Mareike Geschichte beginnt wie ein modernes Märchen: große Liebe, gemeinsame Träume – und ein Baby. Doch was als perfekte Zukunft beginnt, entwickelt sich Schritt für Schritt zum emotionalen Ausnahmezustand, wie sie in ihrer Echten Geschichte erzählt. Inmitten von Schwangerschaft, Geburt und Neuanfang steht sie plötzlich allein da – mit einem Baby auf dem Arm und einem gebrochenen Herzen. Was bleibt, ist tiefer Schmerz, aber auch unerschütterliche Stärke.
„Auch jetzt noch, nach knapp zwei Jahren, ist mein Herz so schwer und voller Schmerz, dass ich kaum Worte finde, um zu beschreiben, wie es in mir aussieht.
2022 bin ich im Sommer durch viele Zufälle dem heutigen Vater meines Sohnes begegnet.
Es war magisch, perfekt, so unglaublich surreal, dass man es kaum glauben konnte. Es war Liebe auf den ersten Blick, und es hat uns umgehauen. Tatsächlich genau so, wie man sich immer ausmalt, wie es sein soll, wenn man die Liebe seines Lebens findet.
Ich konnte mein Glück kaum fassen – wir waren wie unzertrennliche Seelenverwandte. Was unser Glück dann krönte, war meine – unsere – Schwangerschaft, bereits nach drei Monaten.
Wir waren geschockt und gleichzeitig so glücklich, dass wir kaum realisieren konnten, was das Universum uns gerade sagen wollte.
Es war wie im Bilderbuch.
Beruflich lebte ich in Hamburg, er in Freising. Da er selbstständig ist, war klar, wo unser Lebensmittelpunkt künftig sein wird. Also packte ich meine Kisten und strich die Segel.
Ich verließ die Stadt, in der ich zehn Jahre zu Hause war, in der ich meine Freunde hatte und in der sich mein gesamtes Leben abspielte. Ich ließ mein glückliches Leben für die Liebe meines Lebens und unsere kleine Familie zurück.
Ich entschied mich, meine Wohnung in Hamburg erst einmal zu behalten – einfach, um jederzeit mit Mann und Kind dorthin zurückreisen zu können.
Diese Entscheidung wurde mir später negativ ausgelegt.
Hochschwanger kugelte ich schließlich in unser neues, gemeinsames Leben – in die Nähe meiner gesamten Familie und in das Haus, das seiner Mutter gehört, aber von uns bewohnt wurde. Es war perfekt. Es war genau das, was ich mir immer gewünscht hatte.
Doch jeder, der im Hochsommer schwanger ist oder war, weiß, wie anstrengend die letzten Wochen sein können – und wie wenig man sich noch wiedererkennt, weil man so damit beschäftigt ist, sein kleines Wunder gesund zur Welt zu bringen.
Ich merkte immer mehr, wie allein ich mich fühlte.
Immer öfter ging ich abends allein schlafen, weil er lieber noch ‚zockte‘ oder bis spät im Laden war. Viel zu tun, klar… ‚Schatz, du weißt, ich bin Gastronom, da kommt man abends eben erst spät nach Hause. Danach muss ich mich erstmal runterfahren – das kann ich beim Zocken am besten.‘
Soweit, so gut. Ich akzeptierte das – wenn auch nicht ganz nachvollziehbar, dass er oft erst um drei oder vier Uhr morgens schlafen ging.
Klar, dann wurde bis mittags geschlafen.
Auch das: akzeptiert. Die Geburt rückte näher und die Sorgen wurden größer. Ich sprach mit Freunden aus unserem neuen Bekanntenkreis. Viele sagten: ‚Ja, das ist normal bei ihm… aber wenn der Kleine erstmal da ist, wird er hoffentlich aufwachen und sich umstellen.‘
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits, dass Alkohol zu seinem Alltag gehörte. Ich akzeptierte auch das. Die Nächte wurden länger – für uns beide. Ich wartete, er tat, was er eben tat. So sehr wünschte ich mir, dass wir abends gemeinsam schlafen gehen würden – um wieder mehr Zweisamkeit zu haben. Immerhin stand die Geburt bevor, und ich wusste, dass es danach nicht einfacher werden würde.
Im Juli 2023 war es soweit: Ich hatte einen vorzeitigen Blasensprung.
Glücklicherweise konnte ich ihn direkt erreichen, und er kam. Er wich bis zur Geburt nicht von unserer Seite – da war sie wieder, diese unglaublich perfekte Symbiose.
