„Gebt euren Kindern keine skurrilen Namen! Meiner versaut mir mein Leben.“

Moini, ich heiße Rapunzel und keine Sau nimmt mich ernst.

Verdenken kann ich es niemandem. Weil… Nun ja, ich würde auch drüber lachen, wenn sich mir jemand so vorstellen würde – und ich einen normalen Namen hätte.

Es ist bitter, aber wahr: Meine Eltern wollten mir etwas Gutes tun.

Sie wollten vermeiden, dass ich die dritte Daniela im Kindergarten und die fünfte Nicole in der Schule bin.

Danke, Mama und Papa. Echt! Aber hätte es dafür nicht auch ein ein bisschen weniger alberner Name getan? Cosima! Oder Poppy. IRGENDWAS außer RAPUNZEL????

Es gab sicher Zeiten in meinem Leben, in denen ich meinen Namen mochte. Im Nachhinein  würde ich sagen, das waren zwei Jahre im Kindergarten.

Wir lernten gerade die Märchen kennen und zack, war ich etwas ganz Besonderes. Mir war die Hauptrolle gewiss, wenn wir die Geschichte nachspielten, zumal ich damals zur Krönung auch noch ziemlich lange Haare hatte. Ich war so stolz!

Doch spätestens in der ersten Klasse waren Märchen out – und damit auch mein Name. Und ich! Ich weiß noch bis heute, als ich bei der Einschulung aufgerufen wurde. Ein Raunen und Kichern ging durch die Menge. Es fiel mir schwer, Anschluss zu finden, weil es genug Witzbolde gab, die nicht müde wurden, mich zu veräppeln.

Und das zog sich durch die gesamte Schulzeit. Wie oft ich gebeten wurde, mein Haar hinabzulassen? Ich weiß es nicht. Das größte Problem ist ja: Jeder denkt, er sei der erste Schlaufuchs, der auf die Idee kommt.

Als Teenie setzte ich mich dann gegen meine Mutter durch und ließ mir meine Haare raspelkurz schneiden – eine Befreiung! Zumindest für kurze Zeit.

Eines meiner schlimmsten Erlebnisse war aber tatsächlich, als ich mich in einer sowieso sehr empfindsamen Zeit als ,junge Erwachsene´ durch einen One-Night-Stand ablenken wollte.

Das hätte eh nicht geklappt, weil ich nicht der Typ dafür bin. Als der Mann hinterher aber eifrig in sein Handy tippte und mir lachend erklärte, dass er „eine Nummer mit der echten Rapunzel geschoben hätte“, müsse er dringend seinem Freund verraten und „ob ihn das nun offiziell zum Prinzen machen würde?“ – war mein angeknackstes Selbstwertgefühl komplett im Eimer.

So, inzwischen bin ich erwachsen und habe zwei Kinder. Der Spott über meinen Namen wird nicht mehr so öffentlich zur Schau gestellt wie früher. Menschen, die ihn zum ersten Mal hören, grinsen höchstens ein bisschen.

Aber Nachteile verschafft mir Rapunzel nach wie vor – man wird einfach erstmal nicht ernstgenommen!

Ich habe einen Doktortitel und bin in der Forschung tätig. Hier heißt es oftmals, sich durchzubeißen gegen eine Menge mächtiger Menschen (Männer!), die dich kleinmachen wollen. Und das wird ungleich viel schwerer, wenn die Entscheider und Geldgeber vorher schon deinen Namen gelesen haben. Sie haben ein Bild im Kopf, und es ist kein seriöses. Es ist furchtbar ungerecht, aber so ticken Menschen – ich nehme mich da gar nicht von aus. 

Meine Visitenkarten, auf die ich eigentlich stolz sein sollte (ich habe lange hart für diese Position gearbeitet), gebe ich nur ungern heraus.

Und ja, natürlich dürfen sich auch meine Kinder in der Schule jede Menge Mumpitz anhören, wenn ihre Schulkameraden meinen Namen mitbekommen.

Ich kann mir nicht helfen – ich leide unter meinem Namen. Auch mit 41 Jahren kann ich nicht selbstbewusst zu ihm stehen. Auf der anderen Seite aber kann ich ihn irgendwie auch nicht ändern lassen, ich bin nun mal ich.

Ich möchte aber allen werdenden Eltern mit auf den Weg geben, ihren Kindern keinen zuuuu abgefahrenen Namen zu geben. Dann lieber langweilig! Oder eben irgendetwas dazwischen. Denkt immer daran: Selbst, wenn der Name für ein Kind vielleicht süß sein sollte – schon bald ist dieses Kind erwachsen und möchte auch so wahrgenommen werden.“

 

Liebe Rapunzel, vielen Dank für deine Geschichte. Wir wünschen Dir alles Liebe für die Zukunft!

