem Oberarzt sprechen.

Nun gut, mein Partner brachte mir dann noch Kleidung und ich ging davon aus, dass sie mich wenigstens morgen dann entlassen werden. Pustekuchen. Ich fand kaum Schlaf, musste nachts noch ans CTG und hatte viele Gedanken in meinem Kopf.

Das Gespräch am 04.05. mit dem Oberarzt war auch nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Wobei ich sagen muss, dass ich im Nachhinein echt verdammt froh bin, dort entbunden zu haben. Er begrüßte mich und klärte mich direkt über den Kaiserschnitt und die Einleitung auf, bevor ich überhaupt geschallt wurde, das gab mir schon zu denken. Doch als er sich den Ultraschall ansah, meinte er, ich müsse mich heute noch entscheiden.

Ich hätte exakt eine Stunde Zeit, um ihm zu sagen, was ich wählen würde.

Ich war überfordert, denn mir wurde gesagt, dass mein Sohn unterversorgt wird. Außerdem machte ich mir Vorwürfe, da ich leider nicht die gesündeste Lebensweise hatte während der Schwangerschaft. Man wüsste auch nicht, wie gut mein Sohn während der Einleitung und somit der natürlichen Geburt fähig wäre, durchzukommen, da er so unterversorgt wurde. Ich rief meinen Partner an, der allerdings schlief und war zwiegespalten, denn ich hatte nie eine OP und wollte doch so gern natürlich entbinden.

Doch irgendwas sagte mir, ich solle den Kaiserschnitt machen. Das war mein Instinkt und so ging ich zum Oberarzt und teilte es ihm mit. Ich hatte panische Angst vor dem Kaiserschnitt, da ich zuvor einen Geburtsbericht gelesen hatte, bei dem eine Mutter unter schlimmen Folgen des Kaiserschnitts litt. In dem Bericht waren die Schmerzen beschrieben und wie die PDA abläuft und als ich die PDA und diesen Blitz im Bein spürte, hatte ich Angst. Was ist, wenn ich nie mehr richtig gehen kann?

Mein Partner war inzwischen dabei und hat mich während des Kaiserschnitts begleitet.

Der Mann, der mir die PDA gab, hat versucht, sich irgendwie zu unterhalten. Aber alles, was in meinem Kopf war, war: Ich möchte meinen Jungen. Plötzlich sagte der Oberarzt ‚Die Nabelschnur ist dreimal um den Hals gewickelt‘, ich wiederholte es, doch bekam keine Antwort. Als sie mir meinen Sohn zeigten, war er blau durch die Unterversorgung und gab keinen Ton von sich.

Der Arzt sagte nach dem Zunähen zu mir, ich hätte mich richtig entschieden. Bei einer natürlichen Entwicklung hätte sich die Nabelschnur stramm um den Hals meines Sohnes gewickelt. Er brauchte Infusionen, wurde verkabelt und in ein Wärmebett gelegt.

Er war nur 1970 Gramm schwer.

Später, als ich den Brief für den Kinderarzt mitbekam, stand auch drin, dass er Atem-Unterstützung brauchte für die ersten acht Minuten. Heute weiß ich, dass er ohne den von mir instinktiv gebuchten Ultraschall-Termin und der folgenden Behandlung eventuell schon in meinem Bauch gestorben wäre oder mit Einschränkungen zur Welt gekommen wäre.

Inzwischen ist mein Sohn sechs Monate alt. Er ist ein fröhliches und aufgewecktes Kind, welches die Welt erkunden möchte. Also, Mamas: vertraut immer auf eure Instinkte, ihr werdet sehen, dass ihr Recht behalten werdet.”


Liebe Samantha, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Tascha
Tascha
3 Monate zuvor

Ich bin so erleichtert, dass es am Ende gut ausgegangen ist!
Viele haben leider verlernt auf ihre Intuition oder das so genannte Bauchgefühl zu hören.
Ich tue mich auch schwer damit, aber arbeite aktiv daran, weil es einfach soooo wichtig ist!

Und ein Kaiserschnitt ist kein Weltuntergang, ich spreche aus Erfahrung.
Mein Sohn musste per Kaiserschnitt geholt werden, weil er nicht ordentlich in’s Becken rutschte und meine Tochter habe ich 3 Jahre später spontan zur Welt gebracht.
Falls also irgendwann ein zweites Kind gewünscht ist, spricht selten etwas gegen eine natürliche Geburt <3

MomOfFour
MomOfFour
3 Monate zuvor

Wirklich herzerwärmend, dass diese Geschichte ein gutes Ende nahm!!🥰

Als Mama kommt es dauernd darauf an, was die innere Stimme sagt. Noch öfter muss sie sehr laut sein, gegen die anderen, die meinen sie wüssten es besser- was natürlich häufig nicht stimmt. Aber woher sollen wir das wissen?
Weiter so Mamas ❤️ wir sind die Experten für unsere Kinder und falls mal nicht, suchen wir uns einen anderen Experten. Aber ungebetene Ratschläge gehören sicher nicht dazu.

Und auch macht es mich traurig, dass viele Menschen gar nicht wissen was Instinkt, Bauchgefühl, Intuition oder selbstwahrnehmung sind.

Vielleicht können wir das für die Zukunft wieder verbessern mit unseren Kindern.