Erste Studien zeigen, was der Lockdown mit Kindern macht

Die Beschlüsse des Corona-Gipfels waren wohl für die meisten keine große Überraschung. Und für alle Eltern doch wieder ein Schreck. Denn Kitas und Schulen bleiben weiterhin geschlossen, zumindest für die meisten Kinder.

Der meist zitierte Satz, den Angela Merkel angeblich während der aufreibenden Verhandlungen mit den Ministerpräsidenten/-innen der Länder gesagt hat, ist wohl: „Das lasse ich mir nicht anhängen, dass ich Kinder quäle und die Arbeitnehmerrechte missachte.“ (Er fiel Berichten zufolge, nachdem Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ihr vorgeworfen hatte, mit zweierlei Maß zu messen: Familien würden unter den Schulschließungen leiden – aber Unternehmen wolle sie in Bezug auf Homeoffice nicht deutlicher in die Pflicht nehmen.)

Kinder quälen ist natürlich nicht das erklärte Ziel der Kanzlerin, das glaube ich ihr sofort! Fakt ist aber, dass die Kleinen ganz schön unter den Maßnahmen der Corona-Pandemie, die uns nun schon fast ein ganzes, verdammtes Jahr begleitet, leiden. Das merken wir Eltern selbst – und nun haben auch wissenschaftliche Untersuchungen unser Gefühl bestätigt, wie Focus berichtet.

Im März letzten Jahres, während des ersten Lockdowns, haben Wissenschaftler von der Uni Koblenz-Landau eine Elternbefragung durchgeführt. Für 4230 Kinder wurde ein Fragebogen ausgefüllt: 43,1 Prozent davon besuchten die Grundschule, 52,6 Prozent eine weiterführende Schule (und von letzteren wiederum 64,9 Prozent das Gymnasium. 4,3 Prozent beinhalten Förderschulen sowie die elterliche Angabe „Sonstiges“.

Jetzt liegen die Ergebnisse der Befragung vor.

Und diese sind bitter. Denn ein Viertel der Eltern gab an, dass das Homeschooling die Beziehung zu ihren Kindern belaste. Die Macher der Studie gehen davon aus, dass es noch vielen, vielen anderen Mamas und Papas so gehe – diese es aber nicht angegeben habe, weil Probleme in de Familie immer noch ein heikles Thema sind.

Doch wieviel Zeit frisst Homeschooling eigentlich? Hier zeigt die Studie, dass 63 Prozent der deutschen Familien täglich drei komplette Stunden damit verbringt. Das alles natürlich neben dem Beruf der Eltern – denn auch der verständnisvollste Chef möchte am Ende die gewohnten Ergebnisse sehen.

Kinderärztinnen und Kinderärzte schlagen Alarm:

Denn natürlich geht die Situation auf Dauer nicht nur den Eltern an die Substanz – es gibt viel mehr kleine Patienten mit Erkrankungen, von denen Kinder eigentlich verschont bleiben sollten (Erwachsene im besten Fall natürlich auch!!!). 89 Prozent der befragten 150 Kinderärzte/-innen gaben in einer Online-Befragung an, dass sie seit der Pandemie psychische Veränderungen bei ihren Patienten bemerken: Schlafstörungen, Depressionen und Antriebslosigkeit würden deutlich häufiger diagnostiziert.

Tragisch: Eltern fragen nach Medikamenten für ihre Kinder

Jede(r) achte Kinderarzt/Kinderärztin berichtete, dass sie von Eltern in der Pandemie vermehrt um Medikamente für ihre „verhaltensauffälligen“ Kinder mit „psychischen Problemen“ gebeten werden. Solche Anfragen erleben besonders Praxen in sozial schwächeren Gebieten: Dort erlebt gut ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte, dass sich Eltern nicht mehr anders zu helfen wissen.

Und wann ist das alles wieder vorbei?

Es ist zu befürchten, dass die Maßnahmen wie Homeschooling & Co. lange ihren Schatten werfen werden.  Vier von zehn Kinderärzten rechnen laut der Befragung damit, dass es wegen Corona zu Entwicklungsverzögerungen kommt. Sie bemerken dies schon jetzt in ihrer Sprechstunde, vor allem bei sechs- bis neunjährigen Kindern im motorischen Bereich. Kognitive Verzögerungen betreffen dagegen eher Kinder zwischen drei und 13 Jahren.

Sie denken: Nach der Rückkehr in Schulen und Kitas werden noch viele Probleme bei Kindern und Jugendlichen ans Licht treten.

Diese Zahlen zeigen, dass eine längere Schließung von Kitas und Schulen zu Lasten der psychischen und physischen Gesundheit der Kinder geht.

Und da die Möglichkeiten zum Homeschooling u.a. auch mal wieder eine Frage der finanziellen Möglichkeiten und dem Background der Eltern ist, wird die Schere der bildungsnahen und -fernen Familien innerhalb unseres Landes auch hier weiter auseinanderklaffen.

Hoffen wir inständig, dass wir den ganzen Spuk in absehbarer Zeit hinter uns gebracht haben – und es schaffen, unsere Kinder möglichst heil durch diese Zeit zu bringen.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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