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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Ulli
Ulli
5 Monate zuvor

In den 80ern und 90ern war es bestimmt noch schlimmer als heute einen so ungewöhnlichen Namen zu haben. Heute kommt das ja zumindest öfter vor.
Ich finde den Namen irgendwie total schön. Aber da er echt unglaublich viel Vorlage für Hänseleien mit sich bringt, würde ich meine Tochter niemals so nennen. Als Zweitnamen fände ich ihn ok.
Aber schon als Rufname mit Zweitnamen fände ich ihn ungünstig.

Generell würde ich meinem Kind immer mindestens zwei Namen geben. Es kann ja immer dazu kommen, dass der Erstname eine blöde Assoziation erst später bekommt, weil ihm zb ein Promi trägt. Oder, dass das Kind ihn halt einfach nicht mag.

Monika
Monika
2 Jahre zuvor

Also ich schließe mich meinen Vorschreibern NICHT an und tätige die Aussage, hätte sie doch Ihren Namen ändern lassen. Ich war mit Monika auch nie zufrieden ( ok, es ist noch ein normaler Name aber gemocht habe ich ihn nie ). Man ist eben wer man ist und dazu gehört auch der Name. Ich finde es gut, dass Sie das öffentlich machen denn all zu oft hört man wirklich sehr eigenwillige Namen. Heute ist das noch viel schlimmer …. nehmen wir Kevin oder Chantalle, dass sind Namen die Vorab schon ein komisches Gefühl bei mir hervorrufen. Vielleicht hat sie Ihr Name auch gestärkt ? Sie haben erfülltes Leben mit einem Dr. Titel und 2 Kindern. Und ja sie mussten mit Sicherheit mehr dafür arbeiten. A als Frau und B mit diesem Namen. Ich finde den Namen persönlich sehr schön allerdings weiß ich nicht, wir ich mich als Kind verhalten hätte. Dummer Witze wären sicher auch über meine Lippen gekommen. Meine Tochter heißt Denise und sie ist auch nach 32 Jahren sehr glücklich mit ihren Namen. Liebe Grüße Monika

Susanne
Susanne
2 Jahre zuvor

Ich finde es auch unmöglich wenn Eltern versuchen ihrem Kind einen außergewöhnlichen Namen zu geben und sich dabei gegenseitig übertrumpfen wollen. Dabei entstehen dann solche Namen und die Kinder haben spätestens in der Schule Probleme. Ich frage mich dann immer wie egal einem das eigene Kind sein kann nur um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Nicht der Name sollte etwas besonderes sein sondern das Kind! Aber das vergessen viele.

Anita Nonnenbruch
Anita Nonnenbruch
3 Jahre zuvor

Da frage ich mich : wenn sie darunter so gelitten hat, warum hat sie den Namen Rapunzel – den ich auch ziemlich unmöglich finde ..was für fehlgesteuerte Eltern ! – nicht einfach ändern lassen ??Normalerweise hat doch auch das Standesamt ein Auge drauf beim Eintrag ins Stammbuch. Dass Rapunzel als einziger Vorname offiziell zugelassen wurde wundert mich schon sehr !

Last edited 3 Jahre zuvor by Anita Nonnenbruch
Susi
Susi
3 Jahre zuvor

Hallo! Ich kann das sehr gut nachfühlen. Meine Eltern haben mir den Namen „Susi“ gegeben. Steht so im Pass. Die Begründung war: hätten wir dich „Susanne“ genannt, hätten dich eh alle „Susi“ gerufen. Danke! Jetzt hab ich für immer so einen Klein-Mädchen-Namen.

Nestadren
Nestadren
3 Jahre zuvor

Hmm, naja, da ist der Leidensdruck aber nicht so groß, denn wäre er das, würde sie ihren Namen ändern lassen. Und ja, ich weiß wovon ich rede, denn ich habe meinen Namen aus solchen Gründen ändern lassen.

Hana Mond
Hana Mond
3 Jahre zuvor

@Simon: Dazu schreibt die Autorin „Auf der anderen Seite aber kann ich ihn irgendwie auch nicht ändern lassen, ich bin nun mal ich.“ – sie weiß das also, will es aber nicht. Kann ich auch nachvollziehen …
Am Sinnvollsten ist es wohl, WENN man dem Kind einen ausgefallenen Namen gibt, einen normalen Zweitnamen dazu zu vergeben – für seriöse Zwecke kann man aus einer „Rapunzel Sabine Müller“ dann einfach „R. Sabine Müller“ machen und fertig.

Simon
Simon
3 Jahre zuvor

Man kann seinen Namen auch ändern lassen beim Einwohneramt.