„Geburts-Trauma: Mein Baby kam auf der Toilette zur Welt.“

„Vor wenigen Wochen kam meine Tochter als Frühchen auf die Welt und zwar ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Für mich war diese Geburt traumatisch und das einzige, was mir hilft, ist, darüber zu sprechen.

Weil meine erste Schwangerschaft schon sehr anstrengend und von frühen Wehen geprägt war, haben mein Mann und ich fast fünf Jahre mit einem zweiten Kind gewartet. Doch auch meine zweite Schwangerschaft war zermürbend: Teilweise musste ich mich bis zu 18 Mal am Tag übergeben und das Wachstum des Baby war nicht so, wie es sein sollte. Also war ich nervlich ziemlich am Ende und wollte mein Kind einfach nur noch sicher in meinen Armen halten.

Ich freute mich auf die Geburt

Ich freute mich richtig auf die Geburt, denn die meines ersten Kindes war wunderschön. Schon nach anderthalb Stunden ohne starke Schmerzen lag meine Tochter damals auf meiner Brust. Mein Partner war die ganze Zeit dabei und wir erinnern uns immer noch gerne an diesen Moment. Die anstrengende Schwangerschaft war mit der Geburt sofort vergessen und genau das erhoffte ich mir auch beim zweiten Mal. Ich war mir sicher, dass es auch dieses Mal schnell gehen würde und plante eine ambulante Entbindung.

In der Vorsorgeuntersuchung in der 36. SSW bereitete meine Ärztin mich schon darauf vor, dass meine Kleine wahrscheinlich zu früh kommen würde. Im besten Fall würde meine Tochter noch etwas an Gewicht zulegen, fügte die Ärztin besorgt hinzu. Doch schon ein paar Tage später fühlte ich mich plötzlich komisch, ich war extrem müde und schlapp und ahnte, dass es bald losgehen würde. Ich legte mich aufs Sofa und um 22 Uhr hatte ich einen Blasensprung.

Die ganze Nacht lang wartete ich auf die Wehen

Mein Partner war nicht zu Hause und ich war alleine mit unserer Großen, nicht mal die Kliniktasche war gepackt. Da brach natürlich kurz Hektik aus, bevor wir alles organisiert hatten, aber schließlich machten wir uns auf den Weg zur Klinik unserer Wahl. Als wir dort ankamen, musste mein Mann wegen des Coronavirus draußen vor der Geburtsstation warten. Weil keine Wehen einsetzten, wurde er schließlich nach Hause geschickt und ich musste auf Station.

Die ganze Nacht über lag ich wach und wartete auf die Wehen, doch ich spürte nichts. Am nächsten Morgen um sieben Uhr ging ich wieder zur Geburtsstation und kam dort ans CTG, kurz darauf sollte die Einleitung beginnen. Auch mein Mann wusste schon Bescheid und wollte pünktlich um acht Uhr da sein. Nach ungefähr 20 Minuten hatte ich plötzlich das starke Bedürfnis auf Toilette zu gehen, die Hebamme warf noch mal einen prüfenden Blick auf meine Werte und stöpselte mich dann ab.

Auf der Toilette spürte ich plötzlich einen komischen Druck

Da ich noch nicht im Kreissaal war, musste ich eine Besuchertoilette nutzen. Solche Toiletten sind aber nicht mit einem Notfallknopf ausgestattet, was sich nur wenige Augenblicke nach Betreten des WCs als verheerend erwies. Kurz nachdem ich mich hingesetzt hatte, spürte ich plötzlich einen komischen Druck und mein Körper begann automatisch zu pressen. Ich fasste mir reflexartig zwischen die Beine und hielt den Kopf meines Babys in den Händen!

Bei mir brach in diesem Moment die blanke Panik aus, ich versuchte mich irgendwie zur Tür zu bewegen, um diese aufzuschließen. Innerlich schickte ich 1.000 Stoßgebete zum Himmel und dann schrie ich so laut wie ich konnte um Hilfe. Zum Glück hörte mich jemand vom medizinischen Personal und eilte herbei. Nur drei Minuten später war meine Tochter schon auf der Welt.

Ich lag in meinen Auswürfen auf dem Fußboden

Das alles war so anders als ich es mir gewünscht hatte: Ich lag mit dem Kopf neben der Kloschüssel in meinen Auswürfen und vor der Toilettentür stand das gesamte Personal der Geburtsstation. Es war einfach nur ein Alptraum und die Vorstellung der schönen Geburt war dahin. Wenig später kam dann auch mein Partner dazu und wurde von der Hebamme informiert. Ich kämpfte dann noch mit der Plazenta, denn die löst sich ohne wirkliche Wehen nur sehr schmerzhaft und mit viel Kraft.

Irgendwann durfte ich dann endlich meine Kleine halten und – das war das Positive – sie musste nicht auf die Kinderstation, da sie zehn Gramm über dem kritischen Gewicht lag. Die meisten lachen, wenn sie die Geschichte meiner Geburt hören: Es sei doch mal Besonderes, einfach eine lustige Geschichte. Doch für mich war diese Geburt traumatisch.

Noch nie hatte ich solche Angst

Zwar hatte ich eine schnelle Geburt ohne Schmerzen, aber ich konnte mich überhaupt nicht vom Schwangersein verabschieden. Noch nie hatte ich eine solche Angst, wie in dem Moment als ich ihren Kopf hielt. Dabei sollte das doch ein wunderbares Gefühl sein! Ich brauchte einige Anläufe und viel Überwindung, um wieder ohne Panik auf die Toilette zu gehen und ich habe immer noch Flashbacks. Ich hoffe, ich kann diesen Schock irgendwann hinter mir lassen.

Bis dahin versuche ich daran zu denken, dass ich gerade ein gesundes Baby bei mir habe.

Liebe Eva, vielen Dank, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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