Faul, fauler, am faulsten: Gestern bestellte ich thailändisch, heute italienisch. Ich schaufelte einen Teil meiner öligen Pasta und einen Teil meines üppigen Salates in eine Tupperdose und legte diese zur Seite. Heute Abend kann meine Tochter die Reste meines Lieferkrams aufessen. Der Wäschesack mit der sauberen Wäsche steht im Flur rum und wartet auf Sortierung, während der Wäschekorb mit der Schmutzwäsche aus allen Nähten platzt. Geöffnete und ungeöffnete Briefe sind auf dem Tisch verteilt, die Küche versinkt im Chaos aus schmutzigem Geschirr und unausgeräumter Spülmaschine.
Das Spielzeug meiner Tochter liegt genauso auf dem Wohnzimmerboden verteilt, wie sie es gestern Abend hinterlassen hat. Wenn ich sie gleich aus der Kita hole, kann sie da weitermachen, wo sie aufgehört hat. Ihre schmutzigen Winterstiefel werde ich nicht putzen.
Wieso? Weil ich einfach mal faul sein möchte!
Egal ob wir Vollzeit arbeiten, Teilzeit arbeiten oder Hausfrau sind, wir Mamis tendieren dazu, viel zu viel zu machen. Letztens las ich einen Beitrag einer Mutter auf Facebook, die in die Gruppe fragte, wer wie viele Stunden am Tag mit Haushalt verbringt. Ich war schockiert wie viele fleißige Bienchen da draußen rumschwirren. Natürlich gibt es genug Mamas, die gerne putzen und die Zeit dafür haben. Doch Mamasein bedeutet von Haus aus, dass wir neben unserer Arbeit (was auch immer diese sein mag) bereits eine wichtige Vollzeitstelle ausfüllen – ohne Pausen und ohne bezahlten Urlaub: Das Mamasein. Wir kümmern uns ununterbrochen.
Jeder von uns hat mal eine Pause verdient, daran ist nichts Verwerfliches. Viele Frauen unter uns neigen zum Perfektionismus, mehr als unsere Männer. Wir wollen in der Arbeit gute Leistung bringen, für ein sauberes, wohliges Zuhause sorgen, immer für unsere Kinder da sein und wenn schon nicht für uns selber, dann wenigstens für unsere Kinder ein gesundes Essen auf den Teller zaubern. Wer tagsüber keine Zeit dafür hat, versucht an den Wochenenden oder an den Abenden so gut es geht den Haushalt zu schmeißen. Die Männer werden geschimpft, sie helfen zu wenig. Klischee? Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht.
Die beste Möglichkeit die wohlverdiente Pause einzulegen, ist nun mal den Haushalt hin und wieder ruhen zu lassen. Geringster Schaden mit größtmöglicher Zeitersparnis.
Ich zumindest nehme mir hin und wieder vor, einfach mal faul zu sein und fünf gerade sein zu lassen. Mein Kind wird nicht krank oder dauerhaft essgestört, wenn es ein Mal die fettigen Nudeln vom Lieferdienst zum Abendessen bekommt. Die Bude bricht nicht zusammen, nur weil sie paar Tage unordentlich ist. Die Welt geht nicht unter, weil Mama beschloss, heute mal nichts zu machen.
Zusätzlich zum Hin-und-Wieder-Faulsein gehe ich einmal pro Jahr für drei Tage in Wellness-Urlaub – ganz alleine. Ich lasse es mir in einem Hotel gut gehen und kümmere mich um nichts. So egoistisch bin ich, genau drei Tage im Jahr.
Wenn Wellness bei mir aus finanziellen Gründen nicht mehr machbar sein sollte, dann nehme ich mir trotzdem die drei Tage frei, am besten im Sommer. Ich verbringe diese wertvollen Tage mit meinem Lieblingsbuch im Park, genieße die Sonne – liege einfach nur da, schließe die Augen und denke an meinem Lieblingsort am Meer, in den Bergen, wo auch immer.
Ich schalte meine „Ich muss das noch erledigen“-Gedanken ab und bin einfach mal faul. Es hilft.
Nach solchen Entspannungstagen kehre ich wieder entspannter in den Alltag zurück und, wenn es stressig wird, dann schließe ich die Augen für eine Minute (oder eine halbe) und denke genau an diese Tage, an denen ich im Hotel oder auf der Wiese lag.