Du brauchst eine kleine Pause von der Familie? So klappt´s!

„Eine einzige Woche, nur für mich. Ohne Verpflichtungen, ohne sprechen zu müssen, ohne Kompromisse, ohne mich um jemanden kümmern zu müssen, nur die Dinge tun, die ich wirklich mag… Dann wäre ich wieder frisch, leistungsfähiger und total gechillt.“ 

Kennt ihr diese Gedanken? Ich ja – es sind nämlich meine. Die sich immer mal wieder in meinen Kopf mogeln, wenn sich alles ein wenig viel anfühlt.

Wir lieben unsere Kinder, das steht gar nicht zur Diskussion. Dasselbe gilt (hoffentlich) für unsere Partner*innen, wenn es die in unserem Leben gibt. Aber trotzdem, auch bei all der Liebe brauchen wir ab und zu auch mal eine Pause von unserer Familie. In der es nur um uns geht, wir nicht ständig auf jemanden reagieren müssen. Das ist normal, aber leichter gesagt als getan, oder?

Warum es die Mühe, eine Pause zu organisieren, wert ist

Von der eigenen seelischen und körperlichen Gesundheit und dem Gefühl, noch man selbst zu sein, mal ganz abgesehen: Auch, wenn vielleicht erstmal alle anderen Murren – wenn eine Mama sich eine Pause vom Familienleben gönnt, profitieren am Ende alle davon.

Den Partner / die Partnerin sehen wir vielleicht wieder mit ganz anderen Augen, wenn wir mal ohne ihn / sie unterwegs sind. So kann es beispielsweise passieren, dass eine Mama von einem Wochenend-Trip nach Hause kommt und merkt: „Ich habe ihn vermisst. Er duftet so gut. Und ist noch genauso sexy wie bei unserer ersten Begegnung, warum habe ich das so lange nicht mehr bemerkt?“ Wenn aus Mann und Frau zusätzlich Papa und Mama werden, verschieben sich oft eben erstmal die Prioritäten.

Und die Kinder? Auch sie kommen in den Genuss einer ausgeruhten Mama, die mental wieder in Balance ist. Und sich viel besser Kümmern kann und mag, wenn sie sich selbst nicht aus dem Blick verliert und die Batterien voll sind. Es gibt dazu den schlauen Spruch: „Man kann nicht aus einem leeren Becher einschenken.“

Wie geht man Pausen am besten an, wenn man sie sich bisher nie gegönnt hat?

Als erstes muss die innere Einstellung stimmen, damit man seine Auszeit auch genießen kann. Denn wenn das schlechte Gewissen die ganze Zeit piekst, dann klappt es nicht mit dem Abschalten. Es muss ganz tief die Überzeugung herrschen: Zeiten für sich selbst sind nicht egoistisch – sie sind überlebenswichtig! Ja, wirklich!

Als erstes sollte man dafür mit seinem/r Partner*in sprechen. Und das heißt nicht, ihn/sie um Erlaubnis zu bitten! Man lebt in einer Partnerschaft, nicht in einer Beziehung, in der einer über den anderen bestimmen kann. Man kann ganz offen kommunizieren, warum man künftig Pausen braucht – und dass diese ganz sicher nichts damit zu tun haben, dass man ihn/sie nicht mehr liebt oder mit dem eigenen Leben unzufrieden ist. Dazu kommt: Vielleicht braucht er/sie ja auch regelmäßige Auszeiten? Das kann man dann gleich besprechen.

Mit den Kinder sollte man dann sprechen, wenn man die „Rahmenbedingungen“ der Auszeit festgelegt hat. „Mama geht jetzt zweimal die Woche abends zum Sport.“, „Ich gehe jetzt mit Babsi einen Kaffee trinken, bin zum Abendbrot aber zurück!“ oder „Ich bin das Wochenende über weg, am Montag morgen kann ich euch aber wieder zur Kita wecken!“. Wenn man sich an diese Zusagen hält, stärkt das das Vertrauen der Kinder und macht ihnen die Trennungszeit viel leichter – denn Mama kommt ja immer wieder!

Wie genau können solche Pausen denn aber aussehen?

Da gibt es „von bis“, je nachdem, was wirklich Erleichterung verschafft und sich möglichst stressfrei umsetzen lässt. Am besten horcht an einmal ganz in Ruhe in sich hinein, worauf man wirklich Lust hat und was man gerade braucht. Eher ganz viel Ruhe – oder mal Action, um auszubrechen?

• Man kann sich ein neues Hobby zulegen, etwas ausprobieren, dass man schon immer kennenlernen wollte. Ob man nun zum Kampfsport-Training ins Gym geht oder sich – wenn das WIRKLICH ungestört funktioniert – ins Schlafzimmer zurückzieht, um einen Onlinekurs zu besuchen, ist reine Geschmackssache.

• Wellness ist der Klassiker, aber eben auch unheimlich effektiv, wenn es darum geht, abzuschalten und sich etwa Gutes zu tun: Massagen, Sauna, Kosmetikbehandlungen…

• Regelmäßige Spaziergänge. Alleine.

• Abends alleine Fernsehen.

• Alleine Essen. Eine komplett heiße Mahlzeit. Was einem am besten schmeckt. Ohne Gezappel am Tisch, ellenlanges warten auf die langsamsten Mit-Esser. Ohne Pausen, weil das Kind grundsätzlich aufs Klo muss, wenn man isst.

• Ein Wochenende in einem Hotel. Alleine oder mit einer Freundin.

• Zwei Stündchen alleine in einem Kaffees sitzen, mit einem Buch, Leute gucken, die Gedanken schweifen lassen…..

Die Liste der Möglichkeiten ist wirklich unendlich. Und die „perfekte“ Auszeit komplett individuell.

Wann ist meine Sehnsucht nach Auszeiten nicht mehr „im Rahmen“, wann die Reaktion meiner Familie nicht?

• Wenn das Nach-Hause-Kommen ein Problem wird, weil sich das Innere dagegen sträubt, sollte man sich zumindest weitergehende Gedanken machen. Stimmt etwas in der Partnerschaft nicht mehr? Oder ist das ein Zeichen dafür, dass regelmäßige Pausen einfach nicht mehr kompensieren können, was auf einem lastet? Benötigt man Unterstützung im Haushalt, Veränderungen im Job, mehr emotionale Nähe…?

• Wenn der/die Partner*in einem Steine in den Weg legt bei den neuen Plänen, besitzergreifend und eifersüchtig reagiert oder sich gar bedroht fühlt, steckt der Wurm in der Beziehung. Hier besteht Redebedarf – vielleicht mit der professionellen Unterstützung eines Paar-Therapeuten o.ä.?

• Gleiches kann gelten, wenn die Kinder extrem darauf reagieren, wenn man weggeht und es auch im Laufe der Zeit nicht besser wird. Besteht hier ein Bindungsproblem? Haben die Kinder ein Problem der Person, die in unserer Abwesenheit auf sie aufpasst?

Auch, wenn es nicht immer der leichteste Weg ist, sie anzuleiern: Kleine Pausen von der Familie sind gesund und machen glücklich – im besten Fall umso glücklicher, wenn man dann zurückkehrt.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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