„Darf ich der veganen Freundin meiner Tochter heimlich Fleisch geben?”

Immer mehr Familien entscheiden sich dazu, zumindest ab und zu vegane oder vegetarische Gerichte in ihren Alltag zu integrieren. Manche Eltern gehen sogar noch einen Schritt weiter und streichen tierische Produkte komplett aus dem Speiseplan.

Dann sind nicht nur Fisch und Fleisch, sondern auch Milch und Eier tabu.
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Hast du schon über eine vegane oder vegetarische Ernährung nachgedacht?x

Doch ist es wirklich gesund, Heranwachsende streng vegan zu ernähren? Hier scheiden sich die Geister. Das zeigt auch eine Diskussion auf Reddit, die durch die Beichte einer fleischliebenden Mama ausgelöst wurde. Sie schreibt in ihrem Beitrag, dass sie einer Freundin ihrer Tochter heimlich Fleisch gibt, obwohl ihre Familie streng vegan ist.

Freundin der Tochter sei „auffallend klein und bleich“

„Meine Tochter und ihre Freundin M. sind beide 12 Jahre alt und übernachten gerne beieinander“, erklärt die Mama. „Die Familie von M. ernährt sich streng vegan, sie darf nicht mal Milch trinken. Ihre Eltern sind nette Menschen, aber ein wenig neurotisch.” Außerdem macht der Mama offenbar Sorgen, dass die Freundin ihrer Tochter zwar ein fröhliches Mädchen sei, aber auffallend bleich und klein. „Ich denke, das hängt mit der Ernährungsweise ihrer Familie zusammen”, schlussfolgert die Frau bei Reddit.

Also fasst die Mama einen folgenschweren Entschluss: Immer wenn die Freundin der Tochter zu Besuch ist, kocht sie ein besonders üppiges Fleischgericht und stellt auch andere tierische Produkte auf den Tisch: „Letztes Wochenende machte ich Cheeseburger und Steak für sie und stellte ihnen ein großes Glas Milch hin. M. liebt das und fragt immer, ob sie noch mehr bekommen kann.”

„Immer, wenn sie nach Hause fährt, hat sie einen gesunden Glanz im Gesicht.”

Zwischendurch reicht sie dem Mädchen außerdem Trockenfleisch als Snack und zum Frühstück gibt’s eine große Portion Rührei mit Speck. Obwohl sie so klein sei, würde M. erstaunliche Mengen davon runterschlingen. Die Mutter ist überzeugt: „Immer, wenn sie nach Hause fährt, hat sie einen gesunden Glanz im Gesicht.”

Trotzdem ist der Frau offenbar bewusst, dass sie mit ihrem Verhalten womöglich eine Grenze überschreitet. Sie vermutet außerdem, dass die Kleine Ärger bekommen könnte, wenn herauskommt, dass sie Fleisch gegessen hat: „Ich sollte das wahrscheinlich nicht tun, aber ich finde, dass M. unterernährt aussieht (nichts gegen Veganer). Ich vermute, dass sie ihre Eltern darüber anflunkert, was sie bei uns gegessen hat. Ist es OK, dass ich ihr Fleisch gebe?”

Heftige Kritik für das Verhalten der Mutter

Das Echo auf Reddit folgt prompt: „Kein Erwachsener sollte ein Kind dazu drängen, Geheimnisse vor seinen Eltern zu haben. Das ist extrem unangemessen”, kommentiert jemand. Eine andere Person schreibt: „Außerdem: So funktioniert Essen einfach nicht. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sich ein kleines, blasses Kind innerhalb eines 24-stündigen Besuchs in ein gesundes, strahlendes Abbild von Gesundheit verwandeln kann.”

Einige User stellen auch die „gute Absicht” der Mutter infrage: „Du verurteilst ihre Familie und deren Ernährungsweise. Und du machst das Ganze aufgrund einer fehlgeleiteten Form von Aktivismus: Du denkst, du bist hier die Heldin, die sie vor Ungerechtigkeit rettet (…) Du bist aktiv und absichtlich ihren Eltern gegenüber respektlos!

Was denkt ihr darüber?

Dass sie eine derart heftige Welle der Empörung auslöst, damit hat die Mutter wahrscheinlich nicht gerechnet. Uns interessiert eure Meinung zum Thema: Ist das Verhalten der Frau völlig fehl am Platz oder findet ihr es nachvollziehbar? Verratet es uns gerne in den Kommentaren!

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Liz
Liz
2 Jahre zuvor

Auch wenn ich selbst nicht vegan lebe, finde ich das unmöglich. Die Dame versetzt das Kind in ein unnötiges moralisches Dilemma, es bekommt das Gefühl, seine Eltern belügen zu müssen.

Zudem wird aus dem Text nicht ersichtlich, ob das Kind die Fleischgerichte nicht vielleicht nur verspeist, weil es zu höflich oder zu schüchtern ist, nach etwas anderem zu verlangen – oder weil es Angst hat, sonst gar nichts zu essen zu bekommen. Vegane Alternativen scheinen ja gar nicht erst angeboten zu werden und ein Übernachtungsbesuch ist lang.

Ginge es der Mutter tatsächlich primär um das Wohlergehen des Kindes, könnte sie sich z.B. über gängige Nährstoffmängel bei falscher veganer Ernährung sowie deren Bezug aus pflanzlichen Quellen informieren und dem Kind beim nächsten Besuch ein ausgewogenes veganes Essen vorsetzen, das genau diese Nährstoffe besonders beinhaltet.

Bei großer Sorge könnte sie auch mal die Eltern ansprechen und ihre Befürchtungen äußern. Wobei meiner Erfahrung nach gerade vegan lebende Menschen sich meistens sehr intensiv mit der Nährstoffzufuhr beschäftigen und auf eine entsprechend ausgewogene Ernährung achten, die z. B. ausreichend Eisen und Eiweiß aus pflanzlichen Quellen enthält.

Inzwischen ist auch bekannt, dass man auch Kinder sehr wohl ohne Mangelerscheinungen vegan ernähren kann, sofern man auf die Nährstoffe achtet und B12 zugibt.

Die Dame hat vielmehr Vorurteile gegenüber der Lebensweise der anderen Familie und zwingt dem Kind ihre eigene Ernährungsideologie ungefragt auf. Ihr geht es sicher nicht primär um das Kindeswohl, auch wenn das ihre Ausrede ist.

Die tolle fleischreiche Ernährung, die diese Dame dem Kind vorsetzt, ist zudem alles andere als gesund. Cheeseburger, Speck und Trockenfleisch enthalten jede Menge Fett und Salz – wenn es sich um Fertigprodukte handelt, außerdem Zucker und Geschmacksverstärker – und bei der Zubereitung entsteht Acrylamid, das evtl. krebserregend ist. Wenn sie ihr eigenes Kind vorwiegend so ernährt, wird es sich wahrscheinlich spätestens im mittleren Alter mit allen möglichen Zivilisationskrankheiten herumschlagen dürfen.