„Es war die Hölle”: Eltern müssen totes Baby in ihrem Kühlschrank lagern

Was ein Paar aus London nach einer Fehlgeburt durchmachen musste, ist kaum vorstellbar. Wegen schlimmer Zustände in den Krankenhäusern waren Laura Brody und ihr Partner Lawrence White gezwungen, die sterblichen Überreste ihres Babys im eigenen Kühlschrank zu verwahren.

Als die beiden im vierten Monat der Schwangerschaft erfahren, dass das Baby in Lauras Bauch verstorben ist, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch obwohl das Krankenhauspersonal Laura wiederholt versichert, dass sie ihr Kind nicht zuhause bekommen muss, wird sie letztendlich doch weggeschickt, da im Krankenhaus kein Bett mehr frei ist.

Laura bleibt keine andere Wahl, als das tote Kind im Bad auszutragen

Laura ist also gezwungen ihr Kind auf ihrer eigenen Toilette zu bekommen, wie The Guardian berichtet. Panisch ruft das Paar danach den Rettungsdienst an, der ihnen lediglich mitteilt, dass es sich bei ihrem Fall um keinen Notfall handelt. Sie werden deswegen angewiesen, die sterblichen Überreste ihres Babys in einer Plastikbox zu verpacken und sich damit in die Notaufnahme zu begeben.

Für Lawrence und Laura ist es schon das zweite Mal, dass sie ein Baby verlieren. Sie möchten deswegen, dass der Fötus untersucht wird, um eine Ursache festzustellen. Als das traumatisierte Paar im Krankenhaus ankommt, werden sie in den Wartebereich geschickt. Dort müssen sie stundenlang ausharren – mit den Überresten ihres Kindes in der Tupperdose. „Es war die Hölle”, erinnert sich Laura.

„Die Überreste meines Kindes wurden behandelt wie Müll.”

„Niemand möchte, dass die Überreste seines Babys in einer Tupperbox landen. Das Personal hat die Dose einfach zur Seite geschoben, sie völlig ignoriert und behandelt, als wäre sie Müll”, erinnert sich Laura an die schmerzhafte Erfahrung. Doch es soll noch schlimmer kommen: Spät in der Nacht erfährt das Paar schließlich, dass sie nicht die nötigen Unterlagen dabei haben, damit ihr totes Baby im Krankenhaus gelagert werden kann.

„Sie sagten, wir hätten nicht die richtigen Unterlagen dabei, um die Überreste in die Leichenhalle zu bringen. Was wir merkwürdig fanden, denn es ist doch lächerlich zu erwarten, dass jemand, der gerade zu Hause eine Fehlgeburt hatte, plötzlich den nötigen Papierkram zur Hand hat“, fügt sie hinzu. Vorher habe sie niemand über die Notwendigkeit solcher Unterlagen aufgeklärt.

Baby soll im Mitarbeiterkühlschrank „aufbewahrt” werden

Als dann noch jemand vorschlägt, dass man den toten Fötus notdürftig im Mitarbeiterkühlschrank aufbewahren könnte, ist das Maß voll. Laura erzählt: „Wir wussten nicht, was das bedeutet. Doch angesichts der Tatsache, dass es sich um eine unbeschriftete Box handelte, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie verloren gehen könnte, schließlich hätte es bald einen Schichtwechsel gegeben. Wir wollten nicht, dass die Überreste unseres Babys verschwinden, was unserer Meinung nach sehr leicht hätte passieren können.”

Aus purer Verzweiflung entscheiden sich Laura und Lawrence deswegen dazu, ihr Baby wieder mit nach Hause zu nehmen. Laura räumt den Kühlschrank aus, um Platz für das tote Kind zu machen, „ein einsamer und surrealer Moment”.

Das schockierende Erlebnis ist inzwischen zwei Monate her.

Das Paar entschied sich an die Öffentlichkeit zu gehen, um auf die Missstände im Umgang mit Fehlgeburten aufmerksam zu machen. „Es sollte keine zweite Familie geben, die die Überreste ihres Babys mit nach Hause nehmen muss. Das ist eine Extremsituation und ich möchte, dass das aufhört und niemand sonst das durchmachen muss “, erklärt Laura.

Sie sagt, dass ihre Erfahrung ein Beweis für große Mängel im Gesundheitssystem im Umgang mit Fehlgeburten sei. Außerdem möchte sie auf  die vielen Hindernisse aufmerksam machen, mit denen Frauen in dieser verletzlichen Position zu kämpfen haben.

Besonders schlimm sei für sie der Mangel an Informationen gewesen.

„Wenn ich darauf vorbereitet gewesen wäre, dass es wahrscheinlich in meinem eigenen Badezimmer passieren würde, dass kein Krankenwagen kommen wird, dass wir keine Priorität haben und es  in der Notaufnahme fünf Stunden dauern könnte, dann wäre ich mental vorbereitet gewesen. Es wäre trotzdem schrecklich gewesen, aber dann hätte ich gewusst, was zu tun ist.

Der Greenwich und Lewisham Trust des englischen Gesundheitsdienstes sprach dem Paar inzwischen Mitgefühl aus und kündigte an, die Ereignisse aufzuarbeiten. Das Schicksal von Laura und Lawrence gilt als bezeichnend für den überstrapazierten britischen Gesundheitsdienst, der mit langen Wartelisten für planbare Behandlungen und Operationen sowie Unterfinanzierung zu kämpfen hat.

Wir hoffen, dass das schreckliche Erlebnis des Paares nun zumindest die Umstände für andere Frauen verbessert, die eine Fehlgeburt erleiden.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt. Auch wenn ich selbst keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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