Eltern hochsensibler Kinder: Bitte sorgt gut für euch selbst!

Bevor das eigene Kind auf die Welt kommt, entwickeln sich Bilder und Erwartungen in jedem Elternteil an die Zeit mit ihrem Baby.

Oft sind diese Gedanken geprägt von viel Kuscheln, Freude und Entspannung. Doch manchmal ist der Alltag dann ganz anders als gedacht. Das eigene Baby scheint oft unzufrieden und möchte sich nicht ablegen lassen. Und irgendwie braucht es einfach so viel mehr, als die meisten Kinder im Umfeld. Viele Eltern kommen dann an den Punkt, an dem sie das Gefühl haben, etwas falsch zu machen oder vielleicht sogar schuld daran zu sein.

Alle Babys brauchen Nähe und Sicherheit, das ist in den letzten Jahrzehnten zum Glück immer klarer geworden.

Bindung ist der Schlüssel für eine gesunde und stabile Entwicklung. Jedes 10. Kind scheint jedoch davon einfach nicht genug zu bekommen. Sobald der Kontakt kurz unterbrochen wird, zeigen sie durch Mimik, Gestik und dem gesamten Körper, dass sie damit nicht einverstanden sind. Setzt man sich mit diesem sensiblen Verhalten seines Babys auseinander, trifft man schnell auf Begriffe wie Schreibaby, Regulationsstörung oder Dreimonatskoliken. Diese sind jedoch in der Regel für Eltern weniger hilfreich.

Der Kinderarzt Dr. William Sears prägte gemeinsam mit seiner Frau Martha den Begriff „High need Baby“ und entwickelte damit einen bedürfnisorientierten und liebevollen Blick auf das „Schreibaby“. Er beschrieb diese Kinder als lau­ter, intensiver und bestimmter als an­de­re Ba­bys. Sie sind gefühlt dau­erhaft in Ak­ti­on und wollen nichts verpassen. Ihr Körper ist oft an­ge­spannt und kann sich dadurch schwer selbst beruhigen. Diese Babys for­dern die Erfüllung ihrer Be­dürf­nis­se mit Nach­druck ein. Und auch schlafen geht in der Regel nur mit viel Unterstützung.

Für die Eltern dieser sensiblen Kinder kann der Alltag extrem anstrengend und belastend sein, denn sie fordern (fast) 24 Stunden täglich Aufmerksamkeit und Bindung ein.

Eltern von Highneed Kindern fühlen sich oft überfordert und haben das Gefühl, alles falsch zu machen. Egal was sie tun, sie können ihr Baby nicht zufriedenstellen. Dadurch entstehen oft Gefühle von Scham und Schuld. Dieser Teufelskreis, der dann entsteht, ist die größte Hürde für die Familie – insbesondere oft für Mütter, die meist die erste und einzige Bindungsperson für ihr Baby sind.

Während sich also Eltern oft mit der Frage beschäftigen “ Wie kann ich meinem Kind helfen? ”, kann es sinnvoll sein auch zu schauen: „Was brauche ich gerade?“.

Denn auch wir Erwachsene haben unterschiedliche Temperamente und sind mehr oder weniger stark sensibel. Das ist auch oft ein Grund, warum Eltern in Konflikte geraten können. Während manche Elternteile durch ihre eigene Empfindsamkeit die Gefühlswelt ihrer Kinder besser nachvollziehen können, kann es gleichzeitig passieren, dass sie durch diese Emotionsstürme öfter selbst ein Gefühl der Überreizung spüren, als Elternteile, denen es leichter fällt sich abzugrenzen. Diesen fällt es dann manchmal etwas schwerer, das starke Temperament ihrer Kinder nachvollziehen zu können. Es kann absolut hilfreich sein, sich selbst hier einzuordnen, um die eigenen Gefühle besser zu verstehen. Wichtig ist jedoch zu wissen: Kein Elternteil ist wegen seinem Temperament besser oder schlechter. Es kann sogar sehr hilfreich sein für Kinder zu erleben, dass sie verstanden werden und gleichzeitig Halt und Sicherheit durch eine innere Klarheit zu bekommen.

Egal wo sich Eltern jedoch einordnen: Ein sensibles Kind zu begleiten kann anstrengend sein und die ständig wechselnden Gefühlslagen des Kindes können zu großen Anspannungen führen.

Da der Alltag dadurch unberechenbar erscheint, sind viele Elternteile nach einiger Zeit ständig in Hab-Acht-Stellung, damit sie bereit sind, auf ihr Kind so schnell wie möglich reagieren zu können. Dies strengt das Nervensystem jedoch extrem an und gibt kaum die Möglichkeit, Entspannung zu finden. Und genau diese dauerhafte Belastung kann zu starkem Stress führen. Eltern spüren das z.B. durch Verspannungen im Nacken, einen angespannten Kiefer, Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder eine dauerhafte Unruhe. An diesem Punkt ist es absolut wichtig, gut für sich zu sorgen.

Denn nur wenn Eltern selbst entspannt sind, können sie auch ihrem Kind helfen, sich und seine Gefühle zu regulieren.

Eine Möglichkeit der Selbstregulation kann zum Beispiel sein, sich im Hier und Jetzt zu orientieren. Dabei lohnt es sich, seinen Fokus auf seinen Atem zu richten und tief in den Bauch zu atmen. Währenddessen einfach den Blick durch das Zimmer streifen lassen und die Situation wie eine Art Gemälde betrachten. Was sich erstmal komisch anhört, ist absolut wirksam und auch mit sehr sensiblen Babys machbar. Durch das Betrachten bekommt das Nervensystem die Rückmeldung: Du bist in Sicherheit und die Bauchatmung lässt zusätzlich den Herzschlag langsamer und die Anspannung weniger werden.

„Mein sensibles kleines Wunder: Wie Eltern von High Need- und Schrei-Babys gut für ihr Kind und sich selbst sorgen“ von Marei Theunert, 19,99 Euro, GU Baby

Mehr Entspannungsmethoden für Familien mit sensiblen Babys findet man übrigens im neuen Buch von Marei Theunert. Sie ist Pädagogin und Familientherapeutin und zeigt in ihrem Buch „Mein sensibles kleines Wunder“* betroffenen Eltern, warum ihr Baby so „anders“ ist als andere Kinder und, dass dies keine Frage von Schuld ist. Eltern lernen, ihr Baby liebevoll darin zu unterstützen, seine Gefühle zu regulieren und ihren Alltag mit gefühlsstarkem Baby zu meistern.

Wenn Eltern allein nicht weiter wissen, ist es sinnvoll Hilfe zu suchen:

Bei individuellen Themen lohnt es sich,  eine Fachkraft mit ins Boot zu holen. Jede Familie ist einzigartig und braucht unterschiedliche Hilfe.

Möchtest du wissen, ob dein Baby sensibel ist? Auf der Plattform www.Gefuehlvolle-Familien.de gibt es dazu einen Test. Außerdem findest du dort gleichgesinnte Familien und Experten, die mit Impulsen und Lösungsansätzen gefühlvollen Familien zur Seite stehen.

 

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Unsere Gastautorin:

Marei Theunert bietet Einzel-, Paar und Familientherapie an. Sie ist Dreifach-Mama, Diplom-Pädagogin, Buchautorin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie ist Mutter eines kleinen Sohnes. Unter www.elbfamilienglueck.de ist sie erreichbar.

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Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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