Frau bereut Mutterschaft: „Werde behandelt wie Mensch 2. Klasse.”

„Ich bereue es, Mutter geworden zu sein”, damit beginnt eine Mama auf Reddit ihre Beichte. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass sie nicht ihr Kind bereut, sondern an den Erwartungen ihres Umfelds verzweifelt. Mit ihrem ehrlichen Text begeistert die Frau das Netz.

„Erst einmal vorweg: Ich bereue mein Kind überhaupt nicht, ich bereue es nicht, sie zu haben und würde sie niemals wieder hergeben. Sie ist anstrengend mit knapp 2, ich schlafe immer noch nur wenige Stunden nachts und trage die hauptsächliche Last der Care-Arbeit. Alles meistens kein Problem, ich habe mich damit arrangiert.“

Es liegt also nicht an ihrem Kind, dass sie es bereut, Mama geworden zu sein.

Was sie daran wirklich stört, bringt sie in den folgenden Sätzen auf den Punkt:

Ich bereue es aber Mutter zu sein, weil ich in meinen ganzen Leben noch nie so häufig verurteilt, bewertet und abfällig behandelt wurde, wie in den letzten Monaten seit ihrer Geburt. Ich habe das Gefühl, ich bin nur noch ein Mensch zweiter Klasse, der häufig als Fußabtreter für wildfremde Menschen genutzt wird, die ihre schlechte Laune an mir auslassen (müssen).“

Und nun holt die genervte Mama richtig aus und nennt auch ein paar Beispiele, die bestimmt vielen Eltern bekannt vorkommen:

Die ganzen verurteilenden Kommentare im Supermarkt.

„Kind möchte lieber an der Hand laufen, statt im Einkaufswagen zu sitzen: ‚Muss das sein? Setzen Sie ihr Kind doch einfach in den Einkaufswagen, wie jeder normale Mensch.‘ Kind in der Trage: ‚Das arme Kind sieht ja gar nichts‘/‚das arme Kind bekommt keine Luft.‘

Kind räumt stolz bei mir auf dem Arm den Einkauf aufs Band (man steht eh in der Schlange und wartet):  ‚Geht das nicht schneller? Ich will meinen Einkauf heute noch aufs Band legen‘ (dazu sei gesagt, dass es eh noch keinen Platz für den Einkauf von der anderen Person gab).”

Doch die Mama ist noch lange nicht fertig.

„Kommentare auf der Straße: Kind läuft artig an der Hand auf dem schmalen Fußweg: Fahrradfahrer beschwert sich, dass man doch einen Kinderwagen nehmen sollte. Es wäre ja viel zu gefährlich; das Kind könne sich losreißen. Kind im Kinderwagen: Kommentar einer älteren Dame, dass das Kind doch auch alleine laufen müsse…”

Ich wurde vor der Geburt von niemandem dafür verurteilt, wann und wie ich arbeite. Jetzt schwanke ich immer zwischen Rabenmutter, die ihr Kind demnächst überlegt in die Krippe zu geben und Schmarotzer, der immer noch nicht wieder Vollzeit arbeitet (Kommentar von Schwiegervater, da ich nur 25 Stunden die Woche arbeite und quasi im Schichtwechsel mit meinem Mann).

Die Liste der Vorhaltungen ist lang…

„Meine Haushaltsführung wurde nie bewertet. Jetzt muss es blitzblank sein; man hätte ja eine Vorbildfunktion und Kinder schlecken ja alles ab. Und wehe ich bitte meinen Mann um Hilfe; der Arme muss ja arbeiten und ich habe mit meinem Teilzeitleben eh viel zu viel Zeit. Nur um mal ein paar Beispiele zu nennen.”

Es gäbe noch zahlreiche weitere Beispiele für nervige Kommentare zu sämtlichen Kinder- und Erziehungsthemen, aber die Auflistung erspart uns die Mama. Ihr Punkt wird klar: „Ich werde von vielen nicht mehr als Person wahrgenommen, sondern nur noch als Mutter, der man scheinbar auch nicht so viel Respekt entgegenbringen muss. Jeder nimmt sich raus, mitreden zu dürfen und dabei vor allem zu verurteilen (Erziehung, Lebensstil, Aussehen, …).”

Für Feedback ist die Frau durchaus offen, aber sie bittet um angemessene Rückmeldungen: „Ich will nicht sagen, dass ich keine Fehler mache, aber konstruktive Kritik ist doch nicht zu viel verlangt, oder?

In den Kommentaren zeigt sich, dass die Mama mit dieser Wahrnehmung nicht alleine ist.

Sie erhält sehr viel Zuspruch und viele Mütter kommentieren, dass sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. „Kenne ich. Habe zwei Kinder (5&8). Ich sage dir gleich; als Mama machst du für die Gesellschaft eh immer alles falsch. Das fängt ja schon bei der Geburt an, wenn sich Frauen für einen Kaiserschnitt entscheiden. Da sind sie ja gleich unten durch.”

Manche haben sogar Tipps für solche Situationen

„Lerne über sowas hinwegzusehen, vertraue dir, deinen Fähigkeiten und wenn solche Sätze von Menschen kommen aus deinem Umfeld, die du evtl. noch öfters sehen musst, weise sie zurecht, dass sie keiner nach ihrer Meinung gefragt hat. Es wird ein Kampf, aber es 1000 Wege ein Kind zu erziehen und damit müssen andere leben.”

Eine andere Mutter rät: „Mir liegt immer ein spitzer Spruch auf den Lippen. Bringt mir zwar keine freudestrahlenden Gesichter ein, aber wer andere Menschen dumm anmacht, der hat eh schon etliche Probleme. Ein paar Beispiele: ‚Wie gut, dass niemand Sie gefragt hat.‘ ‚Hört Ihnen zu Hause niemand zu oder warum quatschen Sie hier ungefragt los?‘ ‚Sie sollten dringend Ihre Meinung für sich behalten. Sie ist unerwünscht.‘

Kennst du diese Situationen ebenfalls? Verrate es uns gerne in den Kommentaren!

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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