Eichenprozessionsspinner: Kinder sind besonders gefährdet

Er ist nur wenige Zentimeter groß, aber fies wie ein Riese: Der Eichenprozessionsspinner verbreitet in Deutschland Angst und Brennhaare.

Während er noch vor wenigen Jahren kaum vorkam, hat er sich inzwischen – Klimawandel sei dank – fast im ganzen Land eingenistet. Der unscheinbare, graue Nachtfalter mit den schwarzen Linien auf dem Flügeln legt seine Eier in die Baumkronen von Eichen. Bis zu 200 Eier können das pro Schmetterling sein. Noch im Herbst entwickeln sich daraus Jungraupen, die im Frühjahr schlüpfen. Dann sind sie erstmal nur für die Eichen lästig, die sich bei hohem Befall durchaus schwer tun können, sich von den gefräßigen Raupen wieder zu erholen. Die haben nämlich viel Hunger, schließlich haben sie viel vor sich: Fünf Entwicklungsstadien sind es, bis sie zum Falter werden.

Die Brennhaare sind tückisch

Ab dem dritten, in das sie meistens im Mai kommen, werden sie auch den Menschen lästig. Dann bilden sich nämlich ihre Brennhaare und die sind fies: Sie brechen leicht ab, sind sehr fein und damit kaum zu sehen, haben einen Widerhaken und enthalten überdies noch ein Nervengift. Bei Gefahr werden sie abgeworfen, treffen den Feind oder werden vom Winde verweht.

Das wird vor allem Hunden zum Verhängnis, die die Raupen mit ihren Nasen anstupsen, aber auch für Menschen sind die Haare nicht ungefährlich. Dabei ist der direkte Kontakt mit der Raupe eher unwahrscheinlich, meistens merkt man gar nicht, dass sie es war, die den plötzlichen starken Juckreiz verursacht. Das kommt daher, dass die Haare vom Wind mitgetragen und auf die Haut der Menschen geweht werden. Die bildet einen Hautausschlag, der recht verschieden aussehen kann. Von einer Hautentzündung bis zur Bildung von Quaddeln kann alles dabei sein. Meistens aber sieht man kleine Knötchen, die fast wie Insektenstiche aussehen.

Risikogruppe Kinder

Leider beschränken sich die Reaktionen nicht nur auf die Haut. Werden die Härchen eingeatmet, kommt es zu Hustenanfällen, Bronchitis oder Asthma. Gelangen sie in die Augen, werden auch diese stark gereizt.

Bei empfindlichen Personen kann es zu Fieber kommen, auch allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock sind möglich.

Ausgerechnet Kinder, die ja fast täglich draußen unterwegs sind, gehören zu einer Risikogruppe. Bei ihnen können die Reaktionen wie der Hautausschlag besonders heftig ausfallen. Außerdem besteht die Gefahr, dass sie tatsächlich eine Raupe finden und mit ihr spielen wollen – eine fatale Idee.

Trotz Schmetterlingsstadion ist die Gefahr nicht vorüber

Ende Juli ist der Spuk dann vorbei, zumindest fast. Dann verpuppen sich die Raupen und die Schmetterlinge fliegen davon. Sie sind zwar ungefährlich, doch ihre Taten als Raupen wirken nach. Denn in ihre Nester haben sie viele Brennhaare eingewebt, und die können sich mit Hilfe des Windes im Laufe der Zeit ebenfalls auf ihren Weg durch die Luft machen. Ihr Gift wirkt auch nach Jahren noch.

2019 gab es schon einige Zwischenfälle, die für Kinder im Krankenhaus endeten: In Mühlheim in Nordrhein-Westfalen wurden neun Schulkinder bei einem Sportfest verletzt, sechs davon zum Hausarzt geschickt, drei davon ins Krankenhaus eingeliefert. In Bretten, in Baden-Württemberg wurden zwei Schulen evakuiert, 29 Schüler kamen mit allergischen Reaktionen ins Krankenhaus.

Inzwischen bundesweit verbreitet

Das zeigt leider schon die Problematik: Inzwischen ist man bundesweit nicht mehr sicher vor den Tierchen. In ganz Deutschland und im Osten Österreichs sollte man Eichenwälder in den Sommermonaten besser meiden.

Aber auch in Städten kann man mit den Brennhaaren in Berührung kommen. Eichenprozessionsspinner lieben nämlich alleinstehende Eichen, weil diese besonders viel Sonne abbekommen. Die Lichter der Stadt sorgen außerdem dafür, dass die nachtaktiven Tiere sich sehr angezogen fühlen. Während sie in der Stadt auch in den unteren Schichten der Bäume ihre Nester bauen, bevorzugen sie im Wald die obersten.

Dass es zu dieser Massenausbreitung kam, verdanken wir, wie bereits erwähnt, dem Klimawandel. Heiße Sommer, wärmere Winter und mehr Regen in April und Mai, das freut die kleinen Tierchen und sorgt für optimale Lebensbedingungen.

Ebenfalls dem Menschen geschuldet ist das Vogelsterben, welches dem Eichenprozessionsspinner sehr zugute kommt, sind doch Kohlmeise, Sperling, Pirol und Kuckuck seine natürlichen Feinde. Auch auf dem Speiseplan der Fledermäuse stehen sie.

Und damit wäre doch schon ein perfektes Projekt für den nächsten Regennachmittag geboren, das zusätzlich der Allgemeinheit dient: Nistkästen bauen und in der Nähe der nächsten Eichen anbringen.

Rebecca
Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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