Grippeimpfung für Kinder: In der Pandemie wirklich grundsätzlich sinnvoll?

Wie wir vor kurzem berichtet haben, empfehlen viele Experten wegen Corona, Kinder jetzt grundsätzlich gegen Grippe impfen zu lassen. Denn neben dem Argument, dass Kinder häufig schwer an Influenza erkranken, gäbe es dieses Jahr noch das Argument, dass man auch eine gesellschaftliche Verpflichtung gegenüber anderen hat. Der Gedanke: Jeder, der die Grippe nicht bekommt, schont das Gesundheitssystem für Corona-Erkrankte.

Viele Kinderärzte sind da nun anderer Meinung

Tatsächlich sind aber nicht alle Experten dieser Meinung, wie t-online jetzt berichtet. Dazu geben schon viele Kinderärzte zu bedenken, dass sie gar nicht alle Kinder impfen können – dazu fehle schlicht und ergreifend der Impfstoff. Aktuell gibt es nur 25 Millionen Impfdosen gegen Grippe und dieser Vorrat müsse dringend Alten, Kranken und anderen Risikogruppen zur Verfügung stehen!

Die aktuellen Empfehlungen der Institute gehen auseinander

Jedes Jahr veröffentlicht die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts ihre aktuellen Empfehlungen zum Thema.

Und auch 2020 empfiehlt die Stiko die Grippeimpfung explizit für Kinder, die ein höheres Risiko für Komplikationen besitzen, weil sie unter bestimmten Vorerkrankungen leiden.

Diese Erkrankungen sind z. B.:

  1. chronische Krankheiten der Atmungsorgane (z. B. Asthma)
  2. Herz- oder Kreislauferkrankungen
  3. Leber- oder Nierenkrankheiten
  4. Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten
  5. chronische neurologische Krankheiten (z.B. Multiple Sklerose)
  6. angeborene oder später erworbene Störungen des Immunsystems
  7. HIV-Infektion

Das heißt im Klartext: Es gibt offiziell keine generelle Impf­empfehlung für Kinder in Deutschland.

Die Weltgesundheitsorganisation dagegen hat angegeben, dass sie die Influenza-Impfung ALLER Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren für sinnvoll hält.

So läuft es mit der Grippeschutz-Impfung für Kinder:

Noch ist es gar nicht raus, wann die Grippesaison in diesem Jahr startet. Aller Erfahrung nach beginnt sie Anfang Oktober. Zu diesem Zeitpunkt wird dann auch die Impfung empfohlen – wobei für alle, die sie brauchen, zu spät besser als gar nicht ist. Nach der Impfung braucht der Körper dann rund zwei Wochen, bis er sich richtig gegen die Viren gewappnet hat.

Kinder bis etwa neun Jahre, die zum allerersten Mal im Leben gegen Influenza geimpft werden, erhalten dann zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen.

Es gibt zwei Arten der Impfung für Kinder: Neben dem sogenannten Totimpfstoff, der als Spritze verabreicht wird, gibt es für Kinder auch einen Lebendimpfstoff. Dieser wird als Nasenspray verabreicht. Er ist aber nicht als effektiver und wird daher nicht mehr vorrangig empfohlen.

Kinder vertragen die Impfung in der Regel sehr gut. Was oft passiert: Die Einstichstelle kann vorübergehend etwas wehtun, rot werden oder anschwellen.

Es kann aber auch sein, dass das Kind nach der Impfung müde ist, Fieber bekommt, fröstelt oder schwitzt. Im Normalfall verschwinden diese Symptome nach kurzer Zeit.

Und in ganz seltenen Fällen können allergische Reaktionen auftreten.

Wie soll ich mich entscheiden?

Empfehlungen hin oder her, aber natürlich liegt die Entscheidung über die Grippeimpfung bei den Eltern. Wer sich unsicher ist, sollte mit seinem Kinderarzt darüber sprechen – der kennt das Kind und seine gesundheitliche Geschichte am besten und kann Pro und Contra gemeinsam mit den Eltern abwägen.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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