Fruchtbarkeitsfördernde Wirkung einer 100 Jahre alten Therapie bestätigt

Für Paare, die auf natürliche Weise kein Kind zeugen können, ist die künstliche Befruchtung die gängige Methode, doch noch ein Baby zu bekommen. Allerdings ist die sogenannte „In Vitro Fertilisation“ – das ist Lateinisch und bedeutet „Befruchtung im Glas“ – sehr aufwändig und langwierig und dadurch auch sehr teuer.

Doch es gibt eine bereits 100 Jahre alte Behandlung, deren positive Wirkung auf die Fruchtbarkeit jetzt von dem australischen Gynäkologen Professor Ben Mol und seinem Forscherteam bestätigt wurde.

Fun Fact: Professor Mol und sein jüngerer Bruder existieren höchstwahrscheinlich selbst nur deshalb, weil ihre Mutter diese Behandlung bekam.

Die von Mol untersuchte Therapie trägt den komplizierten Namen Hysterosalpingographie (abgekürzt HSG) und wurde 1917 eingeführt – jedoch nur, um die Ursache für Unfruchtbarkeit bei Frauen ausfindig zu machen, nicht um diese damit gleichzeitig zu behandeln.

Bei der HSG wird ein Kontrastmittel in die Gebärmutter und Eileiter injiziert, um diese auf einem Röntgenbild sichtbar zu machen und die Durchgängigkeit der Eileiter zu untersuchen. So können auch Fehlbildungen wie Polypen oder Myome entdeckt werden, welche die Fruchtbarkeit beeinflussen können. Ärzte wandelten diese Untersuchung später ab, indem sie die Gebärmutter und Eileiter auf dieselbe Weise mit Wasser oder Öl spülten. In diesen beiden Formen wird sie auch heute noch regelmäßig angewendet.

Mols brandneue Studie berichtet von 1.119 als unfruchtbar diagnostizierten Frauen im Alter von 18 bis 39 Jahren, bei denen die HSG-Therapie im Zuge der Fruchtbarkeitsuntersuchungen angewendet wurde. Die eine Hälfte wurde dabei mit Wasser, die andere mit einem jodierten Öl aus Mohnsamen behandelt. Innerhalb der nächsten sechs Monate danach wurden aus der Wasser-Gruppe 28 Prozent, aus der Öl-Gruppe sogar knapp 40 Prozent der Frauen schwanger und gebaren später ihre Wunschkinder.

Mol und sein Team konnten also eindeutig feststellen, dass die HSG-Methode die Fruchtbarkeit positiv beeinflusst, und dass dabei auch das Mittel der Untersuchung eine große Rolle spielt: Mit dem Öl scheint die fruchtbarkeitssteigernde Wirkung im Vergleich zum Wasser noch größer zu sein.

Wie genau sich die HSG-Therapie auf die Fruchtbarkeit auswirkt, ist jedoch noch nicht geklärt. Vermutungen, dass dabei Partikel aus den Eileitern gespült werden und so die Durchgängigkeit für die Eizellen verbessert wird, überzeugten bisher nicht. Vermutlich deshalb war die HSG als Fruchtbarkeitstherapie daher auch nicht anerkannt. Das könnte sich nach diesen Ergebnissen ändern.

Eine weitere Vermutung, warum die HSG-Therapie im Schatten der viel aufwändigeren und teureren künstlichen Befruchtung verschwand, äußert Professor Mol im Gespräch mit IFLScience: „In Vitro Fertilisation ist neu und neue Dinge werden häufig eingeführt, ohne dass die alten noch einmal neu untersucht werden.“ Außerdem sei die künstliche Befruchtung für Fruchtbarkeitskliniken profitabler als die HSG-Methode, für die es keine spezielle Expertise braucht.

Erst nachdem Professor Mol die Wirkung der HSG-Methode auf die Fruchtbarkeit untersucht hatte, erzählte ihm seine Mutter, dass sie mit ihm erst schwanger wurde, nachdem sie selbst genau diese Behandlung hatte durchführen lassen.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

Alle Artikel