Die Geburt verlief traumatisch und unglaublich lang. Nach 53 Stunden, Schmerztropf, Wehentropf, Antibiotika und schließlich PDA musste ich morgens um 5 Uhr in den OP – Sectio. Wir waren erschöpft und emotionalisiert, aber unser kleiner Sohn verzauberte uns sofort – beide gleichermaßen.
Wir platzten vor Stolz.
Doch schon in der ersten Nacht waren mein Sohn und ich allein. Dieses kleine Wunder, mein Ein und Alles, meine kleine perfekte Welt… Und er? Er ging zum ‚Kindsbier‘. Am ersten Abend – in der ersten Nacht – nach der Geburt unseres Sohnes.
In dem Moment wusste ich: Wir würden niemals Priorität in seinem Leben sein. Das Leben, die Freiheit, das Feuer – das war, was ihn wirklich antrieb. Und das ließ sich mit mir und einem Kind wohl nicht mehr vereinbaren.
Die Abwesenheit wurde mit jedem Tag größer.
Die Wiesn 2023 stand bevor – ich dachte, er würde dort mit Lieferanten unterwegs sein. Aber es kam anders. Ironischerweise hatten wir uns genau ein Jahr zuvor dort kennengelernt.
Er kam nachts nicht nach Hause. Am nächsten Tag kam er mittags zur Tür rein – ich stillte gerade. Die gleichen Klamotten wie am Vortag, völlig fertig, kaputt – verkokst und alkoholisiert. Eine gemeinsame Freundin schrieb mir: ‚Es tut mir leid, er war bei mir. Ich habe auf ihn aufgepasst und ihn gebeten, dir Bescheid zu geben.‘
Warum hast du einen frisch gebackenen Vater abgeschleppt, entschuldigst dich bei mir – und lügst mich auch noch an?
Sie war die Freundin seines damaligen besten Freundes.
Sie haben mich in dessen Wohnung betrogen – in der sie selbst lebte. Er war an dem Wochenende zur Jagd in Österreich.
Beide haben es geleugnet. Ich fand das Kokain in seiner Trachtenjacke, die ich im Waschkeller leeren wollte. Es fiel mir buchstäblich auf die Füße – während ich unseren neugeborenen Sohn in der Trage hatte.
Ich stand unter Schock – von dieser Nacht, von der Wahrheit.
Kurz darauf flogen wir in unseren ersten gemeinsamen Urlaub – Fuerteventura. Mit meinen Eltern, damit wir Unterstützung hätten. Ich reiste eine Woche früher mit meinen Eltern, er kam später nach. Diese Woche war für mich die Hölle. Ich wusste, dass er nicht allein war.
Er kam – an einem Abend. Wir saßen mit meinen Eltern im Restaurant, da bekam er ein Bild von ihr. Ich sah es. Ich stand auf, ging – mit meinem Sohn.
Er kam hinterher, lachte, versuchte sich herauszureden.
Aber ich wusste: Es ist vorbei. Meine Therapeutin nennt es ‚Verrat‘. Und das ist das einzig passende Wort.
Zwei Tage nach dem Urlaub stand er nachts im Bad neben mir und sagte: ‚Ich kann das alles nicht mehr – ich habe nichts mehr für dich übrig.‘
Dieser Moment war der schlimmste meines Lebens.
Ich bin zerbrochen. Ich habe mein Herz an den falschen Menschen verschenkt.
Seit Januar 2024 lebe ich mit meinem Sohn wieder in Hamburg – in meiner alten Wohnung, die ich behalten hatte. Zurückzugehen war die beste Entscheidung. Für mein Kind.
Für ein besseres Leben.
Der Vater meines Sohnes war seitdem zweimal hier – zuletzt vor einem Jahr. Er lebt nun mit jener Frau in ‚unserem‘ Haus, fliegt um die Welt, zahlt unregelmäßig Unterhalt, erkundigt sich nie.
Weder zum Geburtstag, noch an Weihnachten. Keine Nachricht. Kein Geschenk. Keine Anteilnahme.
Ich kann bis heute kaum in Worte fassen, wie sehr mich dieser Mensch enttäuscht hat – und es weiter tut. Aber ich bin ihm für eine Sache für immer dankbar: für meinen Sohn.”
Liebe Mareike (Name von der Redaktion geändert), vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!
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